Das könnte der spannendste Team-Kampf in der DTM-Saison 2024 werden: Schubert Motorsport startet dieses Jahr erstmals mit drei BMW M4 GT3, in denen die DTM-Champions Rene Rast, Sheldon van der Linde und Neuzugang Marco Wittmann Platz nehmen werden. Der zweifache Meister Wittmann wechselt nach einer Saison beim Team Project 1, das am Montagabend den Gang in die Insolvenz angekündigt hat.

Gerüchte über das Zustandekommen dieses Star-Trios beim Rennstall aus Oschersleben hielten sich seit vielen Wochen mehr als hartnäckig, jetzt sind auch die letzten Unterschriften unter den Verträgen geleistet worden. "Wir möchten als Team erfolgreich sein und, wenn es geht, mit so vielen Fahren wie möglich um die Meisterschaft mitfahren", wird Teamchef Torsten Schubert in einer BMW-Pressemitteilung zitiert. "Doch natürlich gehört auch die nötige Portion Rennglück dazu, damit wir am Ende vorn stehen können. Es wird eine Herausforderung, der wir uns aber gern stellen."

Meister-Trio bei Schubert: "Dreikampf mit Zündstoffpotenzial"

Es dürfte selbst für ein solch erfahrenes Team wie Schubert zu einer echten Herausforderung werden, drei bis in die Haarspitzen motivierte Profi-Rennfahrer unter einen Hut zu bekommen. "Wenn es so kommt, verspricht das einen beinharten Dreikampf mit Zündstoffpotenzial", war ein früherer DTM-Champion eines anderen Herstellers, der namentlich nicht genannt werden wollte, schon vor Wochen gegenüber Motorsport-Magazin.com überzeugt.

Besonders BMW-Star Wittmann hat noch eine Rechnung mit der GT3-DTM offen, nachdem er ab 2021 bei Walkenhorst Motorsport respektive Project 1 zwei Teams zugeteilt wurde, die sehr überschaubare Titelchancen hatten. Der 34-Jährige will beweisen, dass er sich unter gleichen Voraussetzungen auch mit dem BMW M4 nicht vor seinen Werksfahrerkollegen verstecken muss.

"Für mich persönlich bedeutet der Wechsel zu Schubert Motorsport, dass es nach zwei schwierigen Saisons nun hoffentlich wieder bergauf geht", kündigt der DTM-Meister von 2014 und 2016 sowie erfolgreichste BMW-Werksfahrer des Jahrzehnts an. "Ich bin topmotiviert, für das Team und BMW M Motorsport alles zu geben."

Sheldon van der Linde, Marco Wittmann und Rene Rast bei der DTM in Oschersleben
Die drei BMW-Stars mit BMW-M-Chef Frank van Meel und BMW-Motorsportchef Andreas Roos, Foto: BMW M Motorsport

Nur noch ein BMW-Team in der DTM 2024

Durch die neue Konstellation - BMW selbst spricht von einer "Bündelung der Kräfte" - verringert sich das Aufgebot im Vergleich zum Vorjahr von vier auf nur noch drei M4 GT3 in der DTM. "Ich wüsste nicht, dass es noch ein weiteres BMW-Team gibt", sagte uns am Rande der 24 Stunden von Daytona BMW-Motorsportchef Andreas Roos, der sich 2024 verstärkt auf die WEC-Werkseinsätze seines Arbeitgebers konzentrieren wird. Bei Kundensportprogrammen wie der DTM rückt Kundensportleiter Björn Lellmann, seit mehr als einem Jahrzehnt bei BMW angestellt, in den Fokus.

