Daytona oder DTM? Am Rande des berühmten 24-Stunden-Rennens im US-Bundesstaat Florida konnte man bei einem Gang durchs Fahrerlager nur zu leicht die Rennserien vertauschen.

Beim Saisonauftakt der US-amerikanischen IMSA-Serie tummelten sich haufenweise DTM-Fahrer, darunter der amtierende Meister Maximilian Götz, der dreifache Champion und Rückkehrer Rene Rast, sein langjähriger Audi-Rivale Nico Müller, der zweifache BMW-Meister Marco Wittmann, dessen Markenkollege Sheldon van der Linde, die möglichen DTM-Rückkehrer Maro Engel und Luca Stolz, Dani Juncadella oder auch das Team T3 Motorsport.

Auch die Führungsriege der DTM-Dachorganisation ITR, namentlich DTM-Manager Frederic Elsner und Technikchef Michael Resl, war zu Gast in Daytona und streifte emsig durchs Fahrerlager. Elsner zu Motorsport-Magazin.com: "Wir pflegen eine gute Freundschaft zu IMSA und haben den Austausch mit möglichen neuen Herstellern, Fahrern und Teams gesucht. Deshalb ist es wichtig, dass wir vor Ort sind."

DTM-Starterfeld 2022: Wie viele Marken werden es?

Mit welchen potenziellen Kandidaten Elsner und Resl sprachen, wollten sie freilich nicht im Detail verraten. Gut möglich aber, dass die beiden auch Verantwortlichen von Aston Martin einen Besuch abstatteten. Der britische Sportwagenbauer war bei den 24h Daytona mit einem Kundenteam in der GTD-Pro-Klasse sowie mit drei Teams in der GTD-Kategorie vertreten, in denen analog zur DTM ebenfalls GT3-Rennwagen zum Einsatz kommen.

"Um die 25 Autos und um die fünf Hersteller", hatte Elsner zuletzt für das Starterfeld zur DTM-Saison 2022, der zweiten unter dem GT3-Reglement, angekündigt. Audi, BMW, Mercedes-AMG, Porsche und Lamborghini sind offiziell bestätigt, die Rückkehr von Ferrari gilt als wahrscheinlich. Bleibt da noch Platz für mögliche weitere Hersteller wie Aston Martin? Die Gerüchte um ein Engagement der Briten halten sich seit einer ganzen Weile hartnäckig.

Aston Martin setzt im GT3-Sport auf den Vantage als Basis, Foto: LAT Images
Aston Martin setzt im GT3-Sport auf den Vantage als Basis, Foto: LAT Images

Gespräche zwischen DTM und Aston Martin

Motorsport-Magazin.com weiß: Gespräche zwischen Aston Martin und der ITR waren sogar schon recht weit vorangeschritten, gerieten aber ins Stocken. Liegt das an den Spekulationen über einen möglichen Abgang von Aston-Martin-CEO Tobias Moers?

Internationale Medien berichteten vor rund einem Monat über einen angeblichen Abschied des Managers, der nach mehr als 20 Jahren bei Mercedes-AMG im August 2020 das Ruder bei Aston Martin übernommen hatte. Diese Spekulation wurde nach Recherchen von Motorsport-Magazin.com inzwischen dementiert.

Aston-Martin-Chef Moers ein GT3-Befürworter

Moers, der ab 2013 als Chef der Sportmarke aus Affalterbach auf den heutigen Daimler-CEO Ola Källenius gefolgt war, gilt als Befürworter der DTM bzw. des GT3-Sports. In einem Gespräch mit Motorsport-Magazin.com hat der damalige Vorsitzende der Geschäftsführung der Mercedes-AMG GmbH am Rande des 24 Stunden Rennen 2016 auf dem Nürburgring seine Philosophie mitgeteilt: "Dieses Rennen ist immer ein Highlight für uns - umso mehr, da wir die 24h-Premiere des Mercedes-AMG GT3 auf der Nordschleife feiern" freute sich Moers, der betonte, mit dem GT3-Sportwagen eine neue Ära einleiten zu wollen, zu der auch die Einführung der AMG-Performance-Teams gehört.

