1. - S wie Startaufstellung

"Um ehrlich zu sein, dachte ich, Red Bull würde dieses Wochenende dominieren", spricht Fernando Alonso vielen Betrachtern aus der Seele. "Stattdessen stehe ich auf Pole. Das ist wie eine Osterüberraschung." Nach seiner Ferrari-Heim-Pole in Monza startet der Spanier zum zweiten Mal in Serie vom besten Startplatz.

"Red Bull und Ferrari sind hier sehr schnell. Von Red Bull wussten wir es, aber Ferrari ist schneller als erwartet", gestand Jenson Button. "Ich dachte nicht, dass die Strecke ihnen liegen würde." Der Brite qualifizierte sich hinter seinem Teamkollegen Lewis Hamilton für Startplatz vier. Hamilton hatte sogar auf die Pole spekuliert, bekam aber keine perfekte Runde zusammen.

Das gilt auch für Sebastian Vettel, der auf seinem ersten Angriff im Q3 Verkehr hatte und beim zweiten Versuch die Mauer leicht streichelte. "Es gibt keinen Grund zur Panik", sagt Vettel, der neben Alonso aus Reihe 1 losbraust. "Wir haben ein schnelles Auto und fühlen uns wohl auf der Strecke."

Trotzdem gab es Kritik von Marc Surer: "Vettel hat es heute weggeworfen, für mich hätte er auf Pole stehen müssen. Er war deutlich der Schnellste und hat keine saubere Runde hingekriegt. Das ist enttäuschend - für ihn und für uns."

WM-Spitzenreiter Mark Webber war von Anfang an auf Schadensbegrenzung aus. "Ich habe Probleme, in den Rhythmus zu finden", gestand er. "Ich war nicht schnell genug. So einfach ist das." Immerhin startet er als schlechtester der fünf Titelkandidaten von Platz 5. Viel weiter hinten findet sich Felipe Massa wieder, der seinen Ferrari mit einem Elektronikproblem im Getriebe abstellen musste - im Q1. Das bedeutet: Startplatz 24. "Das Problem kam ohne Vorwarnung", verriet der Brasilianer. Als Vorsichtsmaßnahme tauschte das Team bei Massa den Motor.

2. - S wie Start

Vettel darf den Start nicht wieder verpatzen, Foto: Sutton
Vettel darf den Start nicht wieder verpatzen, Foto: Sutton

Bei Stadtrennen kommt dem Start eine ganz besondere Bedeutung zu. Immerhin sind Überholmanöver sonst nur bei Boxenstopps und außergewöhnlichen Umständen möglich. Besonders unter Beobachtung stehen die beiden Red Bull - deren Starts waren in diesem Jahr schon öfter mangelhaft.

"Zuletzt waren unsere Starts nicht so gut wie gewohnt, aber wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und sollten besser sein", glaubt Vettel. "Ich glaube nicht, dass etwas falsch war. Wir hatten nur etwas Pech." Trotzdem rechnet Marc Surer nicht damit, dass Vettel am Start an Alonso vorbeigehen kann. "Wenn man Alonso vor sich hat, der normalerweise gut startet, dann wird es sehr, sehr schwer werden etwas daran zu ändern."

Vettel macht sich dennoch Hoffnungen: "Platz 2 ist kein schlechter Startplatz, wenn man bedenkt, dass sie die Strecke gut gesäubert haben." Allerdings sprechen auch alle Piloten auf der ungeraden Startseite davon, dass sie einen Vorteil auf der sauberen Seite hätten. "Ich starte von der sauberen Seite und hoffe, Rubens [Barrichello] zu überholen", kündigt Nico Rosberg an. "Wenn wir Glück haben, gehen danach vielleicht noch ein oder zwei Plätze mehr, das war es dann aber auch schon."

