'Der letzte Tanz' endete für Timo Glock unverschuldet im Kiesbett. Dem langjährigen Formel-1- und DTM-Fahrer blieb es in seinem finalen Rennen für BMW verwehrt, die Zielflagge zu sehen. Beim Saisonfinale der Italienischen GT-Meisterschaft in Mugello wurde Glock wenige Runden vor dem Rennende unsanft ins Aus befördert - am Ende Gesamtplatz zwei für Glock und Teamkollege Jens Klingmann in der Meisterschaft.

Bis zuletzt kämpften Glock und Klingmann mit einem BMW M4 GT3 des Teams Ceccato Racing um Tourenwagen-Ikone sowie Teamchef Roberto Ravaglia um den Titelgewinn in der Italian GT Championship. Mit einem zweiten Platz im Samstagsrennen hatte Glock noch einmal aufgezeigt und belegt, dass er auch für einen "Nicht-GT3-Spezialisten" (Glocks süffisanter O-Ton) deutlich mehr als nur mithalten kann.

Der in mehrfacher Hinsicht unglückliche Verlauf des Sonntagsrennen beim vierten und letzten Rennwochenende der Sprint-Meisterschaft brachte Glock und Klingmann schließlich um den greifbaren Titelgewinn. Dem Ausfall vorangegangen war eine aus Sicht von Glock unglückliche Full Course Yellow sowie anschließende Safety-Car-Phase, die zahlreiche Autos nach ihren Boxenstopps zwischen den Ceccato-BMW und die späteren Meister Jacopo Guidetti/Leonardo Moncini (Honda NSX GT3) beförderte.

Als Guidetti/Moncini rund sechs Minuten vor dem Rennende die Führung übernahmen, musste sich Glock - eigentlich auf P7 liegend - erst einmal wieder durch das dichte Mittelfeld kämpfen. Auf dem Weg nach vorne war schließlich Feierabend nach einem sehenswerten Duell mit dem Lamborghini von Alberto di Folco, der den BMW am Heck traf und von der Strecke beförderte. "Tut mir leid. Er ist ein großartiger Fahrer, den ich sehr respektiere", sagte di Folco, der sich umgehend bei Glock entschuldigte.

"Es war ein toller Fight mit Roberto, den ich sehr genossen habe", sagte Glock während seiner Heimreise via Instagram. "Leider hat er mich aus dem Rennen genommen, dann war Game Over. Aber nach der Full Course Yellow hätten wir sowieso keine Chance mehr auf den Titel gehabt. Das Rennen hätte ich gerne beendet. Ich habe die Reise mit Roberto (Ravaglia) sehr genossen. Am Ende war es sehr emotional. Danke auch an meinen tollen Teamkollegen Jens Klingmann, mit dem ich sehr viel Spaß hatte."

Mit 78 Punkten belegten Glock/Klingmann den zweiten Platz in der Gesamtwertung der italienischen Rennserie, die sich vorrangig an Nachwuchspiloten und Amateurfahrer richtet. Den Titel sicherten sich der 20-jährige Jacopo Guidetti samt Teamkollege Leonardo Moncini (18) in einem GT3-Honda von Nova Race.

Foto: BMW/Andres Pardo Gomez
Foto: BMW/Andres Pardo Gomez

Für Glock endet damit eine zehnjährige Partnerschaft mit BMW. Der 40-Jährige hatte die Trennung zum Saisonende eigenständig am 07. September dieses Jahres bekanntgegeben. Wie es für Glock weitergeht, ist noch nicht bekannt. Der bekannteste Fahrer des letzten Jahrzehnts aus dem BMW-Kader will seine Rennkarriere fortsetzen. "Schauen wir mal, was die Zukunft für mich bringt", sagte Glock, der am kommenden Wochenende beim Mexiko-GP für den TV-Sender Sky als Experte im Einsatz ist.

Glock, der von BMW mehr oder weniger emotionslos vor die Tür gesetzt wurde, nach dem Samstagsrennen in Mugello: "Ich bin in meiner Karriere schon viele letzte Rennen in einer Saison gefahren. Aber dieses Mal ist es ein bisschen anders, weil nach zehn Jahren meine Zusammenarbeit mit BMW leider endet. Wo eine Türe zugeht, geht eine andere auf."

Glock zählte stets zu den absoluten Fan-Lieblingen in Deutschland. In der DTM-Saison 2022, in der BMW mit den Kundenteams Walkenhorst und Schubert sowie insgesamt vier BMW M4 GT3 antrat, war für ihn aber kein Platz mehr vorgesehen. Der frühere Formel-1-Fahrer blickt seit seinem DTM-Debüt 2013 auf 148 Rennen, fünf Siege, 15 Podestplätze und sechs Pole Positions für den Autobauer aus München zurück. Glock zählte mehrfach zu den Titelanwärtern, seine besten Gesamtergebnisse waren fünfte Plätze in den Saisons 2018 und 2020.

BMW M Motorsport verabschiedete sich am Sonntag via Pressemitteilung von Glock, Motorsportchef Andreas Roos wurde unter anderem mit den Worten zitiert: "Sein Können und seine Persönlichkeit machten ihn zum absoluten Publikumsliebling, und er war ein prägendes Gesicht der Marke auf und neben der Rennstrecke. Wir wünschen Timo das Beste und viel Erfolg für seine Zukunft!"

Foto: DTM
Foto: DTM

Im Vorfeld war Glock, der gerne weiter Rennen mit dem BMW M4 GT3 gefahren wäre und auch Interesse am neuen LMDh-Projekt der Münchner geäußert hatte, nicht ganz happy mit dem Ablauf der Trennung gewesen. Nach zehn gemeinsamen Jahren wirkte der Abschied höchst nüchtern für den verdienten Werksfahrer, der im Juni einen DTM-Gaststart mit Ceccato Racing in Imola absolvierte und gerne weiter in der Traditionsserie angetreten wäre.

BMW-Motorsportchef Roos am Rande des DTM-Saisonfinales in Hockenheim: "Das war ein sachlich, fachliches Gespräch, wo man mit Timo über die bisherigen Erfolge gesprochen hat und dass es in Zukunft nicht weitergehen wird. Dann ist auch irgendwann Ende. Dann gibt es auch nicht mehr so viel zu besprechen, das muss man ganz ehrlich sagen."

Timo Glock: Zehn Jahre mit BMW (2013-2022)

JahrTeamGesamtwertungErfolge
2022Italienische GT-MeisterschaftP2 1 Sieg, 5 Podest, 3 Pole
2022DTM-Gastart in Imola
2021ROWE RACINGP17 (9 Punkte)
202124h Daytona, 24h Spa
2020BMW Team RMGP5 (120 Punkte)1 Podest, 1 Pole
2019BMW Team RMRP12 (58 Punkte)-
2018BMW Team RMRP5 (144 Punkte)1 Sieg, 5 Podest, 1 Pole
201824h BathurstP9
2017BMW Team RMRP7 (133 Punkte)1 Sieg, 4 Podest, 3 Pole
2016BMW Team RMGP10 (84 Punkte)1 Sieg
2015BMW Team MTEKP15 (56 Punkte)1 Sieg, 1 Pole
201524h-Rennen SpaP25
2014BMW Team MTEKP16 (33 Punkte)1 Podest
2013BMW Team MTEKP9 (40 Punkte)1 Sieg, 2 Podest