Für den ehemaligen Formel-1-Weltmeister Nigel Mansell ist es eine der größten Überraschungen der Saison, dass Ferrari sich seiner Meinung nach rückwärts entwickelt hat. Sollte die Scuderia ihre technischen Probleme nicht ausräumen, dürfte der Rennstall noch viel mehr Boden auf Red Bull und McLaren verlieren, ist er überzeugt. "Es gibt diesen tollen Spruch in der Formel 1: wenn du stillstehst, gehst du rückwärts und ich denke nicht, dass sie so viel falsch gemacht haben. Es ist nur, dass ihre Vorwärts-Entwicklung nicht so gut war wie bei anderen. Sie sind stillgestanden und dadurch sind sie rückwärts gegangen. Die Entwicklung von McLaren und Red Bull war phänomenal", sagte Mansell laut Press Association.

Für die Fans und die Formel 1 allgemein, sei Ferraris Entwicklung enttäuschend, fuhr er fort. Das italienische Team müsse aufpassen, sonst würde es hinter die Konkurrenz zurückfallen und das wäre sehr ungewöhnlich. Anders sah er die Situation bei McLaren. Mit der Fahrer-Kombination aus Jenson Button und Lewis Hamilton könne das britische Team eine dominante Größe werden, war Mansell überzeugt. "Die Beiden ergeben ein großartiges Team. Ich habe Martin Whitmarsh in Monaco getroffen und ihm gesagt, was für tolle Arbeit er gemacht hat, indem er die Zwei als Team zur Zusammenarbeit brachte."

Neu belebt

Für Mansell ist McLaren damit neu belebt, die Kombination aus Button und Hamilton funktioniere ausgezeichnet. "Ich habe vor Saisonstart jedem gesagt, Jenson würde dort alle aufwecken und das hat er getan. Er ist als Weltmeister ein toller Botschafter und ich denke, er hat auch aus Lewis das Beste herausgeholt. Ich glaube, sie arbeiten sehr gut zusammen, es wird einfach besser und besser", erklärte er. Er erinnerte daran, welch gute Arbeit Michael Schumacher bei Ferrari gemacht hat, als er fünf Weltmeisterschaften gewann; für Mansell war der wichtigste Faktor dabei aber Kontinuität.

"Wenn man Kontinuität hat, kann man Jahr für Jahr zuverlässig aufbauen. Er gewann Jahr auf Jahr Weltmeisterschaften, was in der Formel 1 neue Standards schuf. McLaren kann mit seinen zwei Fahrern nun etwas Ähnliches schaffen", meinte der ehemalige Weltmeister. Aber auch Red Bull scheint für die nähere Zukunft kontinuierlich arbeiten zu können, immerhin sind beide Fahrer bis Ende 2011 unter Vertrag. Mansell ging nicht davon aus, dass der Unfall zwischen Mark Webber und Sebastian Vettel in der Türkei etwas an der Beziehung der Beiden geändert hat und rechnete damit, dass Red Bull in Montreal wieder stark auftreten werden.

Das Fleisch der Saison

"Was Red Bull passiert ist, sollte nicht passieren, aber ich bin mir sicher, sie haben hinter geschlossenen Türen darüber gesprochen und werden sich zusammenraufen. In der Formel 1 ist man ziemlich professionell und Red Bull steht da niemandem in etwas nach. Die Chefs machen tolle Arbeit und ich nehme an, das ist bereits alles aussortiert. Ich denke nicht, dass es kommendes Wochenende irgendein Problem geben wird", erklärte Mansell. Er erwartete aber auch, dass McLaren wieder Druck auf Red Bull machen wird. Das Team könnte wieder etwas finden und eine Überraschung liefern. "Wir kommen jetzt in die Phase, die man als Fleisch der Saison bezeichnet. Nach den kommenden Wochen wird es nur zwei oder drei Fahrer geben, die um den Titel fahren und Jenson und Lewis haben eine ebenso gute Chance darauf wie jeder da oben - wenn nicht sogar eine bessere."