Für den Porsche-Konzern lief die 50. Ausgabe des 24-Stunden-Rennens auf der Nürburgring-Nordschleife nicht wie erhofft. Vor dem Wochenende wurde Titelverteidiger Manthey-Racing noch als möglicher Sieger gehandelt, doch schon das Qualifying begann Porsche auf dem falschen Fuß.Porsche-Werksfahrer Kevin Estre handelte sich im zweiten Qualifying eine saftige Strafe ein.

Während einer Gelb-Phase überschritt der Manthey-Pilot die erlaubte Höchstgeschwindigkeit um 17 km/h, wofür 'Grello' ans Ende der Startgruppe versetzt wurde. Das war jedoch nur der Anfang vom Ende, das Rennen endete für den größten Teil des Porsche-Aufgebots im Desaster.

Laurens Vanthoor blieb nach Highspeed-Crash unverletzt., Foto: 24h-Rennen/Screenshot
Laurens Vanthoor blieb nach Highspeed-Crash unverletzt., Foto: 24h-Rennen/Screenshot

Auf dem Weg zur Hohenrain-Schikane kollidierte Laurens Vanthoor im Grello-Porsche mit seinem Bruder Dries, welcher später das Rennen im #15 Phoenix-Audi zusammen mit K. van der Linde/Vervisch/Frijns gewann. Der Fanliebling mit der Nummer #1 kam nach einigen Drehern schwer beschädigt in der Leitplanke zum Stehen. "Für mich hat diesen Zwischenfall eindeutig und ganz allein Laurens Vanthoor zu verantworten", sagte 'Ring-König' Klaus Ludwig zu Motorsport-Magazin.com. "Er hat in den Audi seines Bruders hineingelenkt und die Kollision billigend in Kauf genommen - das ist bei einer Geschwindigkeit von mehr als 250 km/h kriminell!"

Laurens Vanthoor selbst erklärte nach dem Crash sein Verhalten auf Twitter: "Meine Emotionen haben die Überhand bekommen und mein Gehirn hat aufgehört zu funktionieren […] ich bereue das sehr, es war unprofessionell." Die Aktion ging nicht spurlos am Belgier vorbei, weiter sagte er: "Heute war ein schwarzer Tag in meiner Karriere. Das werde ich eine sehr lange Zeit bereuen, so ist das im Leben."

Auch bei den anderen Porsche-Teams lief es nicht besser, der beste 911er in der SP9-Klasse (GT3) landete nur auf Platz neun. Der #33 Falken-Porsche in den Top-10 war einer von nur zwei verbliebenen Boliden aus Zuffenhausen, die am Ende der 24h die Zielflagge sahen. Der #25 Huber-Porsche (Thyssen/Rader/Menzel/Kern) verpasste auf Rang elf mit einer Runde Abstand die Top-10 knapp.

24h Nürburgring: Porsche im Dauerpech

"Wir wurden am Samstag und am Sonntag regelrecht vom Pech verfolgt", sagte GT3 R-Projektleiter Sebastian Golz. "Sechs Fahrzeuge haben wir durch Unfälle verloren, die meisten davon wurden unverschuldet in Kollisionen verwickelt."

An der Performance des in Flacht gebauten Rennwagens, welcher schon diverse Erfolge auf der Nordschleife feierte, lag es also nicht ausschließlich. Und anders als beim Manthey-Porsche, waren die Ausfälle anderer Porsche-Kundenteams größtenteils nicht selbst verschuldet. Das beste Beispiel ist wohl der Unfall des #27 Toksport-WRT-Porsche (Andlauer/Campbell/Jaminet). Nach nur 2:30 Stunden wurde der Toksport-911er vom #99 Rowe-BMW in der letzten Schikane der GP-Strecke regelrecht abgeräumt.

Auch den Falken-Porsche mit der Nummer #44 ereilte ein ähnliches Schicksal. Gleich drei Mal rammte Nico Müller im #22 Car-Collection-Audi den Porsche, der im Yokohama S schließlich irreparabel beschädigt wurde. Den beiden 911ern des Dinamic-Motorsport-Teams wurde in der Nacht, ebenso unverschuldet, ein jähes Ende bereitet.

Lediglich der #18 KCMG-Porsche (Olsen/Burdon/Tandy/Bamber) gesteuert von Dennis Olsen verunglückte ohne Zweikampf. "Ich weiß überhaupt nicht, wie das passieren konnte. Den Rechtsbogen auf die Döttinger Höhe konnten wir im gesamten Rennen immer mit Vollgas nehmen. Plötzlich hat es nicht mehr funktioniert. Das Heck ist ausgebrochen. Ich habe gegengelenkt, konnte das Auto aber nicht mehr einfangen. Beim Einschlag in die Leitplanken wurde unser Neunelfer heftig beschädigt. Es tut mir für das gesamte Team sehr leid", sagte Olsen.

#33 Falken-Porsche beendete 24h auf P9., Foto: Porsche AG
#33 Falken-Porsche beendete 24h auf P9., Foto: Porsche AG

"Es war insgesamt ein krasses Rennen"

Die beiden Porsche-Trupps, welche das Rennen beendet haben, zeigten sich trotz großem Abstand zum Podium nicht unzufrieden. "Es war insgesamt ein krasses Rennen. [...]In den ersten zwei Stints ging es drunter und drüber. Die meisten Piloten sind gefahren, als sei es die letzte Rennstunde. Wir haben uns dabei aus allem herausgehalten. Am Ende wurde es bei wechselhaften Bedingungen noch einmal spannend, aber wir lagen bereits eine Runde hinter der Spitze. Weil nach vorn nichts mehr möglich war, haben wir Rang neun einfach nur nach Hause gebracht", sagte Falken-Pilot Sven Müller.

Auch für Porsche-Werksfahrer Lars Kern, der mit einem 911 GT2 RS (991.2) den Rekord für die schnellste Runde eines Serienfahrzeugs auf der Nordschleife hält, waren die 24h am Nürburgring keinesfalls eine Enttäuschung: "Wir sind insgesamt gut durchgekommen. Genauso hatten wir es geplant: Wir haben unseren Porsche fehlerfrei über die Distanz gebracht. Wir freuen uns, sind mit dem Ergebnis zufrieden. Platz drei in der Pro-Am-Wertung ist vollkommen in Ordnung."