Der DTM-Kalender 2023 soll noch in diesem Monat rund um den Event in Spielberg (23.-25. September) veröffentlicht werden - Überraschungen inklusive.

Auf die Frage von Motorsport-Magazin.com, ob inzwischen feststeht, wie viele Veranstaltungen 2023 (acht, neun oder zehn) durchgeführt werden, meinte DTM-Chef Gerhard Berger am vergangenen Wochenende in Spa: "Ich denke, es werden acht sein." Interessant ist dabei sein Zusatz, dass man "ein bisschen mehr Gewicht auf Deutschland" legen wolle.

Was bedeutet dieser Hinweis? Geht man von acht Veranstaltungen und 16 Rennen aus, hieß es bisher und auch noch in Spa, dass die Verteilung im In- und Ausland wie in diesem Jahr bei 50:50 liegen könnte.

DTM-Rennkalender 2023: Mehr Rennen in Deutschland?

Bergers Aussage deutet aber möglicherweise daraufhin, dass auch mehr möglich ist - was vor allem die DTM-Fans in Deutschland überaus gerne registrieren würden. Schaut man sich die bisherigen Events 2022 an, muss man klar feststellen, dass die DTM in Portugal (Portimao), Italien (Imola) und jetzt auch in Belgien mit der berühmten Formel-1-Strecke in Spa-Francorchamps kein so großes Interesse wie in Deutschland erzeugt.

Auch der 7.004 Meter lange Ardennen-Kurs war nicht so gut besucht, wie die Verantwortlichen sich das nach den Rekordzahlen beim 24h-Rennen Ende Juli und dem Formel-1-GP vor zwei Wochen erhofft hatten. Drei Top-Ereignisse innerhalb von nur sechs Wochen - das war dann wohl auch für die belgischen Rennsport-Fans des Guten zu viel.

"Spa ist aus kommerzieller Sicht kein leichter Markt für uns, dass wussten wir schon vorher", bestätigt Berger die Problematik. Der Zuspruch sei okay gewesen, "aber nicht so gut wie zuletzt am Nürburgring oder wenn wir nach Hockenheim gehen".

Foto: DTM
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DTM 2023: Auftakt und Finale in Hockenheim?

Das ist ein guter Hinweis des Österreichers, denn es gibt angeblich Überlegungen, 2023 im badischen Motodrom sogar zweimal zu gastieren, wie es zwischen 1995 und 2019 bereits 20 Mal der Fall war. Der Hockenheimring Baden-Württemberg ist bei den DTM-Fans die beliebteste Rennstrecke, wie die bis heute bestehende Rekordzahl von offiziell 165.000 Zuschauern an drei Tagen beim Saisonfinale 2008 beweist.

Dazu passt perfekt auch die Aussage von Ex-DTM-Champion Martin Tomczyk, der aktuell in der DTM-Organisation ITR der neue Plattform-Verantwortliche ist und in dieser Funktion Ende August am Nürburgring verriet: "Der Ansatz war, 'more back to the roots' (mehr zurück zu den Wurzeln) zu gehen, weil wir die Fan-Nähe wollen und die Hauptorte dafür sind Deutschland und Umgebung."

Auf Anfrage von Motorsport-Magazin.com bei der Hockenheim-Ring GmbH bestätigte Jorn Teske Gespräche mit der ITR und hofft "wegen Planungssicherheit auf eine baldige Entscheidung". Dabei vermied der Geschäftsführer allerdings bewusst den entscheidenden Hinweis, ob es sich dabei um einen oder zwei DTM-Events in Hockenheim handelt.

Foto: DTM
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Auch Oschersleben noch im DTM-Rennen

Sollte es so kommen, gibt es zwei Szenarien. Entweder es bleibt bei vier Events oder es sind 2023 wieder deren fünf in Deutschland. Wenn Hockenheim tatsächlich für zwei Veranstaltungen den Zuschlag erhalten und der Lausitzring, Norisring und Nürburgring gesetzt sind, dürfte die von Motorsport-Magazin.com ins Gespräch gebrachte Motorsport Arena Oschersleben keine Berücksichtigung im Kalender 2023 finden.

Davon weiß deren Geschäftsführer Ralph Bohnhorst allerdings noch nichts, wie er im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com betonte. "Ich habe noch am vergangenen Wochenende mit der ITR telefoniert und dabei keine Absage erhalten." Was bedeuten würde, dass - bleibt es bei fünf deutschen Events - in Hockenheim wie in diesem Jahr beim Finale, nur einmal gefahren würde...

