David Schumacher gibt sein DTM-Debüt 2022 mit dem Mercedes-AMG-Team Winward. Was Motorsport-Magazin.com am Montag dieser Woche exklusiv vermeldet hatte, hat das Team mit Sitz in Altendiez am heutigen Dienstag offiziell bestätigt.

Der Sohn des früheren Formel-1- und DTM-Piloten Ralf Schumacher startet auf einem dritten Mercedes-AMG GT3 des Teams an der Seite von DTM-Champion Maximilian Götz und dem Österreicher Lucas Auer.

Schon die Gerüchte über Schumachers DTM-Einstieg hatten für großes Aufsehen gesorgt. Schließlich geht das 20-jährige Nachwuchstalent nach Onkel Michael (1990, 1991) und Vater Ralf (2008-2012) als drittes Mitglied der Schumacher-Familie in die Geschichtsbücher der DTM ein.

Schumacher: DTM-Debüt nichts anderes als Lehrjahr

Bei all der Euphorie: Schumacher steht keine einfache Aufgabe bei seinem ersten Jahr in einem Rennwagen mit Dach bevor. "Trotz seiner Jugend geht David hochprofessionell an die Sache heran", sagt Winward-Teamchef Christian Hohenadel. "Er weiß, welch große Aufgabe ihm bevorsteht, und stellt sich ihr mit großem Ehrgeiz. Wir alle wissen, wie hoch die Trauben in der DTM hängen, von daher kann seine erste Saison in diesem knallharten Konkurrenzumfeld nichts anderes als ein Lehrjahr sein."

Schumacher saß seit seinem Debüt im Automobilsport 2018 ausschließlich in Formel-Boliden, in den vergangenen beiden Saisons ging er in der FIA Formel 3 an den Start. Und die unterscheiden sich in Teilen dramatisch von den GT3-Fahrzeugen, die seit 2021 in der DTM zum Einsatz kommen.

GT3-DTM-Auto doppelt so schwer wie Formel 3

Allein die Leistungsdaten sprechen Bände: Zuletzt steuerte Schumacher in der FIA Formel 3 einen 673 Kilogramm leichten Formel-Wagen mit einem 380 PS starken 3,4-Liter V6-Motor. Dagegen muss sich das GT3-Auto im ersten Moment wie ein Traktor anfühlen: Je nach Einstufung bringt der Mercedes-AMG GT3 rund 1.340 Kilo auf die Waage und damit doppelt so viel wie der Single-Seater. Der V8-Sauger mit 6,2 Litern Hubraum im AMG-GT3 leistet rund 550 PS.

Zudem verfügt ein Formel-Auto über eine deutliche ausgeprägtere Aerodynamik im Vergleich zu einem GT3-Boliden, was die Fahrer vor allem an den Kurveneingängen spüren. GT-Novizen tendierten in der Vergangenheit gerne dazu, das Auto in diesem Bereich etwas zu überfahren.

Immerhin: Dank geringerer Aero können sich GT3-Autos viel dichter auf der Strecke folgen als Formel-Autos, die durch 'Dirty Air' beeinträchtigt werden. Schumacher kann sich schon jetzt auf spannende Rad-an-Rad-Duelle freuen, die im Formelsport nur bedingt möglich waren.

Technik-Herausforderung in der GT3-DTM

Die größte Herausforderung für Schumacher liegt aber wohl in der Technik. GT3-Fahrzeuge, einst vorranging für den Amateur-Sport entwickelt, haben sowohl Traktionskontrolle als auch ABS (Anti-Blockier-System) an Bord. Diese Fahrhilfen kennt Schumacher nicht aus seinen Formel-Zeiten. Mehrere Rennfahrer berichteten in der Vergangenheit über die massive Umstellung und Anpassung an die Assistenzsysteme.

Im November vergangenen Jahres konnte sich Schumacher bei einem von Mercedes-AMG organisierten Test im französischen Paul Ricard erstmals mit einem GT3-Auto vertraut machen. Auf Einladung des Meister-Teams HRT durfte Schumacher einige Runden im Mercedes-AMG GT3 drehen, das Programm beinhaltete nach AMG-Empfehlung mindestens zwei Qualifying- sowie einen Long Run.

David Schumacher bei seinem ersten DTM-Test Ende 2021, Foto: Haupt Racing Team
David Schumacher bei seinem ersten DTM-Test Ende 2021, Foto: Haupt Racing Team

David Schumacher: "Anfangs regelrecht schockiert"

"Zwischen den beiden Fahrzeugkategorien liegen Welten", so Schumacher, der in dieser Woche mit Winward testen wird. "Alleine auf Grund des viel höheren Gewichts muss man den GT3 viel sanfter fahren als das Formelauto. Vom ABS war ich anfangs regelrecht schockiert, das kannte ich im Rennwagen ja überhaupt nicht. Dennoch habe ich mich schnell im Mercedes-AMG GT3 wohlgefühlt. Der macht richtig Laune!"

