Das sind ganz bittere Nachrichten für Motorsport-Deutschland: Das Traditionsunternehmen Project 1 hat für zwei seiner Geschäftsfelder einen Antrag auf Insolvenz gestellt.
"Nach etlichen Gesprächen mit Investoren, Herstellern, Partnern und Freunden ist es uns nicht gelungen, ein positives Ergebnis zur Weiterführung unserer Unternehmen Project 1 Motorsport und Project 1 Drivetime zu erzielen", heißt es in einer Pressemitteilung am Montagabend. "Dazu hat auch die allgemein wirtschaftlich schwierige Lage, die auch den Motorsport betrifft, beigetragen."
Project 1: Insolvenz 30 Jahre nach Gründung
Die traurige Botschaft für den Rennstall aus Lohne erfolgte ausgerechnet im 30. Jahr des Geschäftsbestehens. 1993 hatten Hans-Bernd Kamps und Jörg Michaelis das Unternehmen 'tolimit' gegründet, aus dem der vielen Fans bekannte Rennstall Project 1 hervorgegangen ist. Mit Project 1 bzw. tolimit feierte das Team mit Sitz in Lohne zahlreiche Titelgewinne in Porsche-Markenpokalen und 2019 sowohl einen Klassensieg bei den 24 Stunden von Le Mans als auch den WM-Triumph in der GTE-Am-Kategorie.
2023 setzte Project 1 Motorsport unter eigenem Namen erstmals zwei BMW M4 GT3 in der DTM ein, unter anderem mit dem zweifachen Champion Marco Wittmann. Zudem betätigte sich Project 1 auf einem weiteren Geschäftsfeld (Project 1 Drivetime): der Organisation des BMW M2 Cup im Rahmenprogramm der deutschen Traditionsserie. In der Vergangenheit führte Project 1 in einer Partnerschaft mit der Deutschen Post auch die Nachwuchsschmiede namens 'Speed Academy' durch.
Insgesamt 250 Podien, 12 Fahrer-Titel, 8 Team-Titel und 5 Rookie-Titel listet Project 1 in seiner Motorsportgeschichte auf. Meisterschaften im deutschen Porsche Carrera Cup feierte das Team mit Nürburgring-Ikone Christian Menzel (2005), dem dreifachen DTM-Champion Rene Rast (2012) und dem heutigen BMW-Werksfahrer Philipp Eng (2015). 2019 folgte der WEC-Coup mit dem Porsche 911 RSR beim Langstreckenklassiker in Le Mans mit dem Trio Jörg Bergmeister/Patrick Lindsey/Egidio Perfetti.
DTM-Projekt mit McLaren gefährdet?
In seiner Pressemitteilung zur Insolvenz schreibt Project 1 weiter: "Die Expertise unserer Mitarbeiter bleibt 2024 dem Motorsport auch weiterhin erhalten."
Dieser Hinweis dürfte sich auf ein neues DTM-Projekt in Zusammenarbeit mit der Dörr Group beziehen, das schon seit einigen Wochen spekuliert wird. Mit dem in Frankfurt beheimateten Luxusautohändler führte Hans-Bernd Kamps seit längerer Zeit Verhandlungen bezüglich eines möglichen gemeinsamen DTM-Engagements. Im Gespräch ist der Einsatz von zwei McLaren 720 GT3.
ADAC-Motorsportchef Thomas Voss sagte auf Anfrage von Motorsport-Magazin.com: "Beide Parteien haben uns versichert, dass der geplante DTM-Start nicht gefährdet ist. Demzufolge freuen wir uns nach wie vor über eine siebte Marke in der DTM 2024. Alle formalen Bedingungen für die Einschreibung der beiden McLaren wurden in vollem Umfang erfüllt."
Hans-Bernd Kamps und Rainer Dörr wollten sich auf Anfrage von Motorsport-Magazin.com aktuell nicht zu der brisanten Thematik äußern.
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