Große Geste eines jungen Rennfahrers: Porsche-Werkspilot Thomas Preining startet beim kommenden DTM-Event auf dem Red Bull Ring (23. bis 25. September) mit einem speziellen Helm in Erinnerung an den im Dezember 2020 verstorbenen Walter Lechner Senior. Die in den Farben rot, weiß und blau gehaltene Lackierung erinnert an Lechners Design zu damaligen Rennfahrerzeiten und ist mit gemeinsamen Fotos an der Seite versehen.

Der 24-jährige Preining und die Lechner-Familie um Walter Senior sowie dessen Söhne Robert und Walter Junior kennen sich seit Jahren und haben zahlreiche Rennen zusammen bestritten: Schon 2016 startete der Österreicher in der ADAC Formel 4 für Lechner Racing, 2017 und 2018 dann in den Porsche-Markenpokalen Supercup sowie Carrera Cup Deutschland. 2018 gewann Preining den deutschen Carrera Cup vor Teamkollege Michael Ammermüller und belegte im Supercup Platz drei.

Foto: Mackinger Photography
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Preining: "Walter war irgendwann mehr Freund als Teamchef"

In dieser Zeit wurden Lechner Senior und Preining tatsächlich gute Freunde - trotz des großen Altersunterschiedes. "Walter hat großen Einfluss auf meine Denkweise, 2018 sind wir extrem eng zusammengewachsen", erinnert sich Preining bei der Helm-Präsentation in der Lechner Racing School in Thalgau im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Er hat mir viel Input gegeben, der am Ende zum Erfolg geführt hat. Walter war irgendwann mehr Freund als Teamchef."

Nach Lechners Tod, der große Trauer in der internationalen Motorsport-Szene hervorgerufen hat, pflegt Preining weiter eine gute Beziehung zu dessen Söhnen Robert und Walter Junior. Robert, wie sein Vater langjähriger Rennfahrer und späterer Teamchef, freut sich ausgesprochen über Preinings Geste pünktlich zum DTM-Heimspiel in Spielberg. "Ich bin wirklich emotional bewegt", sagt Robert Lechner zu Motorsport-Magazin.com.

Die Idee für das besondere Helm-Design zu Lechners Ehren hatte Preining schon im ersten Quartal des Jahres. Nach einem schwierigen Saisonauftakt für die Porsche-Teams Bernhard und SSR Performance war es Preining, der den Zuffenhausenern am Norisring den ersten Sieg in der Geschichte der DTM bescherte. Mit zwei weiteren Podestplätzen zuletzt in Spa hat er sich auf den siebten Platz in der Gesamtwertung verbessert - 17 Punkte Rückstand auf Landsmann Lucas Auer, der Spitzenreiter Sheldon van der Linde (130 Punkte) jagt.

Robert Lechner: "Tommy kann noch viel mehr erreichen"

"Tommy kann noch viel mehr erreichen, er kann in Zukunft DTM-Champion werden", ist Robert Lechner überzeugt. "Er hatte eine sehr enge Bindung zu meinem Papa, obwohl er erst für uns (Lechner Racing in der ADAC Formel 4) gefahren ist. Papa hat immer gesagt, dass der Tommy ein richtig Schneller ist!"

Nach einer vollen Saison und Platz vier in der Formel-Nachwuchsserie musste sich Preining aufgrund mangelnden Budgets anderweitig orientieren - und fand seine neue sportliche Heimat bei den Lechners in den Porsche-Markenpokalen. 2017 nahm ihn Porsche als Junior ins Werksaufgebot, 2019 startete er als Porsche Young Professional unter anderem in Le Mans, seit 2021 ist er vollwertiger Werksfahrer.

Foto: Mackinger Photography
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Welche Rolle Walter Lechner für Preinings Karriere spielte

"Bei der Entscheidung, den Formel-Weg aufzugeben und ihn stattdessen mit Porsche zu gehen, hat mein Papa eine große Rolle gespielt", freut sich Robert Lechner über Preinings Karrierefortschritt. "Er hat Tommy diese Perspektive mitgegeben, dass der Motorsport nicht nur Formel 1 ist und dass man niemals aufhört zu lernen. Bewusst wie unbewusst hat er einen großen Eindruck hinterlassen und Papas Leidenschaft für Porsche war sicherlich auch prägend."

Walter Lechner Senior bestritt während seiner 21-jährigen Rennfahrer-Karriere viele Rennen auf Porsche-Modellen, unter anderem die 24 Stunden von Le Mans 1988 mit einem Camel-Brun-Porsche und Manuel Reuter als Teamkollegen. 1996 beendete er seine Karriere und feierte fortan einen Titel nach dem anderen in den Porsche-Cups, unter anderem mit Rene Rast, Michael Ammermüller oder Philipp Eng.

Seine Söhne Robert (Geschäftsführer und Inhaber der Lechner Racing GmbH seit 2005) und Walter Junior führen das Geschäft fort und setzen weiter auf Ausbildung junger Rennfahrer. In der Vergangenheit zählten dazu Größen wie Stefan Bellof, Roland Ratzenberger, Michael Bartels, Christian Klien, Karl Wendlinger oder Alexander Wurz - und eben Preining.

Foto: Mackinger Photography
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Preining: "Manchmal habe ich einen Satz heiße Ohren gebraucht"

Preining heute: "Walters größte Stärke war, dass er immer extrem gut einschätzen konnte, was für einen Umgang ein Fahrer in dem spezifischen Moment braucht. Manchmal habe ich einen Satz heiße Ohren gebraucht, wenn ich etwas schlecht gemacht habe. Und ab und zu brauchst du auch einen, der dir auf die Schulter klopft und mit dir ein Bier trinken geht."

Was Preining als jungem Nachwuchsfahrer vor allem imponierte, war neben dem fachlichen auch der menschliche Umgang innerhalb der Lechner-Familie, die sich nicht nur als Renn-Team, sondern als große Motorsport-Familie sieht.

Über Lechner Senior sagt der Fahrer aus dem KÜS Team Bernhard: "Walter hat mich immer respektiert, und das wird einem Fahrer in so einem jungen Alter nicht immer entgegengebracht. Bei anderen warst du manchmal der Depperte, der keine Ahnung hat und froh sein darf, dass er überhaupt irgendwo fahren darf. Wenn ich jemanden respektiere, dann habe ich gelernt, dass ich das auch zurückerwarten darf. Bei Lechner war das von Anfang an gegeben."