Auch Wochen nach dem eigentlichen Rennen auf dem Norisring wird über den Nicht-Sieg von Mattias Ekström diskutiert. Der Schwede wurde nachträglich von der Wertung ausgeschlossen, weil ihm sein Vater im Parc fermé Wasser in die Tasche seines Overalls geschüttet hatte. Audi legte gegen dieses Urteil Berufung ein, am Dienstagabend entschied das Berufungsgericht des DMSB, dass die Strafe bestehen bleibt. Allerdings rücken die andern Piloten nicht nach, Robert Wickens ist als Zweiter der Bestplatzierte Fahrer. Genugtuung, dass zumindest nicht Rivale Mercedes den aberkannten Sieg erbte, verspürt Dieter Gass nicht.

"Genugtuung? Nein, wir fahren, um Rennen zu gewinnen", stellte der Leiter der DTM bei Audi umgehend klar. "Und das Rennen haben wir im Endeffekt nicht gewonnen, weil uns der Sieg aberkannt wurde." Gass gibt sich als fairer Verlierer: "Wir fahren ja nicht Rennen, um den anderen irgendetwas Schlechtes zu wünschen oder ein Ergebnis im Nachhinein zu korrigieren." Überhaupt wollte bei Audi niemand öffentlich Kritik am Urteil äußern, schließlich würde das jetzt auch nichts mehr ändern, der Blick müsse nach vorne gerichtet werden.

Allzu lange währte die Freude bei Mattias Ekström nicht, Foto: RACE-PRESS
Allzu lange währte die Freude bei Mattias Ekström nicht, Foto: RACE-PRESS

Doch es hätte noch eine Möglichkeit für die Ingolstädter gegeben, das Urteil des Berufungsgerichts des DMSB anzufechten. Dann wäre das internationale FIA-Gericht mit dieser Angelegenheit betraut worden und hätte die Disqualifikation aufheben können. Doch diesen Weg wollte Audi nicht gehen. "Man möchte sich jetzt lieber wieder auf den Sport konzentrieren und sich wieder mit der Konkurrenz auf der Strecke messen - und allen Fans und Beteiligten weitere Diskussionen am grünen Tisch ersparen", heißt es von offizieller Seite.

Mit dem Auslöser der Watergate-Affäre, Ekströms Vater, wurde der Vorfall nicht mehr besprochen. "Nein, habe ich nicht, ich habe ihn seitdem nicht mehr gesehen", erklärte Gass. Vielmehr komme es nun darauf an, am Reglement zu feilen, Raum für Interpreation gilt es auszulöschen. "Es sind jede Menge Spekulationen gelaufen: Was wäre wenn... Was passiert denn, wenn ein Fahrer aus dem Auto aussteigt und ein Unbeteiligter hingeht und schüttet ihm Wasser über den Kopf?", fragte sich nicht nur Gass. "Wird der dann disqualifiziert?"

Der Idee, der Konkurrenz das nächste Mal Wasser drüber zu schütten, konnte er nicht besonders viel abgewinnen. "Super Strategie ja...", kommentierte er mit einem gut zu hörenden ironischen Unterton. "Ich werfe dem Reglement gar nichts vor. Es gibt kein perfektes Reglement, in dem alles hundertprozentig definiert ist und sauber definiert wird, damit es keine Diskussions- oder Interpretationsmöglichkeiten gibt", stellte er seinen Punkt noch einmal dar. Seine Lösung: "Das Reglement lebt, es muss kontinuierlich diskutiert werden."