"Mit der Konzentration unserer BMW M Werksfahrer auf ein Team bündeln wir unsere Kräfte und schaffen optimale Voraussetzungen, um im Titelkampf wieder eine wichtige Rolle spielen zu können", war Roos von der Schubert-Lösung mit drei hochdekorierten Teamkollegen überzeugt. Kundensportleiter Lellmann ergänzte: "In dieser eng umkämpften Meisterschaft mit sieben Marken und einem Starterfeld aus hochkarätigen internationalen Piloten und Teams lautet unser Ziel, auch in diesem Jahr im Titelkampf ein deutliches Wort mitzureden."

Rast, van der Linde, Wittmann: Klauen sie sich gegenseitig die Punkte?

Szenekenner beäugen das Schubert-Trio unterdessen mit Spannung und ebenso einer Portion Skepsis. Im Raum steht die Frage, ob sich Wittmann, Rast und van der Linde bei all ihrem Talent am Ende nicht gegenseitig die Punkte wegnehmen. Zwar gab es seit 2021 bereits Fahrer-Trios bei Abt-Audi, Winward-Mercedes und SSR-Lamborghini, doch nie mit drei glasklaren Titelanwärtern unter einem Dach vereint.

Die drei BMW-Werksfahrer haben im Verlauf der vergangenen zehn Jahre allein sechs DTM-Titel abgeräumt: Rene Rast gewann die Meisterschaft in den Jahren 2017, 2019 und 2020 mit Audi, Wittmann 2014 und 2016 für BMW und van der Linde 2022 mit Schubert Motorsport, das sich gleichzeitig den Teamtitel sicherte.

Schon 2023 Teamkollegen bei Schubert: Rene Rast und Sheldon van der Linde, Foto: DTM
Schon 2023 Teamkollegen bei Schubert: Rene Rast und Sheldon van der Linde, Foto: DTM

Rene Rast: "Möchte noch weiter vorne stehen"

Van der Linde und DTM-Rückkehrer Rast schlossen ihre erste gemeinsame Schubert-Saison 2023 auf den Plätzen vier und fünf ab. Wittmann im Project-1-BMW belegte den 13. Rang mit 91 Punkten. "In meinem ersten Jahr mit dem BMW M4 GT3 habe ich viel gelernt", sagte Rast. "Meine Ergebnisse waren 2023 bereits sehr gut, und ich bin in der Meisterschaft Fünfter geworden, obwohl ich ein Rennwochenende (Zandvoort, wegen Formel-E-Überschneidung; d. Red.) auslassen musste. Nun möchte ich auf meinen Erfolgen aufbauen und am Ende der Saison weiter vorn in der Gesamtwertung stehen."

Diesen Plan dürfte auch der inzwischen in München lebende Südafrikaner van der Linde verfolgen, um an seine durchweg starken DTM-Leistungen seit 2019 und die Traum-Saison 2022 anzuknüpfen. Der 24-Jährige: "Mit Marco Wittmann bekommen wir noch mehr Erfahrung hinzu, was dem Team nur guttun kann. Wir drei werden sicher spannende Duelle miteinander austragen. Ich denke, wir haben alle Zutaten, um erneut eine starke Saison zu haben."

DTM-Champions: Wiedersehen in der WEC

Rast, van der Linde und Wittmann treffen sich schon am kommenden Wochenende beim Saisonauftakt der Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC in Katar. Die beiden erstgenannten, von der Firma Pole Promotion gemanagten Fahrer, teilen sich einen BMW M Hybrid V8 mit dem Niederländer und BMW-Neuzugang Robin Frijns. Wittmann kämpft im ebenso stark besetzten Schwesterauto zusammen mit Mercedes-Abgang Raffaele Marciello sowie Dries Vanthoor um Gesamtsiege. Zwischen der WEC und der DTM bestehen keine Terminüberschneidungen.

Rast, Wittmann und van der Linde im DTM-Vergleich

StatistikRene RastMarco WittmannSheldon van der Linde
Rennen10617884
Siege26185
Podestplätze504412
Pole Positions25165
Punkte1.3861.497507
Meistertitel3 (2017, 2019, 2020)2 (2014, 2016)1 (2022)