Gerhard Berger hatte sich erst kürzlich wieder die besten Fahrer in der umstrukturierten GT3-DTM gewünscht - mit Timo Glock erhält er nun einen weiteren prominenten Piloten. Der BMW-Werksfahrer steht nach Informationen von Motorsport-Magazin.com aus unterschiedlichen Quellen vor einem Engagement beim BMW-Kundenteam ROWE Racing.

Bei der Mannschaft von Hans-Peter Naundorf soll Glock in einen der BMW M6 GT3 steigen. Das Auslaufmodell aus München soll zudem mit dem im Motorsport innovativen Lenksystem namens 'Space Drive' ausgestattet sein. Dieses seit vielen Jahren im Straßenverkehr bewährte Projekt von Schaeffler Paravan kommt ganz ohne mechanische Verbindung zwischen Lenkeinheit und Lenkgetriebe aus.

Glock soll neben dem zweifachen DTM-Champion Gary Paffett ein weiterer Fahrer im Starterfeld sein, der ein 'Space-Drive-Auto' steuert. Der Brite steht nach Informationen von Motorsport-Magazin.com vor seiner Rückkehr in die Serie mit dem Mercedes-Kundenteam Mücke Motorsport. Eine offizielle Bestätigung des Traditionsrennstalls aus Berlin soll in Bälde erfolgen.

Rast-Manager Rostek plant offenbar nächsten Coup

Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com ist Sheldon van der Linde als zweiter ROWE-Fahrer im Gespräch. Seine Agentur Pole Promotion hat auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com bestätigt, dass neben Sheldons Bruder Kelvin van der Linde, der für das Audi-Kundenteam Abt Sportsline antreten wird, noch ein Fahrer in der DTM an den Start gehen soll. "Es könnte ein weiterer namhafter Pilot aus unserem Pool in die DTM kommen", verriet Manager Dennis Rostek vielsagend.

Weil die Programme der Pole Promotion-Fahrer Rene Rast sowie den van der Linde-Brüdern nach Informationen von Motorsport-Magazin.com bereits feststehen und der dreimalige Deutsche Rallyemeister Fabian Kreim in der DTM wohl kaum zum Zuge kommt, ist Nicki Thiim aus dem Pool der Fahrer offenbar ein weiterer Kandidat - und wäre ganz nach dem Geschmack von DTM-Chef Gerhard Berger!

Warum? Der Name Thiim ist in der DTM mit vielen Erfolgen verbunden: So ließ sich Kurt Thiim, der Vater von Nicki, in der DTM-Saison 1986 als Gesamtsieger in einer Rover Vitesse feiern. Sohnemann Nicki hat sich spätestens im vergangenen Jahr einen Namen gemacht, als der Däne mit gleich zwei Titelgewinnen in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) auf sich aufmerksam machte: Neben dem Fahrer- bescherte der 31-Jährige seinem Arbeitgeber Aston Martin auch den Herstellertitel.

Sheldon und Kelvin van der Linde: Kommt es zum Brüder-Duell in der DTM?, Foto: ADAC GT Masters
Sheldon und Kelvin van der Linde: Kommt es zum Brüder-Duell in der DTM?, Foto: ADAC GT Masters

GT3 für Glock größtenteils Neuland

Für Glock bedeuten GT3-Sportwagen größtenteils Neuland. Seine bisherige Erfahrung in mehr als 20 Jahren Motorsport-Karriere beschränkt sich auf drei Langstreckenrennen: 2015 startete er mit Alex Zanardi und Bruno Spengler beim 24-Stunden-Rennen in Spa auf einem umgebauten BMW Z4 GT3, 2017 und 2018 nahm er jeweils zum Jahresanfang die 12 Stunden von Bathurst mit einem M6 GT3 in Angriff.

