Der DTM-Rennkalender 2023 ist ein recht gut gelüftetes Geheimnis - und wird es noch eine Weile lang bleiben. Die mit Spannung erwartete Veröffentlichung aller Termine, die eigentlich am Rande des kommenden Rennwochenendes in Spielberg (23.-25. September) hätte erfolgen sollen, verschiebt sich. Das hat die DTM-Dachorganisation ITR auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com bestätigt.

Als Grund für die spätere Bekanntgabe gilt der an diesem Dienstag vorgestellte und vom World Motor Sport Council abgesegnete Rennkalender für die Formel-1-Saison 2023. Und im Besonderen die Entscheidung der FIA, das F1-Rennen in Belgien am 30. Juli 2023 exakt auf das längst veröffentlichte Datum zum nächstjährigen 24-Stunden-Rennen an gleicher Stelle auf dem Ardennenkurs zu legen.

Was unter vielen Motorsport-Fans zunächst für große Verwirrung und Unverständnis sorgte, löste die GT World Challenge, zu der das 24h-Rennen Spa zählt, in Form von Veranstalter SRO später am Abend auf: Die Organisation um Stephane Ratel gab eine Verlegung des 24-Stunden-Klassikers auf den 01. bis 02. Juli bekannt statt der geplanten Austragung am 29. bis 30. Juli. "Dem Datum, das seit 1953 zumeist für die 24 Stunden von Spa genutzt wurde", wie der Veranstalter süffisant mitteilte.

Die durch die FIA ausgelöste Kettenreaktion trifft auch die ITR, denn: Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com hat der Motorclub Nürnberg (MCN) in Absprache mit den Verantwortlichen der Franken-Metropole für das Saisonhighlight auf dem Norisring zwei Wochenenden geblockt: 30. Juni - 02. Juli 2023 und eine Woche später vom 07. - 09. Juli 2023.

Erstgenannter Termin fällt nach der SRO-Änderung nun auf die Austragung der 75. Auflage der 24 Stunden von Spa. Eine Überschneidung ist praktisch ausgeschlossen, weil ein Großteil der Werksfahrer in der DTM fest für das bekannteste GT3-Rennen der Welt eingeplant ist. Damit würde das Norisring Speedweekend - das Highlight des DTM-Kalenders - nach aktuellem Stand auf den 07. - 09. Juli 2023 fallen. Parallel gastiert die Formel 1 im britischen Silverstone, wobei Überschneidungen mit dem Rekord-Kalender von 24 Grands Prix ohnehin ein Ding der Unmöglichkeit sind.

Die mögliche Anpassung des Norisring-Termins hat Auswirkungen auf den weiteren DTM-Kalender, die nun erst einmal mit allen Partnern im Detail geklärt werden müssen. Damit ist die erhoffte Veröffentlichung am kommenden Wochenende verständlicherweise kaum haltbar. Zur Veranschaulichung: Die Verlegung des 24h-Rennen Spa hatte für die SRO und ihre Rahmenrennserien 14 Terminverlegungen zur Folge!

So darf bis zur finalen Bekanntgabe weiter über den DTM-Kalender 2023 spekuliert werden, der die Traditionsserie laut Martin Tomczyk wieder mehr "zurück zu den Wurzeln" führen soll. Bereits am 14. September hatte Motorsport-Magazin.com exklusiv berichtet, dass eine Rückkehr zu zwei Rennwochenenden auf dem Hockenheim mit Auftakt und Finale diskutiert wird - wie es zwischen 1995 und 2019 bereits 20 Mal der Fall war.

Der Hockenheimring Baden-Württemberg ist bei den DTM-Fans die beliebteste Rennstrecke, wie die bis heute bestehende Rekordzahl von offiziell 165.000 Zuschauern an drei Tagen beim Saisonfinale 2008 beweist. Das passt zum Vorhaben von DTM-Boss Gerhard Berger, den Fokus der Serie bei den bevorstehenden acht Rennwochenenden wieder verstärkt auf die deutschen Fans zu richten.

Dazu gibt es ein interessantes Statement des DTM-Plattform-Verantwortlichen Tomczyk, der auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com nicht ausschließen wollte, dass die DTM 2023 mehr als ein Rennwochenende im gleichen Nachbarland fahren könnte: "Es ist nicht ausgeschlossen, dass wir auch in einem anderen Land zwei Events austragen."

Die Möglichkeiten liegen auf der Hand und werden hinter vorgehaltener Hand immer mehr ins Spiel gebracht: Mit dem Red Bull Ring in Spielberg sowie dem Salzburgring nahe der deutschen Grenze hätte die DTM zwei Rennstrecken, die nicht nur in Österreich äußerst beliebt sind.

Eine Rückkehr an den grenznahen Salzburgring - wo die DTM zuletzt 1988 gastierte und wegen mehrerer Massencrashs Gesamtschäden in Millionenhöhe fabrizierte, käme vor allem bei den Österreichern in der DTM gut an.

Allen voran BMW-Werksfahrer Philipp Eng, der unweit von Salzburg am Mondsee wohnt. "Ich war am vergangenen Samstag da und die Strecke befindet sich in einem perfekten Zustand. Ich wohne nur 15 Minuten entfernt, bin dort aber noch nie ein Rennen gefahren. Das ist komplett verrückt! Eine Oldschool-Strecke, die die Spreu vom Weizen trennt. Ich hätte keine Sorgen, auf dem Salzburgring zu fahren, wir fahren mit GT3-Autos ja auch über die Nordschleife."