Mirko Bortolotti (SSR-Lamborghini) hat das ausfallträchtige (18 von 27 Autos im Ziel) Sonntagsrennen der DTM beim Comeback auf dem Sachsenring gewonnen. Der Lamborghini-Star siegte von der Pole Position und übernahm die Führung in der Gesamtwertung. Luca Stolz (HRT-Mercedes) fuhr nach seinem Sieg am Samstag zum zweiten Mal an diesem Wochenende aufs Podium, das Titelaspirant Ricardo Feller (Abt-Audi) als Dritter komplettierte.

Feller als Drittplatzierter in der Meisterschaft stand wegen einer Kollision mit Jack Aitken (Emil-Frey-Ferrari) nach Rennende allerdings unter Beobachtung der Rennleitung und musste um seinen Podestplatz sowie den 250. in der DTM für Abt Sportsline zittern.

Bortolotti: "Sieg bedeutet viel bei der Vorgeschichte"

Diesmal lief - fast - alles nach Plan für Bortolotti, der am Samstag wegen einer Penalty-Lap-Strafe (durchdrehende Räder beim Boxenstopp) und einem Problem beim Antiblockiersystem nicht über den neunten Platz hinausgekommen war. Fast, weil der SSR-Pilot nach den Boxenstopps über niedrigen Öldruck in seinem Lamborghini Huracan GT3 Evo klagte, sich dann aber berappelte und den Sieg heimfahren konnte. Beim Zieleinlauf hatte Bortolotti 1,5 Sekunden Vorsprung auf Stolz. "Falscher Alarm, ich hatte keinen Leistungsverlust", klärte er nach dem Rennende auf.

"Der Sieg bedeutet mir sehr viel bei der ganzen Vorgeschichte, die zu diesem Rennen geführt hat", sagte Bortolotti, um den es in den vergangenen zwei Wochen viele Spekulationen über seinen Gesundheitszustand nach einem Testunfall im LMDh-Lamborghini gegeben hatte. "Ich will mich jetzt auf den Sieg fokussieren. Wer die ganze Story kennt, der weiß, wie viel Arbeit hinter diesem Erfolg steckt."

DTM-Titelkampf: Vorteil Mirko Bortolotti

Bortolotti wandelte seine dritte Saison-Pole in den dritten Sieg um und setzte den DTM-Trend auf dem Sachsenring fort: Der in Wien lebende Italiener war der neunte Pole-Sieger im zwölften Rennen der Saison. Besonders auf dem Sachsenring kamen Überholmanöver mit den GT3-Autos einem echten Kunststück gleich.

DTM Sachsenring-Rennen 2: Highlights und Zusammenfassung (05:04 Min.)

Vorteil Bortolotti im engen Kampf um die Meisterschaft: Titelrivale Thomas Preining (Manthey-Porsche) kam nach einem schwierigen Qualifying und Startplatz elf nicht über den fünften Rang im Rennen hinaus und verpasste sein zweites Sachsenring-Podium. Der amtierende DTM-Champion und Gesamt-Vierte Sheldon van der Linde (Schubert-BMW) fiel vorzeitig aus und erlitt einen Rückschlag im Titelkampf.

"Für mich war es brutal", sagte Preining. "Am Ende hatte ich einen erbitterten Kampf mit Vermeulen und seinem Ferrari. Der war brutal schnell, deshalb musste ich einhunderttausend Prozent geben und bin jetzt völlig platt." In der Gesamtwertung führt vier Rennen vor Schluss Bortolotti (173 Punkte) vor Preining (162 Punkte), Feller (148 Punkte), Titelverteidiger van der Linde (113 Punkte) und Stolz (106 Punkte).

Zweites Sachsenring-Podest für Luca Stolz

Ein ereignisreiches Rennen erlebte unterdessen Luca Stolz, der wegen des Samstag-Sieges mit 20 Kilo Erfolgsballast in seinem Mercedes-AMG GT3 fuhr: Der AMG-Fahrer verbesserte sich beim Start durch ein starkes Überholmanöver gegen Jack Aitken (Emil-Frey-Ferrari) vom dritten auf den zweiten Platz. "Ein geniales Wochenende", fand Stolz. "In den Qualifyings war ich immer dabei und habe mich das ganze Wochenende wohl gefühlt im Auto. Die Plätze eins und zwei - da fehlen mir die Worte."