Zu Beginn dieses Jahres stellte sich Glock bereits einer neuen Herausforderung, als er sein Debüt beim 24-Stunden-Rennen von Daytona gab. Beim berühmten US-Langstreckenklassiker teilte er sich einen BMW M8 GTE mit Philipp Eng, Bruno Spengler und Connor De Phillippi. Das letztgenannte Trio bestreitet 2021 auch die weiteren drei IMSA-Langstreckenrennen. Glock war wie BMW-Markenkollege Marco Wittmann nur beim Auftakt in Daytona dabei.

Interview: Was macht eigentlich Ex-Formel-1-Pilot Timo Glock?: (27:17 Min.)

Glock: Keine Langeweile trotz DTM-Fokus

Während seiner Single-Seater-Jahre bis 2012 und seit dem DTM-Einstieg mit BMW ab 2013 wagte Glock nur selten Ausflüge in andere Kategorien.

Nicht ohne Grund, wie er Motorsport-Magazin.com zu Beginn dieses Jahres erklärte: "Wenn andere Fahrer auf anderen Autos saßen und dann in die DTM zurückkehrten, hat man oft gesehen, dass sie sich schwer taten, sich wieder aufs DTM-Auto einzustellen. Das braucht schon einen Moment, aber dafür hast du an einem Rennwochenende kaum Zeit. Deshalb habe ich immer versucht, den Fokus auf die DTM zu legen und so wenig wie möglich Anderes zu fahren."

Langweilig wurde es Glock, der am 18. März 2021 seinen 39. Geburtstag feiert, ohnehin nicht. Zusätzliche Engagements wie sein Experten-Job für den TV-Sender RTL in der Formel 1, den er seit 2018 ausübte und 2021 bei Sky fortsetzen wird, ließen zuletzt nur wenige freie Stellen im Terminkalender. In diesem Jahr kommt es nach aktuellem Planungsstand zu drei terminlichen Überschneidungen zwischen DTM und Formel 1: Norisring/Red Bull Ring, Spielberg/Zandvoort und Hockenheim/Singapur.

Glock: Bester BMW-Fahrer 2020 in der DTM

"Ich habe weiterhin einen BMW-Vertrag. Wenn man mich in einem Rennauto sieht, dann wird es ein BMW sein", sagte Glock, für den angeblich zunächst ein anderes BMW-Programm als dem in der DTM vorgesehen war.

Glock war 2020 im letzten Jahr der Class-1-Ära zwar der älteste Fahrer im Starterfeld, ließ sich das für einen Rennfahrer gehobene Alter aber keinesfalls anmerken. So schloss er die Saison immerhin als bestplatzierter aller BMW-Fahrer in der DTM vor Sheldon van der Linde ab. Hinter den dominanten Audis um Champion Rene Rast belegte der RMG-Pilot den fünften Rang und erzielte in Zolder die einzige Pole Position für den Autobauer aus München.

Aushängeschilder des Motorsports: DTM-Boss Gerhard Berger und Timo Glock, Foto: BMW Motorsport
Aushängeschilder des Motorsports: DTM-Boss Gerhard Berger und Timo Glock, Foto: BMW Motorsport

Berger: Starterfeld noch stärker als 2020

Mit dem 91-fachen Grand-Prix- und 130-maligen DTM-Starter kann DTM-Boss Berger dem Starterfeld ein weiteres wichtiges Puzzleteil hinzufügen. Der Österreicher zuletzt im ran-Podcast: "Das Starterfeld wird noch stärker sein als letztes Jahr. Wir haben die besten Teams und müssen schauen, dass wir noch den besten Fahrermix bekommen. Ich gehe davon aus, dass der eine oder andere gute Name noch auftauchen wird."

Mit ROWE Racing steigt das erfolgreichste Team der Langstrecken-Saison 2020 in die DTM ein. Die Mannschaft aus dem saarländischen St. Ingbert kommt als amtierender Gesamtsieger sowohl der 24 Stunden auf dem Nürburgring (mit BMW) als auch des 24h-Rennens in Spa-Francorchamps (mit Porsche).