Das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring gilt seit Jahren als prestigeträchtige Materialschlacht der großen Autobauer. Längst hat die Topklasse SP9 mit den schnellen - vielleicht zu schnellen - und werksunterstützten GT3-Fahrzeugen die Oberhand übernommen. Den Reiz des Eifel-Klassikers, der dieses Jahr seine 50. Auflage seit dem Debüt im Jahr 1972 erlebte, machen aber seit jeher die kleinen Klassen aus, in denen noch mit purem Spaß an der Sache und ‘von Hand geschraubt’ wird.

Als exemplarisch für diesen besonderen Nordschleifen-Spirit galt in den letzten Jahren stets der wilde Fuchsschwanz-Manta, der 2022 wegen eines Brandes kurz vor dem Rennen passen musste. Im Schatten des Kult-Opel hat sich im vergangenen Jahr der kleine Dacia Logan zu einem der neuen Fan-Lieblinge entlang der Nürburgring-Nordschleife gemausert - und war auch dieses Jahr wieder am Start.

Dacia Logan mit mehr Power bei 24h Nürburgring

In runderneuertem Design und mit einem leistungsstärkeren 200-PS-Motor aus einem Renault Clio (2021 leistete der Dacia rund 165 PS) nahm die Truppe um Jürgen Bussmann, Oliver Kriese, Michael und Yannik Lachmayer das 24h-Rennen Nürburgring erneut in Angriff. Der bekannte Nürburgring-YouTuber Misha Charoudin, der dem Team 2021 mit seinen Videos einiges an medialer Aufmerksamkeit beschert hatte, war im Gegensatz zum Vorjahr nicht mehr dabei.

Festhalten lässt sich: Der vor allem aus Serienteilen zusammengeschraubte Dacia Logan mit der Startnummer #118 sah zum zweiten Mal die Zielflagge bei einem der härtesten Autorennen der Welt!

Dacia Logan verbessert sich bei 24h-Rennen

Nach dem 98. Gesamtplatz im Vorjahr, gelang dem Team unter der Bewerbung von mokoflex sogar eine persönliche Verbesserung: Im Gesamtklassement wurde der Dacia auf Platz 88 gewertet, belegte damit den sechstletzten Platz aller 93 klassifizierten Autos.

Eine durchaus bemerkenswerte Leistung der vergleichsweise kleinen Mannschaft im Rennen, in dem 42 der 135 Fahrzeuge nicht gewertet wurden. Der Dacia schaffte 92 Runden im Verlauf der 24 Stunden, was 2.334 Renn-Kilometern auf der 25,378 Kilometer langen Nürburgring-Nordschleife entspricht. Zum Vergleich: Der siegreiche #15 Phoenix-Audi legte 159 Runden zurück und damit annähernd doppelt so viele Umläufe.

In der Klasse SP 3 mit fünf gemeldeten Fahrzeugen erzielte die Dacia-Mannschaft wie im Vorjahr den letzten Platz. Der Rückstand auf den siegreichen Toyota Corolla Altis des Toyota Gazoo Racing Team Thailand betrug 17 Runden.

Dacia Logan verpasst Rundenrekord um 3:30 Minuten

Mit dem neuen Motor war der Dacia Logan beim 24h-Rennen Nürburgring 2022 deutlich flotter unterwegs als im Vorjahr. Die Bestzeit lag bei 11:41.713 Minuten, aufgestellt in Runde 61. Das war knapp acht Sekunden schneller als 2021 (11:49.466 Minuten).

Die durchschnittliche Geschwindigkeit von 96,622 km/h zeigt ebenfalls, dass das Dacia-Quartett häufiger in den Rückspiegel geschaut haben dürfte als durch die Windschutzscheibe. Zum besseren Vergleich: Der Sieger-Audi von Phoenix Racing brachte es auf einen Durchschnitts-Speed von beeindruckenden 167,289 km/h - im Schnitt also mehr als 70 km/h schneller als der Dacia!

Zum neuen Rundenrekord von 8:11.639 Minuten, aufgestellt durch Philip Ellis im #12-Mercedes, fehlten dem Dacia Logan etwa 3:30 Minuten - das dürfte die Mannschaft aber nicht allzu sehr gestört haben.

Dacia Logan zu schnell bei 24h Nürburgring!

Und immerhin kann sich der Dacia 2022 diese spezielle ‚Leistung’ auf die Brust heften: Er war zu schnell beim 24h-Rennen Nürburgring! Allerdings nur in der Boxengasse... Am Sonntagmittag wurde der Bolide mit überhöhter Geschwindigkeit in der Box ‚geblitzt’: 69,9 statt der erlaubten 60 km/h zogen eine 30-Sekunden-Zeitstrafe nach sich.

In Internet-Fanforen sorgte die Dacia-Strafe für mit einem Augenzwinkern versehene Erheiterung: Hatte der Fahrer schlichtweg vergessen, den Pitspeed-Limiter-Knopf zu drücken oder war der Dacia mit den knapp 70 Sachen ohnehin an der Grenze seines Leistungspotenzials angelangt...

24h Nürburgring 2022: Zusammenfassung, Highlights, Unfälle (14:05 Min.)