Moers weiter: "Damit heben wir unser Kundensportprogramm auf das nächste Level. Die einzigartige Veranstaltung am Nürburgring ist die ideale Plattform, um unsere Kompetenz als Sportwagen- und Performance-Marke zu beweisen." Diese Aussage passt perfekt zu den Plänen von Aston Martin Racing (AMR), die mit dem Vantage GT3 2022 werksseitig wieder in der WEC und beim 24h-Rennen auf dem Nürburgring an den Start gehen wollen.

Für NorthWest startete in Daytona unter anderem Nicki Thiim, Foto: Aston Martin
Für NorthWest startete in Daytona unter anderem Nicki Thiim, Foto: Aston Martin

Aston Martin: Werkseinsätze auf der Nordschleife

Seitens Aston Martin war bereits im vergangenen Jahr durchaus Interesse am deutschen Motorsport-Markt vorhanden. In der Saison 2021 schickte der Hersteller mit Sitz im britischen Gaydon sogar ein Werksteam zu Einsätzen in der Nürburgring Langstrecken-Serie (NLS) auf die Nürburgring-Nordschleife mit dem Ziel, dort 2022 weitere NLS-Rennen zur Vorbereitung der 50. Auflage des Langstreckenklassikers in der Eifel durchzuführen.

Am Steuer des Aston Martin Vantage GT3 saßen die Werksfahrer Nicki Thiim und Ex-DTM-Pilot Maxime Martin. Beide waren am vergangenen Wochenende in Daytona für die Aston-Teams Heart of Racing (Martin) und NorthWest AMR (Thiim) am Start. Sollte es zu einem Engagement von Aston Martin in der DTM kommen, darf sich vor allem Thiim, Sohn von DTM-Ikone und Champion 1986, Kurt Thiim, beste Chancen ausrechnen.

Zuletzt in Daytona am Start: Aston-Werksfahrer Nicki Thiim, Foto: LAT Images
Zuletzt in Daytona am Start: Aston-Werksfahrer Nicki Thiim, Foto: LAT Images

Rostek: Wenn Aston Martin kommt, dann mit Thiim

"Sollte Aston Martin in die DTM einsteigen, bin ich zu 100 Prozent davon überzeugt, dass Nicki Thiim in einem dieser Autos sitzen wird", sagte vor Kurzem Manager Dennis Rostek, der neben Nicki Thiim auch die DTM-Fahrer Rene Rast, Kelvin und Sheldon van der Linde betreut, zu Motorsport-Magazin.com. "Ob Aston Martin dieses Jahr in die DTM einsteigt, kann ich aber weder bestätigen noch dementieren." Nach unseren Informationen stünde für das mögliche Engagement bereits ein deutsches Top-GT3-Team zum Einsatz bereit.

Thiim und seine NorthWest-AMR-Teamkollegen David Pittard, Paul Dalla Lana sowie Charlie Eastwood kamen beim 24-Stunden-Rennen von Daytona wegen Getriebeproblemen am Aston Martin Vantage GT3 nicht über den zwölften Platz in der GTD-Klasse hinaus.

Dennis Rostek: Rene Rasts Berater im exklusiven DTM-Interview (01:07:44)

Rast und Thiim: DTM trotz WEC-Überschneidung möglich

Der dreimalige GT-Weltmeister und Le-Mans-Klassensieger Thiim ist zusammen mit Pittard und Dalla Lana ebenfalls für die WEC-Saison 2022 auf dem #98 Aston Martin Vantage von NorthWest AMR genannt, die am 18. März in Sebring beginnt. "Zwar gibt es wie auch für René Rast eine Überschneidung zwischen der WEC (Fuji) und der DTM (Spa), trotzdem ist es durchaus möglich, dass wir Nicki in der DTM sehen werden", ließ Berater Rostek durchblicken.

Sollte es zu einem Engagement von Aston Martin in der DTM kommen, wäre es die Rückkehr der britischen Marke in neuem Gewand. 2019 setzte das Team R-Motorsport vier von HWA entwickelte Class-1-Autos ein, zog sich nach nur einer Saison und zahlreichen Streitigkeiten aber wieder zurück.