Das kürzeste Rennen der Geschichte geht in die Verlängerung: Der finale Ausgang der 24h Nürburgring 2024 wird vor dem Berufungsgericht des Deutschen Motor Sport Bundes (DMSB) in Frankfurt verhandelt. Das Team Rowe Racing hat am heutigen Donnerstag fristgerecht Berufung gegen einen zuvor abgewiesenen Protest eingelegt, wie es gegenüber Motorsport-Magazin.com bestätigte.

Bis zur endgültigen Klärung bleibt das Ergebnis der 52. Auflage des 24-Stunden-Rennen mit dem Sieg des #16 Scherer-Audi vorläufig. Es könnten nun mehrere Wochen vergehen, bis das DMSB-Berufungsgericht zu diesem Fall tagt und der Rennausgang durch dieses Urteil verändert wird oder erhalten bleibt. Fahrerlager-Experten sind sich uneinig, wie die äußerst komplexe Regel-Angelegenheit rund um das Rennende von unabhängigen Richtern betrachtet wird.

Rowe-BMW bekräftigt: 24h-Rennen Nürburgring nicht regelgerecht beendet

Nach Ansicht des BMW-Kundenteams Rowe Racing sei das mit nur 50 Runden kürzeste Rennen in der Geschichte des Nordschleifen-Klassikers am Sonntag nicht regelgerecht beendet worden. Durch die dadurch nicht vorgenommene Einberechnung der Mindestboxenstandzeiten sei das Ergebnis zum Nachteil der Mannschaft aus St. Ingbert ausgefallen. Was es genau mit dieser Flaggen-Thematik auf sich hat, haben wir in diesem Artikel erklärt:

Einen am Sonntag nach dem Rennende eingelegten Protest von Rowe-BMW rund um Teamchef Hans-Peter Naundorf hatten die Sportkommissare abgewiesen. In seinem Protestschreiben gegen die Wertung des Ergebnisses führte Rowe an, dass das Rennen um 15:05 Uhr "unterbrochen" worden sei. Das geschieht üblicherweise mit einer roten, und nicht mit einer schwarz-weiß karierten Flagge. In diesem Fall greifen unterschiedliche Regeln für die weiteren Abläufe und das Klassement, wie auch gesehen am Samstag mit der Rot-Unterbrechung um 23:22 Uhr.

24h Nürburgring, #98 Rowe-BMW, Marciello, Martin, Wittmann, Farfus
Rowe-BMW beim 24h-Rennen Nürburgring 2024, Foto: Gruppe C Photography

Sportkommissare: Kein Nachteil für Rowe-BMW

Die Sportkommissare vor Ort urteilten allerdings, dass diese Begrifflichkeit nicht korrekt sei. Stattdessen sei das Rennen zu dieser Zeit "beendet" worden. Außerdem merkten die Stewards an, dass Rowe Racing "keinen Nachteil" dadurch erlitten habe, dass die "karierte Flagge zu früh gezeigt" wurde. Und weiter: "Egal, ob das vorzeitige Schwenken der karierten Flagge als Fehler betrachtet wird oder nicht, ist die Reihenfolge des Vorbeifahrens zu diesem Zeitpunkt entscheidend." Deshalb sei der Protest von Rowe Racing unbegründet.

Rowe sieht das anders und will nun vor dem Berufungsgericht für Klarheit sorgen - und dabei möglicherweise den Gesamtsieg nachträglich am Grünen Tisch erlangen. Laut Teamchef Naundorf habe die Rowe-Mannschaft im Rennen mit einem Boxenstopp während der fünf Formationsrunden am Sonntag eine Strategie erarbeitet, "von der wir glauben, dass sie richtig gewesen ist und mit der wir bei der Einhaltung aller Regeln das Rennen gewonnen hätten". Der #98 BMW M4 GT3 (Marciello/Martin/Wittmann/Farfus) belegt im vorläufigen Ergebnis den siebten Platz.

Naundorf: "Geht nicht darum, dass wir anderen Teams ihren Erfolg nicht gönnen"

Unter den Fans ist der 'Fall Rowe Racing' unterschiedlich aufgenommen worden: Zuspruch und Kritik wechselten sich in aller Regelmäßigkeit ab. "Ich möchte ganz klar betonen, dass es bei unserer Entscheidung, vor das Berufungsgericht des DMSB zu ziehen, nicht darum geht, dass wir anderen Teams ihren Erfolg nicht gönnen", wurde Teamchef Naundorf in einer Pressemitteilung des Teams am Montag nach dem Rennen zitiert.

Und weiter: "Wir haben das Anliegen, dass die zum Teil sehr komplexen Regularien in unserem Sport verlässlich und korrekt angewendet werden und sich alle Teilnehmer darauf verlassen können. Die Rennleitung hat das Rennen nach unserer Ansicht nicht regelkonform beendet. Diese Sachlage wollen wir vom DMSB-Berufungsgericht klären lassen."

Naundorf habe laut eigener Aussage "viel Zuspruch von anderen Teams und Herstellern erhalten, die die Vorgänge genauso beurteilen wie wir. Von einer Klarstellung der Regularien würden in Zukunft alle Teilnehmer profitieren, und letztlich auch der Veranstalter".