James, das Renault Team hat in der Türkei einmal mehr eine starke Vorstellung geboten und mit Robert Kubica erneut WM-Punkte errungen. Wie zufrieden sind Sie?
James Allison: Es hat uns natürlich sehr gefreut, mit beiden Renault R30 den Sprung in das dritte Qualifying-Segment zu schaffen und im Rennen konkurrenzfähig zu sein. Andererseits war ich nicht sehr begeistert davon, dass wir praktisch während des gesamten Rennens von den Mercedes aufgehalten worden sind. Ich hätte sehr gerne gesehen, wie schnell wir wirklich gewesen wären. Schade, dass wir am Ende nicht mit beiden Autos die Punkteränge erreichen konnten. Aber auch so war es für uns ein sehr erfolgreiches Wochenende.

Ihr Duell mit den Mercedes zeigt, wie schnell das Renault Team seit Saisonbeginn den Rückstand auf die Spitze verringert. Haben Sie mit diesem Entwicklungstempo gerechnet?
James Allison: Es ist richtig, dass wir zu Beginn des Jahres noch ein gutes Stück hinter den Autos von Nico Rosberg und Michael Schumacher lagen. Inzwischen haben wir sie eingeholt: In Monaco lag Robert Kubica erstmals vor ihnen - auch wenn sich die Strecke im Fürstentum nur schwerlich mit anderen vergleichen lässt. Umso erfreuter waren wir, dass wir auch in der Türkei mithalten konnten. Wir werten dies als Signal, dass wir inzwischen auf Augenhöhe stehen. Solange wir unser rasantes Entwicklungstempo beibehalten, bin ich sehr sicher, dass wir uns schon bald von ihnen absetzen können.

Robert Kubica überzeugt auch weiterhin mit beeindruckend konstanter Topform. Wie sehr hilft er dem Team mit seiner Leistungsfähigkeit?
James Allison: So weit ich weiß, hat sich Robert in dieser Saison noch keinen Fehler erlaubt. Ab und zu bleibt ihm beim Anbremsen mal ein Rad stehen, aber das war es auch schon. Während der Grands Prix ist er ein Musterbeispiel an Zuverlässigkeit. Für uns als Team ist ein Pilot, der immer und ausnahmslos das volle Potenzial des Rennwagen ausschöpfen kann, natürlich traumhaft. Wir sind sehr glücklich darüber.

Auch Vitaly Petrov lieferte in der Türkei eine sehr routinierte Vorstellung ab, auch wenn ihm WM-Punkte nur mit Pech verwehrt blieben. Wie bewerten Sie seine Entwicklung?
James Allison: Vitaly hat uns in Istanbul klar vorgeführt, wie viel Potenzial in ihm steckt. Mit Beginn des ersten Freien Trainings lagen seine Rundenzeiten auf dem Niveau der Topfahrer, und in dieser Kategorie spielte er auch für den Rest des Wochenendes. Während des Grand Prix trennte ihn kaum etwas von Roberts Schnelligkeit - auf dieses Rennen kann er wirklich stolz sein.

Renault ist auf der Jagd nach Silberpfeilen, Foto: Sutton
Renault ist auf der Jagd nach Silberpfeilen, Foto: Sutton

Wir reden sehr oft über das enorme Entwicklungstempo, das die Mitarbeiter im Workshop in Enstone an den Tag legen. Können Sie uns ein Beispiel liefern, was wir darunter wirklich verstehen dürfen?
James Allison: Es geht dort wirklich ohne Pause zur Sache. In den vergangenen Wochen und Monaten waren unsere Kollegen genauso intensiv beschäftigt wie während der Winterpause, die eigentlich die arbeitsreichste Zeit des Jahres ist, da dann die neuen Autos gebaut und entwickelt werden. Mit gleicher Intensität fahren wir für den Rest der Saison fort. Diese enorme Belastung spiegelt sich auf allen Ebenen des Rennstalls wider. In der Produktion stehen die Maschinen nicht still und stellen neu entwickelte Teile her, im Fahrerlager übernehmen unsere Mechaniker und Techniker dann die Aufgabe, ihr Potenzial bestmöglich in schnellere Rundenzeiten umzusetzen. Der Druck ist enorm und eine große Belastung für alle Beteiligten. Wir wissen dies und unterschätzen keinesfalls, was wir unseren Mitarbeitern abverlangen. Aber die Früchte dieser harten Arbeit stellen sich bei jedem einzelnen Grand Prix ein, denn wir werden von Rennen zu Rennen besser.

Jetzt liegt Montreal vor uns. Wie konkurrenzfähig wird der Renault R30 in Kanada Ihrer Meinung nach sein?
James Allison: Ich denke, wir sollten ganz gut in Form sein. Einige Aspekte und Besonderheit dieses Stadtrundkurses kommen unserem Renault R30 entgegen. Die meisten Kurven sind zum Beispiel eher langsam, andererseits können unsere Fahrer sehr aggressiv über die Kerbs - die Randsteine - abkürzen. Besonders zu Beginn des Rennens, wenn alle mit vollen Tanks an den Start gehen, werden die Bremsen auf eine harte Probe gestellt. Aber ich bin mir sicher, dass wir von Anfang an voll attackieren können. Auch in Kanada bringen wir wieder neu entwickelte Teile zum Einsatz und hoffen auf den nächsten Schritt nach vorne.