Während der Phase der Pflicht-Boxenstopps verteidigte sich Stolz in Runde 17 tapfer gegen die heranstürmenden Aitken und Ricardo Feller. Dabei kam es zu einem Kontakt der Verfolger, der Aitkens Ferrari 296 GT3 mit einem Reifenschaden ins Aus schickte. Der Schweizer Feller konnte die Fahrt fortsetzen und überquerte die Ziellinie in einem Rennen mit wenigen Überholmanövern als Dritter.

Rote Flagge nach zahlreichen Ausfällen

Das Rennen wurde kurz nach dem Start durch rote Flaggen unterbrochen. Zunächst erhielt Maro Engel (Landgraf-Mercedes, zweiter früher Ausfall in Folge) einen Heck-Schubser von Kelvin van der Linde (Abt-Audi, drei Penalty Laps) und nahm auf dem Weg ins Kiesbett auch noch den Bernhard-Porsche von Ayhancan Güven (erstes DTM-Podest am Samstag, konnte am Ende des Feldes beim Re-Start weiterfahren) mit.

Wenige Meter später wurde der amtierende DTM-Meister Sheldon van der Linde (Schubert-BMW) auf der Strecke gedreht. Ein böser Rückschlag für seine Titelvereidigungs-Ambitionen! Die drei Porsche-Piloten Marvin Dienst (Toksport-Porsche), Laurin Heinrich (Bernhard-Porsche) und Dennis Olsen (Manthey-Porsche, konnte weiterfahren) konnten dem Schubert-BMW nicht rechtzeitig ausweichen und beschädigten ebenfalls ihre Fahrzeuge.

"Ein Scheiß-Tag", sagte Teamchef Timo Bernhard, der den frühen Verlust bzw. Rückschlag seiner beiden Porsche 911 zu beklagen hatte, während der 20-minütigen Reparaturpause.

Zwei SSR-Lamborghini in Top-4

Hinter den Top-3 bestehend aus Bortolotti, Stolz und Feller, belegte Franck Perera im zweiten SSR-Lamborghini den vierten Platz. Porsche-Werksfahrer Preining sammelte mit P5 wichtige Punkte für die Meisterschaft. Thierry Vermeulen (Emil-Frey-Ferrari), Arjun Maini (HRT-Mercedes) und der dreifache DTM-Champion Rene Rast (Schubert-BMW, von P15 gestartet) folgten auf den Plätzen sechs, sieben und acht. DTM-Rookie Jusuf Owega (Landgraf-Mercedes) und Patric Niederhauser (Attempto-Audi) komplettierten die Top-10.

Die letzten Punkte - in der DTM erhalten seit diesem Jahr sogar die Top-15 Meisterschaftszähler - ergatterten David Schumacher (Winward-Mercedes, von P19), der zweifache DTM-Meister Marco Wittmann (Project-1-BMW, von P22), Kelvin van der Linde (Abt-Audi, von P7), Tim Heinemann (Toksport-Porsche, von P18) und Lucas Auer trotz Kollisionen und Penalty Laps (Winward-Mercedes, von P14). "So viele Probleme auf einmal habe ich noch selten erlebt. Jetzt müssen wir alles in Ruhe aufarbeiten. Da liegt viel Arbeit vor uns", sagte der Österreicher.

DTM-Kalender 2023: So geht es weiter

Die DTM gastiert zum siebten und vorletzten Rennwochenende der Saison 2023 auf dem Red Bull Ring (22.-24. September). Auf dem Formel-1-Kurs in Spielberg steigen die Rennen Nummer 13 und 14 des Jahres. Das große Saisonfinale steigt knapp einen Monat später traditionell auf dem Hockenheimring (20.-22. Oktober 2023).