3. - S wie Strecke

Der Singapur GP zählt zu den härtesten Rennwochenenden der Saison. Das liegt nicht unbedingt an der Tatsache, dass bei Flutlicht gefahren wird, sondern vielmehr an der Hitze, der hohen Luftfeuchtigkeit, dem ungewohnten Zeitplan mit europäischen Zeiten und nicht zuletzt den unzähligen und heftigen Bodenwellen, die den Kurs übersähen.

"Der Marina Bay Street Circuit ist ziemlich anspruchsvoll, vor allem körperlich, denn es gibt keine langen Geraden, aber sehr viele Kurven", erklärt Robert Kubica. "Weil das Durchschnittstempo recht niedrig liegt, dauert das Rennen ziemlich lange." Die Zwei-Stunden-Grenze kann durchaus erreicht werden.

Hinzu kommt der unebene Fahrbahnbelag. "So kannst du auch auf dem längeren geraden Stück von Turn 5 bis Kurve 7 nicht wirklich entspannen, da du wegen der vielen Bodenwellen das Lenkrad sehr fest halten musst", sagt Kubica.

Ebenfalls unrühmlich ist die Schikane, in der Adrian Sutil am Freitag abhob. Bei der harten Landung brach nicht nur seine Vorderradaufhängung, sondern handelte er sich auch ziemliche Rückenschmerzen ein, weil er aus großer Höhe auf den Boden krachte und seine Wirbelsäule stauchte. "Das ist die schlimmste Schikane, die ich je gesehen habe", klagte Lewis Hamilton. Die Organisatoren veränderten daran jedoch nichts.

4. - S wie Sonntagswetter

Bereits seit Donnerstag begleitet die Formel 1 das Regenrisiko, sogar von Stürmen war die Rede. Bislang hat es jeden Tag geregnet, aber immer vor Sessionbeginn. Noch wartet die Königsklasse also auf ihre erste Regenerfahrung unter Flutlicht. Dann kommt es vor allem darauf an, ob die Gischt und die Reflektionen durch die Scheinwerfer ein Rennen zulassen.

Aber auch wenn es nur ein paar Stunden vor dem Rennen regnen sollte, könnte es knifflig werden - der Asphalt trocknet so langsam ab, dass die Reifenwahl zwischen Trocken- und Regenreifen schwierig ausfallen könnte. "Es dauerte ewig, bis die Strecke abtrocknete, das habe ich noch nie erlebt", klagt Lewis Hamilton. In Kurve 9 floss am Freitag ein Fluss über die Strecke, am Samstag war Kurve 5 rutschig.

"In der Nacht sind die Pfützen schwer zu erkennen, weil es überall dunkel ist", erklärt Hamilton. "Es ist sehr rutschig und es wird schwierig, die richtigen Reifen zu wählen, wenn es trocken und feucht sein sollte. Aber ich mag solche Bedingungen, also her damit."

Auch Fernando Alonso blickt dem Wetter gelassen entgegen. "Die Pole hilft uns im Trockenen und im Nassen, gerade bei der Sicht", sagt er. "Wenn es regnen sollte, wird es auf der Strecke Stellen geben, die nass bleiben - dann wird es darum gehen, das Rennen zu überstehen." Dafür sei die Pole die beste Basis. "Wir machen uns keine Gedanken darüber, ob es nass oder trocken ist. Wir sollten bei beiden Verhältnissen schnell sein."

5. - S wie Strategie

Lewis Hamilton glaubt an seine Chance auf den Sieg, Foto: Sutton
Lewis Hamilton glaubt an seine Chance auf den Sieg, Foto: Sutton

Theoretisch sollte die Rennstrategie wie immer klar sein: Ein Stopp und das war es. Doch Singapur ist als Stadtkurs mit den Mauern direkt an der Strecke eine Ausnahme - wie Monaco. "Hier könnte es jederzeit eine Safety-Car-Phase geben", betont Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali. Vor zwei Jahren entschied eine Safety-Car-Phase das Rennen - damals krachte ein gewisser Renault-Pilot in die Mauer und sein Teamkollege gewann...

