Acht Rennen, fünf Safety Cars, drei völlig überraschende Sieger: Die erste Hälfte der DTM-Saison 2018 wurde überschattet von Diskussionen über die zahlreichen Safety-Car-Phasen. Dis bisherigen Rennen boten auf der einen Seite großes Spektakel, auf der anderen wurde die Meisterschaft massiv beeinflusst.

Safety-Car-Phasen in den ersten Runden in Kombination mit frühen Pflicht-Boxenstopps sorgten reihenweise für Chaos und große Verschiebungen innerhalb des Feldes. In der DTM regiert der Zufall! Wer hinten stand, hatte oft bessere Chancen auf einen Sieg als die bestplatzierten Piloten aus dem Qualifying. Ist das noch Sport oder nur noch Spektakel?

Die Kritik an den oft kuriosen Rennverläufen mehrt sich. So auch beim vorangegangenen Rennwochenende auf dem Norisring, als Rene Rast wegen eines Fehlers beim Start weit zurückfiel, dank einer günstigen Safety-Car-Phase aber seinen dritten Saisonsieg feierte.

Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com wird nun bei der DTM-Dachorganisation ITR über eine Änderung des Reglements während der laufenden Saison nachgedacht. Ein Zeitfenster für Boxenstopps, das es früher schon einmal in der Serie gab, könnte der Safety-Car-Lotterie Einhalt gebieten.

DTM 2019: Was passiert in der Startaufstellung am Norisring? (17:05 Min.)

Beim anstehenden Rennwochenende in Assen, wo die DTM zum ersten Mal in ihrer Geschichte gastiert, soll es allerdings noch keine Anpassung der Regeln geben.

Regeländerungen während einer Saison liegen gar nicht so lange in der Vergangenheit. 2017 wurden nach massiver Kritik die leidigen Performance-Gewichte zwei Rennwochenenden vor dem Saisonende abgeschafft und es setzte sich letztendlich der Fahrer durch, der sich den Titel mit seinen Leistungen auf der Rennstrecke verdient hatte: Rene Rast in seinem Rookie-Jahr mit Audi in der DTM.

"Grundsätzlich will ich ein Safety Car", sagte DTM-Boss Gerhard Berger zuletzt am Norisring. "Wenn ich im Rennen einen Zwischenfall habe, ist das eine Sicherheitsfrage und dann muss es ein Safety Car geben."

Die Ereignisse der ersten Rennen gaben aber auch dem Österreicher zu denken: "Großer Mist ist, wenn es in der ersten oder zweiten Runde passiert, weil dann Strategie gemacht wird. Das ist der Schönheitsfehler dabei, mir aber immer noch 100.000 Mal lieber als ein Virtuelles Safety Car. Wenn ich Formel 1 schaue und dann ein Virtuelles Safety Car kommt, schlafe ich zu 100 Prozent in der Regel ein."

Das Virtuelle Safety Car oder auch die aus der DTM-Vergangenheit bekannten und theoretisch immer noch verfügbaren Slow Zones seien laut Berger "eine Katastrophe". Was er damit ausdrücken will: Bei einer solchen Unterbrechung fehlt es an Spektakel. Vor allem wegen des Singlefile-Restarts, der in der DTM in Folge einer 'echten' Safety-Car-Phase erfolgt. Das sind die Bilder, mit denen die DTM beim Publikum punkten will.

Die Hersteller haben inzwischen aus den ersten Saisonrennen gelernt und sichern sich ab, indem sie die am schlechtesten platzierten Fahrer während der ersten Runden pro forma zum Boxenstopp hereinrufen. Mindestens einen, gern auch mal mehr. Pflicht-Opfer, um später nicht als der große Verlierer dazustehen.

"Wenn die Motivation ist, auf jeden Fall mit zwei, drei Autos in den ersten Runden den Boxenstopp zu machen, glaube ich, dass wir den Fans nicht die tollen Rennen zeigen, die wir zeigen können", sagt BMW Motorsport Direktor Jens Marquardt.

Es sei abzusehen gewesen, dass unter dem neuen Class-1-Reglement einige Themen auftreten würden. Marquardt weiter: "Es gab aber noch keine Situation, wo ein Geschmäckle dabei war. Die Verschwörungstheorien müssen wir auch irgendwann mal ablegen."