DTM Sachsenring: So lief das Rennen am Sonntag

Die Startaufstellung: Lamborghini-Star Mirko Bortolotti stürmte mit einer späten Fabelrunde zu seiner dritten Saison-Pole. Jack Aitken sorgte mit seinem Ferrari für eine reine italienische Sportwagen-Startreihe. Titelanwärter Thomas Preining kam nicht über den elften Platz hinaus. Samstags-Pole-Sieger Luca Stolz sicherte sich mit Startplatz drei erneut eine aussichtsreiche Ausgangslage. Franck Perera, Ricardo Feller und Maro Engel folgten auf den Plätzen vier, fünf und sechs. Kelvin van der Linde und Ayhancan Güven nach seinem Debüt-Podesterfolg komplettierten die Top-8 der Startaufstellung.

Der Start: Rot-Abbruch schon nach den ersten Kurven! Zunächst bekam Maro Engel einen Schubser von Hintermann Kelvin van der Linde, segelte ins Kiesbett und nahm auch noch den Porsche von Ayhancan Güven mit. Wenige Meter später wurde Sheldon van der Linde am Heck von Lucas Auer getroffen und drehte sich im Feld. Marvin Dienst, Laurin Heinrich und Dennis Olsen konnten nicht ausweichen und beschädigten ebenfalls ihre Fahrzeuge. Die Rennleitung schickte zunächst das Safety Car auf die Strecke und ließ wenig später mit roten Flaggen unterbrechen. Zuvor hatte Luca Stolz hinter Pole-Setter Mirko Bortolotti durch ein starkes Überholmanöver gegen Jack Aitken die zweite Position eingenommen.

Nach einer 20-minütigen Reparaturpause nahmen 23 der 27 Autos - für Heinrich, Dienst, Sheldon van der Linde und Maro Engel ging es nicht weiter - das Rennen hinter dem Safety Car erneut auf. An der Spitze gab es keine Positionsveränderungen, während Lucas Auer nach Kontakt mit Tim Heinemann (eine Penalty Lap) hinten ins Kiesbett rasselte und Alessio Deledda seinen Lamborghini in die Boxenmauer drehte. Kelvin van der Linde wurde für den Start-Kontakt mit Maro Engel mit drei Penalty Laps belegt.

Die erste Rennhälfte: Nach 9 Runden führte Bortolotti souverän mit 1,7 Sekunden Vorsprung vor Stolz, Aitken und SSR-Teamkollege Perera. Rast eroberte P10 hinter Preining durch ein hartes Manöver gegen Owega, ansonsten tat sich nicht allzu viel im ausgedünnten Feld, das auch Dennis Olsen nach dem Start-Crash und insgesamt zwei Runden vorzeitig beenden musste.

Der weitere Rennverlauf: Mit dem Öffnen des Boxenstopp-Fensters nach der 20. Minute (Runde 15) kamen Stolz von P2, Feller, Preining, Rast, Schumacher, Schmid, Heinemann, Engstler und Güven für den Reifenwechsel rein. Spitzenreiter Bortolotti und Aitken von P3 folgten in Runde 16 für ihren Pflicht-Boxenstopp auf neue Pirelli-Reifen, dazu Maini, Owega, Wittmann und Drudi.

In Runde 17 verteidigte sich Stolz erfolgreich gegen die heranstürmenden Aitken und Feller. Dabei kam es zu einer Kollision zwischen dem Audi und dem Ferrari, bei der sich Aitken einen Reifenschaden einhandelte und ausfiel. Der Vorfall wurde nach dem Rennende verhandelt. Zu diesem Zeitpunkt fuhren nur noch Niederhauser, Auer und Kelvin van der Linde auf ihren Startreifen und hofften auf eine Full-Course-Yellow-Phase.

In Runde 24 meldete Bortolotti am Teamfunk einen Verlust des Öldrucks, wurde aber angehalten, die Fahrt fortzusetzen und blieb in Führung. Dann tat sich lange Zeit nicht allzu viel, bis Engstler mit Auer (drei Penalty Laps) kollidierte und seinen Audi vorzeitig abstellen musste. Engstler sorgte mit seiner langsamen Fahrt auf der Ideallinie für Irritationen beim Führenden Bortolotti, dessen Vorsprung auf Stolz und Feller dadurch um einige Zehntelsekunden schrumpfte.