Besonders schwierig ist die Reifenwahl. "Auf dem harten Reifen hat man nur eine Runde, auf den weichen Reifen hat man zwei Runden, wobei auf meiner ersten, schnellen Runde hatte ich jeweils immer Verkehr", erzählte Adrian Sutil. "Jeder hatte Probleme, alle drei Sektoren zusammenzubekommen", verriet Michael Schumacher nach dem Qualifying. "Wenn man auf dieser Strecke zu stark pusht, erholt sich der Reifen nicht und man muss damit für den Rest der Runde leben, besonders im letzten Sektor."

Auch Nico Rosberg und Nick Heidfeld kämpften mit den weichen Reifen. "Ich hatte große Probleme mit der Balance auf den weichen Reifen", sagte Heidfeld, dem aber noch die Erfahrung mit diesen Pneus fehlt. Rosberg hat diese, aber auch er klagte: "Das Problem war auf den weichen Reifen, auf den harten Reifen habe ich mich viel besser gefühlt." Die weichen übersteuerten mehr, so hatte Rosberg im Qualifying Probleme, das Auto konstant zu fahren und eine perfekte Runde hinzulegen.

6. - S wie Strafen

Die FIA-Kasse klingelte im Qualifying: Bruno Senna (7.600 Euro), Timo Glock (3.400 Euro) und Christian Klien (14.400 Euro) mussten für Speeding in der Boxengasse blechen. Noch tiefer in die Tasche muss Peter Sauber greifen: Sein Team erhielt eine Geldstrafe in Höhe von 20.000 Dollar, weil es Nick Heidfeld während der Session unsicher losfahren ließ, als ein Konkurrent entlang fuhr.

7. - S wie Spannung

Sebastian Vettel dominierte die Freien Trainings, doch im Qualifying schlug Fernando Alonso eiskalt zu. Der ist für viele Experten auch der Favorit im Rennen. "Er ist mit bloßem Auge unfassbar schnell. Er kann hier etwas, was alle anderen nicht können", lobt Christian Danner den Ferrari-Fahrer. Auch Vettel sei gut, allerdings nicht so gut wie der Spanier. Beide müssen jedoch aufpassen - Danner mahnt: "Ob das über die Renndistanz gut geht, ist wieder eine andere Sache."

Fernando Alonso ist nicht immer für einen kühlen Kopf bekannt..., Foto: Sutton
Fernando Alonso ist nicht immer für einen kühlen Kopf bekannt..., Foto: Sutton

Auch Marc Surer betont den Nervenaspekt. "Die Nerven liegen blank - bei allen", sagt der Schweizer und spielt auf Mark Webber an, der nach Platz 5 im Qualifying stinksauer an den TV-Kameras vorbeimarschierte und fast Kamui Kobayashi über den Haufen rannte. "Ich denke, die Piloten, die aufholen müssen, sollten ruhiger sein, weil sie nichts verlieren, sondern nur gewinnen können", glaubt Surer. "Das gilt für Vettel und Alonso."

Alonso geht das Rennen ohne zu hohe Zielsetzung an. "Das Hauptziel ist, auf dem Podium zu stehen", betont er. "Momentan sind Lewis [Hamilton] und Mark [Webber] in der WM vorne, also müssen wir vor ihnen ins Ziel kommen und wenn das nicht möglich ist, so nah wie möglich an ihnen dran sein, um nicht zu viele Punkte zu verlieren."

Jenson Button hat ebenfalls nichts zu verlieren. "Ich will Sebastian überholen", kündigt er an. "Die Red Bull-Pace war heute nicht so großartig und ich denke, wir können ein gutes Rennen zeigen. Unsere Pace war mit vollen Tanks ganz gut." Im Gegensatz zu seinen vier Titelkonkurrenten hat Button in diesem Jahr noch keinen entscheidenden Fehler begangen. Trotzdem gilt es auch für ihn, Danners Warnung zu bedenken: "Es heißt: Coolen Kopf zu behalten. Manchmal ist ein vierter Platz besser als in der Mauer zu landen."