Die DTM startet nach dem Aus der Organisation ITR mit dem ADAC als Nachfolger in eine neue Ära. Damit sind auch spannende neue Regeln verbunden, die Motorsport-Magazin.com im Detail beleuchtet.
Wie bereits berichtet, beginnt mit dem heutigen Mittwoch die Möglichkeit der Online-Einschreibung für die DTM, die schon am 06. Februar 2023 endet. Eine Einschreibefrist von weniger als 13 Tagen ist ein Novum in der DTM-Geschichte und wohl der Tatsache geschuldet, dass das Interesse enorm groß ist. Wie Motorsport-Magazin.com exklusiv berichtet hat, gibt es aktuell rund 40 Interessenten für weniger als 30 Startplätze, die sich der ADAC zum Ziel (26 bis 28) gesetzt hat.
DTM-Starterfeld 2023: ADAC hat konkrete Vorstellungen
Für Experten und Insider sind die Einschätzungen auf der einen Seite realistisch auf der anderen wiederum Tiefstapelei. Der ADAC hat ein Luxusproblem, das noch für Kopfschmerzen sorgen könnte, wenn es um die offizielle Vergabe der begehrten Startplätze, die in der Kalenderwoche 7/2023 erfolgt, geht.
Der ADAC hat den Teams in einer Vorab-Info mitgeteilt, wie er sich die Zusammenstellung des "bunten" Teilnehmerfeldes vorstellt, nämlich "möglichst kompetitiv, vielfältig und ausgeglichen". Will heißen: International erfolgreiche Fahrer- und Teamkonstellationen sollen ebenso berücksichtigt werden wie Profi-Piloten und Rennteams, die idealerweise aus dem bisherigen DTM- und ADAC GT Masters-Umfeld stammen.
Zudem legt der ADAC nach eigenen Angaben Wert auf eine möglichst große Marken- und Herstellervielfalt und führt diesbezüglich auch Gespräche mit möglichen Interessenten, die sich 2022 nicht in der DTM engagiert haben.
In der vergangenen Woche hat der zweitgrößte Automobilclub Europas den Teams in einer Info erste Details zum Sportlichen Reglement mitgeteilt, die der Redaktion vorliegen, aber final noch vom Deutschen Motor Sport Bund (DMSB) abgesegnet werden müssen.
Penalty-Lap-Zone
Demnach gibt es einige interessante und spannende Änderungen sowie Neuerungen im Vergleich zur letztjährigen Saison unter dem ehemaligen DTM-Chef Gerhard Berger. Dabei sticht vor allem die so genannte "Penalty Lap" heraus, die das ADAC GT Masters in der Saison 2021 als erste Automobil-Rennserie überhaupt eingeführt hat und die wegen ihrer Einmaligkeit gleich beim Saisonstart in Oschersleben Weltpremiere feierte.
Damit sollen Piloten bei weniger schweren Vergehen bestraft werden. Zu diesem Zweck wird eine Penalty-Zone eingerichtet, in der der betroffene Fahrer mit seinem Fahrzeug einen definierten Korridor mit maximal 60 km/h durchfahren muss. Damit gehören die äußerst umstrittenen Track-Limit-Verstöße der Vergangenheit an. Zur Erinnerung: Beim DTM-Event im September 2021 in Assen wurden 287, beim Vorsaison-Test 2022 in Hockenheim gar fast 600 Regelvergehen registriert - ein unrühmlicher DTM-Rekord, wohl für die Ewigkeit!
Beim diesjährigen Saisonauftakt am Pfingstwochenende in Oschersleben (26. - 28.05.) kommt nun auch die DTM in den 'Genuss' dieser neuen Regelung, deren Ausführungsbestimmungen mit dem Sportlichen Reglement veröffentlicht werden.
Offizielle Testtage
Apropos Oschersleben: In der Magdeburger Börde, wo die DTM zuletzt 2015 gastierte, könnte auch einer der möglichen zwei Vorsaison-Tests über die Bühne gehen. Eine gute Idee sind auch zwei bis drei geplante Testtage am Donnerstag vor einer DTM-Veranstaltung, die dafür sorgen könnten, dass die Teams im Laufe der Saison auf diesen Rennstrecken nicht noch zusätzlich einen privaten und kostspieligen Test selbst durchführen.
Fahrzeiten mit längerer Renndistanz
Am Freitag gibt es zwei Freies Trainingssitzungen von je 45 Minuten. Tags darauf folgt Qualifying 1, in dem innerhalb von 20 Minuten die Pole Position und weitere Startplätze ermittelt werden. Im Gegensatz zum bisherigen Ablauf wurde die bisherige Renndistanz (55 Minuten plus eine Runde) um fünf Minuten verlängert und beträgt jetzt 60 Minuten plus eine Runde. Dass gleiche Prozedere für Quali 2 und Rennen 2 folgt dann auch am Sonntag, womit die DTM-Team- und Piloten insgesamt fast drei Stunden (exakt 170 Minuten) Streckenzeit erhalten.
