Die 50. Auflage der 24h Nürburgring ist der erwartete Sekunden-Kampf um den Gesamtsieg, wie sich schon nach den ersten beiden Rennstunden zeigt. Harte Duelle, mehrere Reifenschäden und kontroverse Diskussionen prägten die hektische Startphase beim Eifel-Klassiker, der bislang unter trockenen Bedingungen abläuft.

Ein großes Thema im Fahrerlager war der Unfall des #72 BMW Junior Team (Harper/Hesse/Verhagen) nach rund eineinhalb Stunden. Der BMW M4 GT3 des Nachwuchs-Teams, das beim 24h-Rennen vom BMW-Team RMG betreut wird, kollidierte in der Hohenrain-Schikane mit einem BMW 330i aus einer kleineren Klasse.

Der Junior-Team-BMW, mit Hoffnungen auf den Gesamtsieg ins Rennen gegangen, musste mit beträchtlichem Schaden an die Box zurückkehren und für größere Reparaturarbeiten reingeschoben werden. Durch den Wechsel mehrerer Teile, darunter die Spurstange, verlor das junge Trio viel Zeit. "Wir haben ein Auto berührt vorne links mit dem Rad", sagte RMG-Teamchef Stefan Reinhold. "Dadurch entstand ein Schaden an der Spurstange, auch die Front war beschädigt."

Fast zeitgleich erwischte es auch den #26 octane126-Ferrari (Grossmann/Trummer/Hirschi/Ludwig). Der Pole-Setter konnte sich zunächst an der Spitze halten, wurde nach rund einer Stunde allerdings nach hinten durchgereicht. Obendrein erlitt der Ferrari 488 GT3 mit Simon Trummer am Steuer einen kapitalen Reifenschaden hinten links und müsste über die Nordschleife zurück an die Box kriechen. Auslöser war eine Kollision mit einem Porsche.

Der Schweizer Trummer anschließend erbost: "Vor mir fliegt ein Porsche in die Leitplanken, dann kommen gelbe Flaggen raus. Ein umrundeter BMW - keine Ahnung, was der da gemacht hat - knallt mir dann ungebremst rein! Ich verstehe das nicht, die waren überfordert! Das ist so unnötig!" TV-Bilder des Zwischenfalls waren zunächst nicht zu sehen, die Rennleitung untersuchte den Vorfall.

Haarig ging es auch zwischen dem #44 Falken-Porsche (Bachler/Picariello/Pilet/Ragginger) und dem #15 Phoenix-Audi (K. van der Linde/Vanthoor/Vervisch/Frijns) zu: Der 911er landete nach einem Kontakt ausgangs des Karussell in den Leitplanken. Ein weiterer Rückschlag für die Falken-Mannschaft, nachdem das Schwesterauto mit der Startnummer #33 (Evans/Müller/Pilet/Seefried) schon früh einen Reifenschaden erlitten hatte.

Der Rennstart mit den 135 Autos unterschiedlicher Klassen ging größtenteils sauber über die Bühne, aber nach den ersten Runden ging es brutal eng zu an der Spitze. Zwischenzeitlich duellierten sich der #99 ROWE-BMW (De Phillippi/Eng/Farfus/Yelloly) und der #7 Konrad-Lamborghini (Jefferies/Pepper/Di Martino/Hackländer) um die Führung - Kontakt inklusive.

Der sonst so beherrschte ROWE-BMW-Fahrer Philipp Eng im Anschluss über Lambo-Kontrahent Jordan Pepper: "Ich habe mich immer gefragt, wo die Fahrer sind, die es schaffen, einem in der zweiten Kurve eines 24-Stunden-Rennens das Auto kaputt zu fahren - jetzt habe ich einen gefunden." Konrad-Teamchef Franz Konrad mit dem bekannten Schalk im Nacken dazu: "Anscheinend mag Jordan die BMW nicht, er küsst sie immer wieder..."

Wild wurde es etwas später auch an der Box von ROWE Racing: Bei der Ausfahrt vom Boxenplatz wurde der #99 BMW M4 GT3 vom rechts daneben platzierten #27 Toksport-WRT-Porsche (Andlauer/Campbell/Jaminet) leicht am Heck getroffen. Bemerkenswert: Etwas später rammte ROWE-Pilot Nick Yelloly dem Toksport-Porsche mit Julien Andlauer am Steuer in die Seite und schickte den 911er in die Wiese!

"Ob solche Aktionen nötig sind nach drei Stunden im Rennen, halte ich für mehr als fragwürdig", sagte Toksport-Teammitglied Marius Avemarg. "Ich hoffe, dass die Rennleitung eingreift. Für uns ist es beim Boxenstopp unglücklich gelaufen. Wenn das aber die Retourkutsche ist, dann dankeschön. Das war mit Sicherheit keine Absicht, aber es sah etwas doof aus."

Dem ROWE-BMW wurde anschließend eine 1:32-Minuten-Strafe aufgebrummt. ROWE-Pilot Yelloly: "Wir sind zu dritt in der Schikane auf der Grand-Prix-Strecke etwas weit gegangen. Ich habe versucht, da raus zu kommen, aber dann ist der Porsche komplett auf den Kerb geraten und wir haben uns leider berührt. Ich habe alles versucht, konnte ihm aber leider nicht ausweichen."

Foto: Gruppe C
Foto: Gruppe C

Zwischenzeitlich führte der #90 TF-Sport-Aston-Martin (Sorensen/Thiim/Pittard/Martin) mit Aston-Werksfahrer Nicki Thiim das Rennen an, bis sich der Däne auf der Strecke drehte. Porsche-Ass Kevin Estre bedankte sich und erhielt die Führung kampflos zurück für den #1 Manthey-Porsche (Christensen/Estre/Makowiecki/Vanthoor), der das Rennen nach einer vorangegangenen Strafe vom 35. Platz aufnehmen musste.

Nach rund zweieinhalb Stunden führte Ex-DTM-Fahrer Maxime Martin das Rennen im #90 Aston Martin Vantage GT3 vor Fred Makowiecki im Grello-Porsche und dem #98 ROWE-BMW (Catsburg/Edwards/S. van der Linde/Wittmann) mit John Edwards am Steuer an.