Beim vorletzten Rennen der DTM-Saison 2014 in Zandvoort war mächtig was los. Kollisionen an allen Ecken und Enden und insgesamt vier Safety-Car-Phasen sorgten für reichlich Spannung in den Dünen. Nach dem Ende des Rennens kam es auch zur einen oder anderen Spannung zwischen den einzelnen Unfallgegnern. Motorsport-Magazin.com hat sich mit den Streithähnen unterhalten und ihre Ansichten gesammelt.

Farfus vs. Juncadella: Der Raketen-Rumms

Augusto Farfus sorgte für die spektakulärsten Bilder des Rennens. In Runde 18 drehte Daniel Juncadella den BMW-Piloten herum, woraufhin dieser spektakulär durch die Wiese segelte. Farfus musste seinen M4 abstellen. Mercedes-Junior Juncadella konnte zwar weiterfahren, wurde nach dem Ende des Rennens aber mit einer Zeitstrafe belegt. So fiel er vom achten auf den 17. Platz zurück. "Das war ein richtig harter Aufprall. Ich wurde von hinten wie von einer Rakete getroffen. Das war viel zu aggressiv", polterte Farfus kurz nach seinem Ausfall.

Unfallgegner Juncadella argumentierte, dass Farfus vor dem Zusammenprall zweimal die Fahrlinie gewechselt habe und deshalb nicht ausweichen konnte. Farfus' Konter im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com: "Zwei Mal die Linie gewechselt? Bevor Mercedes redet, sollten sie sich erstmal die Inboard-Aufnahmen angucken. Da ist keinerlei Bewegung von meiner Seite. Ich kenne Daniel, er ist ein guter Junge und ich glaube nicht, dass er es mit Absicht gemacht hat und kein dreckiger Fahrer ist."

Augusto Farfus in Zandvoort: Abergäumt!, Foto: DTM
Augusto Farfus in Zandvoort: Abergäumt!, Foto: DTM

Wickens vs. Molina: Der Spaßlos-Rumms

Robert Wickens war nach dem Rennen in Zandvoort alles andere als gut zu sprechen auf Miguel Molina. "Es gibt einige Fahrer, gegen die man einen harten, aber fairen Zweikampf führen kann", so der Mercedes-Kanadier. "Aber es gibt auch ein paar, die dir beim Anbremsen in die Seite fahren und damit einen Dreher auslösen. Genau das ist mir mit Miguel Molina passiert. Das verstehe ich nicht. Die Kurve gehörte mir, ich war vorne."

Dabei dürfte Molina der Spaß sowieso schon vergangenen sein. Der Audi-Pilot rasselte gleich zweimal im Rennen ins Kiesbett. Nach dem ersten Ausrutscher in Folge einer Kollision mit Timo Glock in der 31. Runde betete der Audi-Kommandostand, dass es Molina aus eigener Kraft wieder auf die Strecke schaffen würde - um eine weitere Safety-Car-Phase zu vermeiden. Unter dem Jubel des Teams gelang Molina das Kunststück - bevor er noch ein weiteres Mal in den Schlusssekunden abflog.

Dauergast im Kiesbett: Miguel Molina und sein RS5-Bolide, Foto: DTM
Dauergast im Kiesbett: Miguel Molina und sein RS5-Bolide, Foto: DTM

Müller vs. Vietoris: Der Straflos-Rumms

In Runde 25 rummste es ordentlich zwischen Christian Vietoris und Nico Müller. In der Folge flog der Audi-Rookie von der Strecke ab und knallte in den Reifenstapel. Die Rennleitung wertete diese Aktion als Rennunfall. Audis Rennleiter Dieter Gass bewertete die Situation etwas anders. "Einiges, was sich auf der Strecke abgespielt hat, kann ich nicht gutheißen", so Gass. "Ich verstehe beispielsweise nicht, wie es möglich ist, dass in einer schnellen Kurve einem Fahrer auf die Ecke gefahren wird, wie es Vietoris mit Nico Müller gemacht hat, und er ohne Bestrafung davonkommt."

Müller selbst beschrieb den Unfall, der eine weitere Safety-Car-Phase auslöste, lediglich als unnötig. Vietoris wollte die Schuld nicht auf sich nehmen. Beim Unfall zerstörte er sich Teile seiner Front und war im weiteren Rennverlauf etwas eingeschränkt. "Er ist mir komplett reingefahren", war Vietoris im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com überzeugt. "Ich war auf den Option-Reifen. Er hat eingelenkt und ich war da. Es war sinnlos, da so reinzuhalten. Er hat mich schon auf der Geraden weggedrängt."

Chris Vietoris unterwegs im umgebauten Mercedes C-Coupé, Foto: Mercedes-Benz
Chris Vietoris unterwegs im umgebauten Mercedes C-Coupé, Foto: Mercedes-Benz

Di Resta vs. Da Costa: Der Charakter-Rumms

Für Paul Di Resta und Antonio Felix da Costa gab es auch in Zandvoort keine Punkte. Für den schottischen DTM-Rückkehrer war schon nach neun Runden vorzeitig Feierabend. Di Resta war mit dem jungen BMW-Rookie früh kollidiert und musste sein C-Coupé anschließend in der Box abstellen. "Da Costa hat mich von hinten erwischt", erklärte der Mercedes-Pilot gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Ich habe mich dadurch gedreht und hatte einigen Schaden am Auto. Es war unglücklich, auf diese Weise Punkte zu verlieren."

Di Resta war allerdings fair und schob nicht nur seinem Unfallgegner die Schuld am verpatzten Rennen in die Schuhe. Der frühere Formel-1-Pilot hatte sich nämlich schon vor dem Crash einen Schaden an seinem Auto zugezogen. "Ich hatte schon ab der ersten Runde große Schwierigkeiten", sagte er. "Ich glaube, mit dem Auto hat etwas nicht gestimmt. Vielleicht lag das an einer frühen Berührung." Da Costas Holland-Fazit nach Platz 13 fiel nüchtern aus: "Es war erneut ein sehr charakterbildendes Rennen. Ich habe viel für die Zukunft gelernt."

Wieder mal keine Punkte für Antonio Felix da Costa, Foto: DTM
Wieder mal keine Punkte für Antonio Felix da Costa, Foto: DTM

Spengler vs. Green: Der Strafen-Rumms

In den Schlusssekunden des Rennens kam es zum Kontakt zweier DTM-Veteranen: Bruno Spengler erwischte Jamie Green am Heck und drehte den wehrlosen Audi-Piloten um. Die Strafe für Spengler folgte auf dem Fuße in Form einer Durchfahrtsstrafe, die nach Rennende in eine 30-Sekunden-Zeitstrafe umgewandelt wurde. So fiel der Kanadier vom 8. auf den 16. Platz zurück.

Von Verständnis aber keine Spur bei Spengler. "Das war nicht gerecht", ärgerte er sich im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Vor mir hat Vietoris Müller klar abgeschossen und keine Strafe bekommen. Ich habe Jamie Green nur leicht berührt - das war eine unglückliche Situation. Viel ist nicht passiert, aber ich bekomme eine Strafe. Das ist ungerecht, aber ich muss das jetzt abhaken."

Bruno Spengler ging in Zandvoort leer aus, Foto: BMW AG
Bruno Spengler ging in Zandvoort leer aus, Foto: BMW AG