Rennstart
Der Rennstart erfolgt nun rollend in geordneter Formation in jeweils zwei Startreihen und über die Startfelder fahrend. Das Rennen wird dann in einem zuvor definierten Startkorridor nach Beschleunigung des Pole-Setters durch das Schalten der Lichter an der Startampel von Rot auf Grün freigegeben. Zuletzt setzte die DTM auf Indy-Style-Starts in möglichst dicht gedrängten Zweier-Formationen. Das sah für Zuschauer zwar spektakulär aus, führte aber immer wieder zu höchst kostspieligen Unfällen. Die Kritik an diesem Ablauf mehrte sich mit jedem weiteren Crash.
Race-Management
Außerhalb des Boxenstoppfensters erfolgt eine Neutralisation des Rennens grundsätzlich mittels Safety-Car nach den Regeln des International Sporting Codes (ISC). Innerhalb des Boxenstoppzeitfensters wird eine Neutralisation des Rennens zur Wahrung der Chancengleichheit grundsätzlich mittels Full-Course-Yellow oder lokaler gelber Flagge durchgeführt. Ein möglicher Restart geht in sogenannter Single-File-Formation über die Bühne. Mit dieser Maßnahme will der ADAC vor allem die bisherigen Unfälle bei solchen Situationen verhindern.
Boxenstopp-Fenster kleiner
Der Pflichtboxenstopp muss jetzt zwischen der 20. (bisher 10.) und der 40. Rennminute absolviert werden. Weitere Details zum Performance-Boxenstopp werden mit dem Sportlichen Reglement veröffentlicht.
Handicap-Gewicht
Der ADAC wird keine Handicap-Gewichte gemäß FIA-Fahrereinstufung vergeben.
Rennreifen: Statt Michelin nun Pirelli
Der italienischen Reifenhersteller mit Sitz in Mailand, der im vergangenen Jahr sein 150-Jahr-Jubiläum gefeiert hat, löst heuer die Konkurrenz von Michelin als exklusiver Reifenlieferant ab. Für die Freien Trainings, die Qualifyings und die Wertungsläufe einer Veranstaltung werden jeder Fahrer/Fahrzeugkombination maximal fünf statt bisher vier neue Reifensätze zugewiesen.
Einer dieser Reifensätze darf ausschließlich in den beiden Freien Trainings der jeweiligen Veranstaltung verwendet werden. Zusätzlich dürfen für diese beiden Sitzungen je Veranstaltung und für jedes Fahrzeug zwei Reifensätze nominiert werden, die dem Fahrzeug bei einer vorangegangenen Veranstaltung zugewiesen wurden. Beim ersten Event darf jedem Fahrzeug anstatt der zwei gebrauchten Reifensätze maximal ein zusätzlicher neuer zugewiesen werden.
DTM-Renndirektor
Der von Rennteams geschätzte Sven Stoppe, der die DTM schon einmal bis 2020 begleitet hat und in seiner Funktion als Renndirektor ab 2021 ins ADAC GT Masters gewechselt ist, wird jetzt auch wieder für die DTM zuständig sein und Scot Elkins ersetzen. Der US-Amerikaner bleibt Race Director in der Formel E sowie Extreme E.
Rennbenzin von Shell
Analog zum ADAC GT Masters 2022 startet die DTM 2023 erstmals mit dem nachhaltigen Shell Blue Gasoline 98-Benzin. Dieser Kraftstoff besteht aus ca. 50% erneuerbaren zertifizierten Anteilen, spart rund 20% Co2 gegenüber herkömmlichem Tankstellen-Treibstoff und ist ein Standardkraftstoff nach EN 228 mit Minimum ROZ 98 und Maximum 10% Ethanol.
Balance of Performance (BoP)
Der bisher für die Chancengleichheit zuständige österreichische Dienstleister AVL RACETECH wird ab sofort durch den langjährigen ADAC-Partner, die SRO Motorsport Group von GT3-Gründer Stephane Ratel, ersetzt.
DTM 2023: Der Rennkalender
26.05. - 28.05.2023 Oschersleben
23.06. - 25.06.2023: Zandvoort
07.07. - 09.07.2023: Norisring
04.08. - 06.08.2023: Nürburgring
18.08. - 20.08.2023: Lausitzring
08.09. - 10.09.2023: Sachsenring
22.09. - 24.09.2023: Red Bull Ring
20.10. - 22.10.2023: Hockenheimring
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