Markenvielfalt soll das Gesicht der veränderten DTM ab 2021 prägen. Mit weltweit 14 Herstellern, die GT3-Autos im Angebot haben und an Kundenteams verkaufen, ist das Potenzial groß. Immerhin fünf dieser Autobauer sollen in der DTM unter dem neuen GT-Pro-Reglement, das noch nicht veröffentlicht worden ist, bereits gesetzt sein.

Gerhard Berger soll in Gesprächen mit Herstellern zugesichert haben, dass mindestens je vier Rennwagen von Audi, BMW, Mercedes-AMG, Aston Martin und Ferrari an den Start gehen werden. Das hat Motorsport-Magazin.com aus Herstellerkreisen erfahren.

Audi und BMW hatten trotz des ITR-Ausstieges angekündigt, Berger beim Aufbau der DTM unter dem neuen GT-Reglement zur Seite stehen zu wollen. Dabei handelt es sich nicht wie bisher um Werkseinsätze, sondern um eine erweiterte Unterstützung von Kundenteams mit Werksfahrern oder technischem Support. Rein finanziell wollen sich die beiden deutschen Hersteller nicht beteiligen bei den privaten Teams, die pro GT3-Auto rund eine Million Euro Kosten einkalkulieren müssen.

Mercedes-AMG: DTM-Einsatz denkbar

Mercedes-AMG hat signalisiert, interessierten Kundenteams Fahrzeuge für die DTM anzubieten. Es gebe einen regen Austausch mit Teams, wobei Mercedes-AMG auf die Veröffentlichung des Sportlichen und Technischen Reglements warte, um den Aufwand prüfen zu können. Berger hatte zuletzt von einem GT-Pro-Reglement - faktisch GT3-Autos - gesprochen, das keine zusätzlichen Kosten für Hersteller oder Teams verursachen soll.

Ein Mercedes-AMG-Sprecher zu Motorsport-Magazin.com: "Wir möchten unseren Kunden jederzeit konkurrenzfähige Fahrzeuge zur Verfügung stellen und den bestmöglichen Support bieten. Wenn die Rahmenbedingungen hierzu stimmen, in unsere Philosophie des Kundensports passen und die Technik mit akzeptablen finanziellen Mitteln umsetzbar ist, dann ist auch ein Einsatz in der DTM denkbar."

Neue GT3-Autos: Wie sieht die Zukunft der DTM aus? (11:58 Min.)

Aston Martin: Kein DTM-Comeback von R-Motorsport

Neben Mercedes ist Aston Martin eine weitere Marke, die auf eine - wenn auch kurze - Vergangenheit in der DTM zurückblickt. Der britische Sportwagenbauer, zuletzt von Lawrence Stroll übernommen und mit Bergers österreichischem Landsmann Toto Wolff als Aktionär, hat seit 2019 den Aston Martin Vantage GT3 mit 4-Liter-V8 samt zwei Turboladern für Kundenteams im Portfolio.

Zu einem Comeback von R-Motorsport, das 2019 in Zusammenarbeit mit HWA an den Start ging, wird es voraussichtlich nicht kommen. Kategorisch ausschließen wollte der Schweizer Rennstall die Möglichkeit einer DTM-Rückkehr jedoch nicht. R-Motorsport hatte für 2020 unter anderem sein Debüt im ADAC GT Masters geplant, in Folge der Corona-Krise jedoch die Motorsportaktivitäten ruhen lassen.

Dr. Florian Kamelger, Team Principal R-Motorsport, zu Motorsport-Magazin.com: "Die DTM verliert als zweite GT3-Rennserie neben der nächstjähren Internationalen Deutschen GT-Meisterschaft des ADAC leider ihr Alleinstellungsmerkmal. Nach dem Rückzug der Hersteller bleibt abzuwarten, ob die DTM als reiner Profisport auf dem geplanten hohen Niveau für Privatteams ohne signifikante Unterstützung der Werke finanzierbar ist. Die Plattform DTM ist wichtig und erhaltenswert, wir von R-Motorsport sind gespannt zu sehen, ob und wie das Konzept der ITR aufgeht."

Berger und Ferrari: Enge Verbundenheit

Mit der Marke Ferrari ist Berger unterdessen seit vielen Jahren eng verbunden. Von 1987 bis 1989 sowie von 1993 bis 1995 trat er für die Scuderia in der Formel 1 ein. Über das Kundensportprogramm namens Corse Clienti bietet Ferrari aktuell den 488 GT3 zum Verkauf und Einsatz an. Bezüglich eines Kundeneinsatzes und möglicher Unterstützung privater Teams in der DTM äußerte sich Ferrari bislang nicht auf Anfrage.

Rennwagen von Ferrari und Aston Martin sind 2020 nicht im Starterfeld der deutschen Konkurrenzplattform ADAC GT Masters vertreten. Auf der 2007 gegründeten GT3-Serie starten aktuell mehr als 30 Autos von sieben unterschiedlichen Herstellern (Audi, BMW, Mercedes, Porsche, Bentley, Corvette und Lamborghini). Ab 2021 erhält das ADAC GT Masters das Prädikat als Internationale Deutsche GT-Meisterschaft.

Porsche: Keine konkreten Gespräche mit Kundenteams

Der vierte deutsche GT3-Anbieter, Porsche, teilte bezüglich eines Kundensport-Engagements in der DTM gegenüber Motorsport-Magazin.com mit: "In den Medien haben wir von dem möglichen Interesse einiger unserer Kundenteams an diesen Gedankenspielen der DTM/ITR gelesen. Aktuell gibt es diesbezüglich aber keine konkreten Gespräche zwischen Porsche Motorsport und Kundenteams."

Berger zeigte sich zuletzt zuversichtlich, ein attraktives Starterfeld mit einer starken Markenvielfalt nach dem Ende der Class-1-Ära präsentieren zu können. "Mit 18 Autos wäre ich zufrieden, aber auch ein bisschen enttäuscht", sagte er am vergangenen Wochenende am Rande des DTM-Laufs in Zolder zu Sat.1. "Es sollten mehr werden. Das würde ich nach dem heutigen Gefühl so einschätzen."

Berger wünscht sich auf der DTM-Plattform ausschließlich professionelle Privatteams, die Profi-Rennfahrer an den Start schicken. Zahlreiche Teams haben ihr grundsätzliches Interesse angemeldet, verweisen aber auf die Notwendigkeit der Finanzierung über Partner und Sponsoren.