Auf den ersten Blick mag das ABS wie eine einfach zu handhabende Fahrhilfe wirken, schließlich werden extreme Verbremser automatisch eingefangen. GT3-Experten berichten allerdings von unterschiedlichen Möglichkeiten, das System zum eigenen Vorteil einsetzen zu können. Das kann in einer enorm eng geführten Meisterschaft wie der DTM einen großen Unterschied vor allem im Qualifying ausmachen.

Auch die im Formel-Auto gelernten Bremspunkte auf unterschiedlichen Rennstrecken helfen Schumacher bei seinem GT3-Debüt nur bedingt, er wird sich auf wesentlich frühere Bremsphasen einstellen müssen. Während in der Formel 3 Karbonteile für eine enorme Verzögerung sorgen, kommen im GT3-Sport die deutlich günstigeren Stahlbremsen zum Einsatz.

Schumachers DTM-Ziel 2022: Lernen, lernen, lernen

Von einer "Riesenherausforderung" sprach Schumacher mit Blick auf seinen DTM-Einstieg: "Mir ist bewusst, dass ich viel lernen muss, um in dieser unglaublich hochklassigen Rennserie zu bestehen. Mein Ziel fürs erste Jahr ist es, mich ans Rennauto zu gewöhnen und die vielen Details aufzunehmen, die in der DTM wichtig sind. Mit Lucas und Maximilian habe ich zwei sehr erfahrene Teamkollegen, an denen ich mich orientieren kann."

Zeiten, in denen junge Nachwuchstalente aus der Formel 3 - F3 Euro Series/F3-Europameisterschaft statt aktueller FIA Formel 3 - in die DTM aufstiegen und sich innerhalb kurzer Zeit den Tourenwagen-Prototypen gewöhnen konnten, sind unter dem GT3-Reglement vorbei. Zu groß ist heutzutage die Umstellung zwischen den Kategorien. Gleichwohl gelang es Fahrern wie Liam Lawson, 2021 ebenfalls GT-Novize, sich relativ schnell an die GT3-Herausforderungen zu gewöhnen.

Nicht zuletzt spielt auch die Balance of Performance eine große Rolle in der DTM. Im vergangenen Jahr galt der Mercedes-AMG GT3 als Allrounder und hatte keine größeren Schwierigkeiten auf unterschiedlichen Streckenkonfigurationen, das im Vergleich zum Wettbewerb 'beste' Auto im Feld war aber der Ferrari 488 GT3. Durch die Regeländerungen kann die BoP nun während der kompletten Saison auch während eines Rennwochenendes angepasst werden, was zu einem noch ausgeglicheneren Feld führen sollte.

Winward startet mit drei Mercedes-AMG GT3 in der DTM, Foto: DTM
Winward startet mit drei Mercedes-AMG GT3 in der DTM, Foto: DTM

"Die perfekten Gene bringt er zweifellos mit"

In der FIA Formel 3 gelangen Schumacher 2021 der erste Rennsieg sowie insgesamt zwei Podestplätze. Ob er in der DTM an die bisherigen Erfolge anknüpfen kann? Mit dem aus HTP Motorsport hervorgegangenen Team Winward hat er jedenfalls absolute GT3-Experten an seiner Seite. Mit Auer und seinem damaligen Teamkollegen Philip Ellis erzielte der Rennstall hinter Meister AF Corse und Abt Sportsline den dritten Platz in der Team-Meisterschaft. Vor allem in der zweiten Saisonhälfte präsentierte sich Winward stark.

Mit Neuzugang Schumacher startet Winward nun erstmals mit drei Autos in der DTM. Teamchef Hohenadel: "Wir werden ihn dabei mit all unserer Erfahrung nach Kräften unterstützen. Ich bin überzeugt, David wird uns mit seinem Talent, seinem Fleiß und seinem Teamgeist viel Freude machen! Die perfekten Gene bringt er ja zweifellos mit..."

David Schumachers Karriere im Motorsport

JahrRennserieTeamErgebnis
2021FIA Formel 3TridentP11
2020FIA Formel 3Charouz, CarlinP28
2019Formula Regional EuropeanUS RacingP4
2019FIA Formel 3Campos2 Rennen
2018ADAC Formel 4US RacingP9
2917/18Formel 4 UAERasgaira Motorsports, SILBERPFEIL Energy Dubai P2