Ein Schumacher in der DTM, das sorgt natürlich für Aufsehen. Nach Onkel Michael und Vater Ralf ist es jetzt David Schumacher, der sich in die 34-jährige Geschichte der deutschen Traditionsserie eintragen kann. Fans und Marketingabteilungen wird's freuen.

Der Rummel um das 20-jährige Nachwuchstalent ist verständlicherweise erst mal groß, allein der Name 'Schumacher' weckt bei Motorsport-Fans so viele wunderbare Erinnerungen. Und große Erwartungen. Man denke nur an Micks ersten Formel-4-Test anno 2015 in Oschersleben, als irrsinnig viele Fotografen das kleine Teamzelt förmlich belagerten...

Wie schon bei Micks Laufbahn, die ihn sinnvoll geplant bis in die Formel 1 brachte, muss nun auch bei Davids angehender GT-Karriere gelten: Vorsicht vor einer übersteigerten Erwartungshaltung. Der Junge ist gerade mal 20, hat noch nie ein Rennen in einem GT3-Auto bestritten. Saß überhaupt erst einmal bei einem Test in einem Rennwagen mit Dach.

Über Talent verfügt David zweifelsohne, er hat Rennen in unterschiedlichen Formel-Serien gewonnen. Zu denken, dass er jetzt in der DTM mal eben der versammelten Konkurrenz um die Ohren fährt, wäre aber töricht. Dort trifft er als Sportwagen-Rookie auf GT3-Granaten wie Winward-Mercedes-Teamkollege und DTM-Champion Maximilian Götz, Kelvin van der Linde oder Mirko Bortolotti.

Natürlich wird der Name 'Schumacher' mit großen Erfolgen im Rennsport gleichgesetzt. Und sicherlich öffnet er auch Türen, die anderen womöglich verschlossen geblieben wären. Jetzt einem jungen Piloten wie David aber den 'Schumi-Stempel' aufzudrücken und auf Anhieb große Siege zu erwarten, wäre völlig realitätsfremd. Auch Ralf, Michael und Mick mussten sich den Erfolg hart erarbeiten.

Man muss David Schumacher Zeit geben in der ihm völlig unbekannten DTM. Das wissen er und sein Team sowieso, sie werden die Aufgabe mit der nötigen Demut angehen. Und das sollten auch Sport-Fans und Boulevard-Medien trotz aller 'Schumi-Euphorie' nicht vergessen.

David selbst wird nicht von konkreten Zielen bei seinem DTM-Debüt sprechen wollen. Richtig so. Realistisch eingeschätzt müsste wohl schon eine Fahrt in die Punkteränge als Erfolg bezeichnet werden angesichts der beinharten und deutlich erfahreneren Konkurrenz.

Motorsport-Deutschland muss aktuell froh sein um jeden heimischen Nachwuchsfahrer, der es sich überhaupt noch leisten kann, auf der großen Bühne mitzumischen. Davon gibt es leider derzeit nicht viele. Von einem wie David Schumacher dann allein wegen seines Nachnamens gleich Wunderdinge zu erwarten, wäre der falsche Weg.