Nicht nur die Formel 1 testet in diesen Tagen in Barcelona, auch die Teams der DTM bereiten sich auf ihren Saisonbeginn vor. Auf der portugiesischen Rennstrecke Portimao, wo die DTM Ende April ihr Debüt gibt und gleichzeitig in die zweite Saison mit den GT3-Autos startet, drehte in dieser Woche von Mittwoch bis Freitag unter anderem das Mercedes-AMG-Team Winward seine Runden.

Neuzugang David Schumacher hatte seinen ersten Einsatz für den Rennstall aus Altendiez und wechselte sich am Steuer mit den Teamkollegen Lucas Auer und Maximilian Götz ab. Der amtierende DTM-Champion Götz ist von HRT zu Winward gewechselt und trifft bei der Mannschaft um Teamchef Christian Hohenadel auf zahlreiche Bekannte aus der gemeinsamen HTP-Vergangenheit.

Götz: "In DTM kommt es auf die Details an"

"Es tat gut, wieder im Rennauto zu sitzen", so Götz nach dem Portimao-Test. "Wir haben sehr viel am Setup gearbeitet und wertvolle Daten gesammelt. Bei der unglaublichen Leistungsdichte in der DTM kommt es auf die Details an. Wenn irgendwas nicht zu 100 Prozent passt, kannst du eine gute Platzierung vergessen. Und wenn du nicht mit einem guten Basis-Setup ins Rennwochenende gehst, geht dir schnell die Zeit aus. Von daher war dieser Test gut und wichtig."

Eine Woche vor dem Portimao-Test war Götz noch in Sebring und testete einen Mercedes-AMG GT3 des Teams Alegra Motorsports, für das er Ende Januar erstmals beim 24-Stunden-Rennen in Daytona an den Start gegangen war.

Schumacher: "Tests haben mich sehr weitergebracht"

Während Götz und Auer bestens mit dem Mercedes-AMG GT3 vertraut sind und am Setup für den Saisonauftakt arbeiteten, betritt Schumacher Neuland im GT-Rennsport mit Dach. Der Sohn des früheren DTM- und Formel-1-Fahrers Ralf Schumacher war seit dem Beginn seiner Automobilsportkarriere 2018 ausschließlich in Formel-Boliden unterwegs, zuletzt 2020 und 2021 in der FIA Formel 3.

"Die Testfahrten hier in Portimao haben mich sehr weitergebracht", sagte der 20-Jährige. "Ich konnte das Team, die Strecke und das Auto kennenlernen. Im Mercedes-AMG Team Winward Racing fühle ich mich sehr gut aufgehoben, ich wurde von allen sehr herzlich aufgenommen. Ich spüre mit jedem Kilometer mehr, wie man mit dem GT3-Auto fahren muss, um schnell zu sein, wobei mir die vielen Tipps von Luggi und Max eine große Hilfe sind."

David Schumacher: Nächster Test in Imola

Schumachers Testprogramm mit dem Mercedes-AMG GT3 geht fleißig weiter. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com ist in der kommenden Woche der nächste Testeinsatz geplant, dann im italienischen Imola, wo die DTM zum dritten Saisonrennen Mitte Juni 2022 gastiert.

Nachwuchspilot Schumacher: "Wir haben während der drei Testtage alles simuliert - Qualifying mit neuen Reifen und wenig Gewicht, Longruns mit anfangs viel Benzin und abbauenden Reifen. Dazu die Performance-Boxenstopps, bei denen es darauf ankommt, seinen Standplatz zentimetergenau anzufahren. Die DTM ist eine ziemlich komplexe Angelegenheit, bei der viele Details passen müssen, um erfolgreich zu sein. Deswegen werde ich bis zum Saisonauftakt jede Gelegenheit nutzen, um so viele dieser Details abzuarbeiten. Ich freue mich riesig drauf."

Schumacher bei Winward statt HRT: Das sagt Uli Fritz

Seine ersten Kilometer in einem GT3-Mercedes hatte Schumacher im November 2021 in Paul Ricard abgespult, damals noch auf Einladung des Mercedes-AMG-Team HRT. Sein DTM-Debüt gibt Schumacher stattdessen mit Winward.

"Nach dem gemeinsamen Test in Le Castellet mit David Schumacher gab es Gespräche bezüglich einer Zusammenarbeit mit HRT in der DTM", verriet Ulrich Fritz, Geschäftsführer der Haupt Racing Team GmbH, gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Letztlich haben wir jedoch festgestellt, dass sich das Projekt aufgrund kommerzieller Rahmenbedingungen nicht realisieren lässt. Wir freuen uns, dass David nun eine andere Möglichkeit gefunden hat, in der DTM an den Start zu gehen und wünschen ihm viel Erfolg."

Hohenadel: "Volles Programm mit David Schumacher"

Privat organsierte Testfahrten wie in Portimao bilden für Schumacher die beste Möglichkeit, sich mit dem GT3-Fahrzeug, das deutlich schwerer ist und über eine wesentlich wenigere Aerodynamik verfügt als ein F3-Auto, vertraut zu machen. Experten erwarten vorweg ein Lernjahr in der DTM für den jungen GT3-Neueinsteiger, der kürzlich ins Junior-Programm von Mercedes-AMG aufgenommen worden ist.

"Es waren sehr produktive Testfahrten auf dieser gleichermaßen attraktiven wie anspruchsvollen Rennstrecke", sagte Winward-Teamchef Christian Hohenadel. "Wir haben viele wertvolle Erkenntnisse in Hinblick auf den DTM-Saisonstart in Portimao gewonnen. Für David ging es darum, sich an den Mercedes-AMG GT3 und den Algarve Circuit zu gewöhnen. Wir haben mit ihm das volle Programm absolviert - Quali-Simulationen, Longruns, Boxenstopps. David hat gute Fortschritte gemacht, der Speed ist auf jeden Fall da."

Portimao-Test mit Schubert, Rosberg, HRT und Aston Martin

Neben Winward spulten auch die DTM-Teams Schubert Motorsport mit dem neuen BMW M4 GT3, Rosberg-Audi und das Mercedes-AMG-Team Haupt Racing Team (HRT) ihre Runden in Portugal ab.

HRT-Geschäftsführer Uli Fritz: "Leider war das Wetter teilweise sehr durchwachsen, wir mussten den Testplan wegen Starkregens anpassen. Dennoch hatten wir das erste Mal mit unseren DTM-Fahrern Arjun (Maini) und Luca (Stolz) einen guten Test. Wir sind mehr als 400 Runden ohne technische Probleme gefahren. Wir haben viel gelernt und können ein positives Fazit ziehen. Wir haben ein starkes Team für die kommende Saison, das Projekt Titelverteidigung hat jetzt auch auf der Strecke begonnen."

Neues HRT-Duo für die DTM-Saison 2022: Luca Stolz und Arjun Maini, Foto: HRT
Neues HRT-Duo für die DTM-Saison 2022: Luca Stolz und Arjun Maini, Foto: HRT

Zu den DTM-Kundenteams der unterschiedlichen Marken gesellte sich unter anderem Aston-Martin Werksfahrer Nicki Thiim, der nach Informationen von Motorsport-Magazin.com in einem Vantage GT3 von Aston Martin Racing (AMR) an drei Tagen ein Testprogramm für den britischen Autobauer absolvierte.