Timo Glock lieferte vor-, während- und nach den beiden Rennen in Imola Schlagzeilen. Einerseits war schon bei der Ankündigung des DTM-Comebacks des ehemaligen Formel-1-Fahrers das Interesse groß. Spätestens nach der Start-Kollision in Rennen 1 und dem geladenen Kommentar des Deutschen in Richtung seines Kontrahenten - "Ein Volldepp vor dem Herrn!" - war der Name Timo Glock in aller Munde.

Im Exklusiv-Interview mit Motorsport-Magazin.com ließ der BMW-Werkspilot seine Zeit in Imola Revue passieren. "Das ganze Wochenende war verrückt. Allein wie die erste Runde abläuft - mein Auto ist schon wieder von vorne bis hinten zerdellt, da ist nichts mehr so richtig ganz", sagte Glock.

DTM: Das sagt Timo Glock zur neuen DTM

"Am Start versuchen einfach alle so viele Plätze, wie es nur geht gutzumachen und fahren sich gegenseitig ins Auto", sagte Glock nach dem zweiten Rennen in Imola. Obwohl der Ceccato-Pilot sich vor dem Start noch vornahm, allen Drängeleien fernzubleiben und sich aus den 'suizidalen' Manövern der anderen rauszuhalten, krachte es auch am Sonntag hier und da - jedoch führten die Kollisionen nicht zu einem frühzeitigen Aus wie am Vortag.

Dennoch ist das Racing mit der neuen Fahrzeuggeneration unter dem GT3-Regelement anders als in der Vergangenheit des DTM-Siegers. "Ich wurde auch wieder von hinten angeschoben und bin dadurch in den Vordermann reingedonnert. Das ist alles ziemlich chaotisch im Gegensatz zu den Class-1-Zeiten - viel wilder und verrückter", so Glock.

Timo Glock, Imola: Strafe nach Boxenstopp-Chaos

Neben dem rauen Umgangston auf der Strecke bot das DTM-Gastspiel auch für das GT3-Affine Ceccato-Racing-Team von DTM-Champion Roberto Ravaglia eine neue Herausforderung. Denn gezeitete Boxenstopps gibt es in der gewohnten italienischen GT-Meisterschaft nicht. Trotz vieler Trainingsstunden der Mechaniker lief es beim Boxenstopp gehörig schief.

"Am Ende hatten wir noch einen chaotischen Boxenstopp, da haben wir noch mal acht Sekunden verloren. Wir hatten ein Problem mit dem Schlagschrauber und dem Aufbocksystem - das Auto ging nicht richtig hoch. Dann ist es runtergefallen, obwohl das Rad noch nicht drauf war, dadurch musste das Auto wieder hoch. Einfach völliges Chaos", erklärte Glock.

Beim Losfahren dann das nächste Malheur. Der Luftschlauch des Schlagschraubers auf der Fahrerseite verhedderte sich im Heckflügel des BMW-Boliden und zerrte am gesamten Gestell der Schlagschrauber-Konstruktion. Obwohl niemand verletzt wurde und der M4 GT3 auch ohne Schäden davonkam, blieb der Vorfall nicht ohne Konsequenzen. Das Team kassierte eine Strafe von 2.500 Euro.

Ebenso neu für die Italiener waren die Reifen aus dem Hause Michelin. "Im Qualifying konnten wir den Reifen auf eine Runde nicht wirklich ins Fenster bringen. Speziell wenn das Auto heiß war. Wenn du die Räder über die heiße Bremsanlage steckst, geht der Druck unkontrolliert hoch - oder zumindest nicht in das Fenster, in dem wir ihn haben wollen", erklärte Glock.

Glocks alter Rowe-M6., Foto: DTM
Glocks alter Rowe-M6., Foto: DTM

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Trotz der vielen Probleme am Wochenende war der ehemalige Formel-1-Pilot zufrieden mit der Leistung im DTM-Gastspiel. "Nur dreieinhalb oder vier Zehntel zurück zu sein, ist okay", so Glock weiter führt der 40-Jährige aus: "Mit dem Rennspeed war ich heute ganz happy - da waren wir gut dabei. Wir konnten mit dem Zug mitfahren und ich konnte auch überholen. Wir hätten am Anfang ein bisschen schneller fahren können, ich bin aber nicht an meinem Vordermann vorbeigekommen. Dadurch hatten wir eine so hohe Öltemperatur, dass es zu Leistungsverlust kam."

Besonders zufrieden ist der Odenwälder mit seinem neuen Boliden aus München. Auf die Frage von Motorsport-Magazin.com, ob der DTM-M6 aus dem Vorjahr schon früher hätte ersetzt werden sollen, antwortete Glock: "Ja! Der M6 war schon ein frustrierendes Auto. Ich glaube, am Ende war an meinem auch nicht mehr alles gerade. Bei einem Test durfte ich Sheldons (van der Linde) Auto fahren, das war deutlich anders. Aber damit musste man leben, da musste man sich durchbeißen."

Obwohl Auto, Fahrer und Team in Imola überzeugen konnten, gäbe es laut Glock noch keine konkreten Pläne zu einer permanenten DTM-Rückkehr. "Mal schauen, was die Zukunft bringt - es liegt nicht in meiner Hand", so der Wersauer. Weiter sagte der Glock: "Ich wäre aber bereit, nächstes Jahr wieder dabei zu sein." Die Entscheidung über die Zukunft in der Traditionsserie treffe jedoch nicht nur Glock oder die Teams, sondern hauptsächlich BMW.