Esteban Muth wird bei den letzten beiden DTM-Events am kommenden Wochenende in Spielberg (23. bis 25. September) sowie beim Saisonfinale in Hockenheim (07. bis 09. Oktober) nicht an den Start gehen.

Diese schlechte Nachricht hat der belgische Privatier am Montag via Instagram bekanntgegeben. Muth muss sich nach seinem Heimspiel am vorletzten Wochenende in Spa-Francorchamps laut Informationen von Motorsport-Magazin.com einem operativen Eingriff an seiner verletzten linken Hand unterziehen.

Muth: 2022 ein Jahr zum Vergessen

"Leider werde ich wegen einer dringenden Operation in den letzten Rennen der Saison nicht fahren. Das ist wirklich Sch..., aber so ist das Leben. 2022 war wirklich eines, das man vergessen sollte", meinte Muth via Social Media.

Was der 20-Jährige damit meint, liegt auf der Hand. Neben seiner Verletzung grübelt Muth vor allen Dingen über seine sportliche Entwicklung. Bei seinem durchaus respektablen DTM-Einstieg 2021 mit einem weiteren Neuling, dem Lamborghini-Team T3 Motorsport, belegte Muth unter 21 permanenten Startern immerhin Rang 13 in der Gesamtwertung. Dabei hatte er am Nürburgring mit Platz fünf im zweiten Rennen sein bestes Saisonergebnis erzielt.

Nach dem Wechsel von T3 zum werksunterstützten BMW-Team Walkenhorst Motorsport hatten sich die Beteiligten mit dem neuen M4 GT3 sicher mehr ausgerechnet, als aktuell der Tabelle zu entnehmen ist. Muth, der 2021 immerhin 41 Punkte eingefahren hat, steht wie noch drei weitere permanent eingeschriebene Fahrer aktuell bei null Zählern - und daran wird sich in dieser Saison auch nichts mehr ändern.

Esteban Muth fuhr zuletzt in Spa mit einer Sonder-Folierung, Foto: DTM
Esteban Muth fuhr zuletzt in Spa mit einer Sonder-Folierung, Foto: DTM

Muth: War die Operation jetzt nötig?

Warum die OP, die man laut Radio Fahrerlager angeblich hätte verschieben können, ausgerechnet jetzt vorgenommen wird, ist eine interessante Feststellung, denn Muth soll schon vor dem Spa-Event vor eineinhalb Wochen über Probleme mit seiner Hand geklagt und abseits der Rennwochenenden eine Handmanschette getragen haben.

Wie Motorsport-Magazin.com zudem schon am Nürburgring aus mehreren Quellen vernommen hat, soll es hinter den Kulissen bei der Mannschaft aus Melle kriseln. Das soll wohl auch an den mäßigen Ergebnissen des zweimaligen DTM-Champions Marco Wittmann liegen, der momentan nur auf Position 13 rangiert, der mit Abstand schlechtesten DTM-Platzierung seit seiner DTM-Premiere 2013.

Der Franke macht hinter den Kulissen aus seiner Unzufriedenheit keinen Hehl, was angesichts von nur 55 Punkten und damit bereits 73 Zählern Rückstand auf seinen BMW-Marken- und Werksfahrerkollegen, Spitzenreiter Sheldon van der Linde (Schubert-BMW) wenig verwunderlich ist.

Läuft es in Spielberg endlich nach Wunsch?

Warum Walkenhorst Motorsport und Wittmann im vergangenen Jahr mit dem alten und eigentlich chancenlosen BMW M6 GT3 bis zum Finale um den Titel kämpfen konnten, in dieser Saison aber mit dem neuen und konkurrenzfähigen M4 GT3 nicht in die Erfolgsspur finden, bleibt rätselhaft.

Man darf gespannt sein, ob sich der negative Lauf (nur neun Punkte in den letzten vier Rennen) am kommenden Wochenende auf dem Red Bull Ring, einer nachweislich guten BMW-Strecke, fortsetzen wird. Zur Erinnerung: In Spielberg stand Wittmann 2021 auf der Pole Position, im Rennen musste er allerdings dem von der BoP begünstigten Ferrari-Piloten Liam Lawson den Vortritt lassen. Auch interessant: Wittmann und Muth fuhren in beiden Rennen die schnellste Rundenzeit.

BMW-'Abschiedsgeschenk' für M4-Spezialist Timo Glock?

Wer Muth in Spielberg und möglicherweise auch in Hockenheim ersetzt, bleibt zunächst offen. Laut der DTM-Organisation ITR hat Walkenhorst lediglich Muth, aber nicht das zweite Auto zurückgezogen. Logisch wäre eigentlich, wenn BMW aus seinem 19-köpfigen Werkskader einen potenziellen Kandidaten mit GT3-Erfahrung abstellen würde, denn schließlich ist Walkenhorst ein BMW-Team mit Werksunterstützung - aber im Gegensatz zu Schubert Motorsport mit nur einem Werksfahrer in der DTM am Start.

Da muss man unweigerlich an Timo Glock denken, der BMW M Motorsport am Saisonende nach zehn gemeinsamen Jahren verlässt. Der 40-Jährige ist inzwischen bestens mit dem BMW M4 GT3 vertraut - praktisch ein Spezialist - und kämpft in der Italienischen GT-Meisterschaft völlig unter dem Radar der Öffentlichkeit mit Teamkollege Jens Klingmann um den Titel. Wären zwei weitere DTM-Starts nach dem Imola-Gastspiel ein passendes Abschiedsgeschenk für Glock, der seine Profi-Karriere noch längst nicht an den Nagel hängen will und nach einer neuen Herausforderung sucht?

Schubert-BMW im ADAC GT Masters mit nur einem Auto

Bei BMW M Motorsport ist die Personallage ausgerechnet am kommenden Wochenende angespannt. Im parallel auf dem Sachsenring gastierenden ADAC GT Masters startet Schubert Motorsport beim Doppeleinsatz mit nur einem statt zwei BMW M4 GT3. Weil Youngster Niklas Krütten wegen eines Rennens der European Le Mans Series in Spa verhindert ist, springt BMW-Werksfahrer Jesse Krohn an der Seite von Privatier Ben Green in die Bresche. Der erfahrene Finne fällt also bei Walkenhorst als potenzieller Ersatzmann für Muth flach.

BMW-Werksfahrer Nicky Catsburg wird ebenfalls nicht für Schubert am Start sein. Der 34-jährige Niederländer geht seinen Verpflichtungen beim Finale der FIA ETCR nach. Dort trifft er unter anderem auf den früheren DTM-Champion Bruno Spengler, der seine Rückenverletzung nach einem Rennunfall auskuriert hat.