Foto: DTM
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DTM im Ausland: Zuschauer-Interesse überschaubar

Der Saisonauftakt dürfte erstmals seit 2019 wieder in Deutschland über die Bühne gehen, das hat Gerhard Berger bereits durchblicken lassen. In Spa (2020), Monza (2021) und auch Portimao in diesem Jahr war das Interesse an der DTM beim Saisonstart nicht zuletzt wegen der Corona-Pandemie mehr als bescheiden.

Die höchsten Zuschauerzahlen gab es außerhalb Deutschlands zuletzt in Österreich und den Niederlanden. Dagegen erzeugten die ausgewählten Rennen in Italien trotz der Markenpräsenz von Ferrari und Lamborghini bei den Fans keine große Begeisterung - auch weil Zwei- oder Vierrad-Stars in der DTM-Startaufstellung fehlen.

Zwei DTM-Events im gleichen Nachbarland?

Dazu gibt es ein interessantes Statement von Martin Tomczyk, der auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com nicht ausschließen wollte, dass die DTM 2023 mehr als ein Rennwochenende im gleichen Nachbarland fahren könnte: "Es ist nicht ausgeschlossen, dass wir auch in einem anderen Land zwei Events austragen."

Die Möglichkeiten liegen auf der Hand und werden hinter vorgehaltener Hand immer mehr ins Spiel gebracht: Mit dem Red Bull Ring in Spielberg sowie dem Salzburgring nahe der deutschen Grenze hätte die DTM zwei Rennstrecken, die nicht nur in Österreich äußerst beliebt sind.

Allerdings ist der Hochgeschwindigkeitskurs im sogenannten Nesselgraben zwischen den kleinen Ortschaften Koppl und Plainfeld wegen der großen Unfallgefahr umstritten. Motorsport-Magazin.com war am 28.08.1988 live dabei, als bei glühender Hitze vier DTM-Rennen gestartet, aber kein einziges beendet wurde. Wegen mehrerer Massencrashs, die für den größten Schrottplatz in der DTM-Geschichte und Gesamtschäden in Millionenhöhe sorgten, kamen nicht einmal ein Drittel der insgesamt 31 Starter ins Ziel! Deshalb zogen die damaligen Hersteller BMW, Ford und Mercedes die Reißleine - und der Salzburgring verschwand bis heute von der DTM-Landkarte.

"Wir haben uns auch den Salzburgring angesehen. Ich mag die Strecke und für Fans wäre das auch ein tolles Event. Ich kann aber noch nichts mit Sicherheit sagen. Wir sind mit Vielen in Gesprächen und befinden uns in der Finalisierung", sagte Tomczyk.

Foto: WTCR
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Keine DTM-Events parallel zu anderen Rennsport-Großereignissen

Theoretisch könnten Doppel-Veranstaltungen auch in Belgien (Spa und Zolder), den Niederlanden (Assen und Zandvoort) oder Italien beispielsweise mit Imola und Monza stattfinden. Auch auf den vor allem bei Fahrern beliebten und anspruchsvollen Rennstrecken in Misano und Mugello hat es schon Gastspiele der DTM gegeben. Vieles spricht aber für Österreich, weil hier die meisten Fans erwartet werden.

Berger betont, dass bei der Kalenderplanung 2023 auch auf die Formel-1-Termine sowie die der 24-Stunden-Rennen in Le Mans, am Nürburgring und in Spa Rücksicht genommen würde. Damit dürfte feststehen, dass an den Wochenenden 20./21.05. (Nürburgring), 10./11.06. (Le Mans) sowie am 29./30.07. (Spa) keine DTM-Events geplant sind. Zwei weitere Wochenenden hat der Motorclub Nürnberg (MCN) in Absprache mit den Verantwortlichen der Franken-Metropole für das Saisonhighlight auf dem Norisring geblockt: 30.06. - 02.07. und 07. - 09.07.

Foto: DTM
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DTM und ADAC GT Masters: Die Sache mit den Kalendern

Wie schwierig es ist, alle Wünsche zu berücksichtigen, zeigt auch die Tatsache, dass die Verantwortlichen die Kalender der Formel E und WEC im Auge haben, denn bei diesen Rennserien dürften auch wieder DTM-Piloten im Einsatz sein. Und da wäre dann noch das leidige Thema mit der Konkurrenz des ADAC GT Masters und den damit verbundenen und umstrittenen Terminüberschneidungen, für die vor allem Fahrer, Teams und Medienschaffende überhaupt kein Verständnis haben.

Bei allen Schwierigkeiten, die es definitiv bei der Kalenderplanung gibt, eine vernünftige Absprache zwischen den beiden Organisationen ADAC und ITR sollte das Übel endlich beenden. Bestenfalls, wünschen sich viele Beteiligte, fahren die beiden attraktiven Rennserien wie zu früheren Zeiten an einem Wochenende - das wäre auch im Sinne tausender Fans der absolute Clou für den Motorsport in Deutschland...