Tschüss, Porsche. Beim WEC-Saisonfinale in Bahrain (08. November 2025) bestreitet der Autobauer aus Zuffenhausen sein vorerst letztes Rennen in der Langstrecken-Weltmeisterschaft. Die Verteidigung der Fahrer-WM und der erstmalige Gewinn des Hersteller-Titels sind noch möglich. Der Abschied nach drei Jahren hatte sich in Folge der Konzern-Krise angebahnt, doch der finale Vorstandsbeschluss am 07. Oktober schlug in der Motorsportwelt dennoch ein wie eine Bombe.
Mit Porsche verliert die WEC nicht nur ihren erfolgreichsten Hersteller bei den 24 Stunden von Le Mans (19 Gesamtsiege), sondern auch einen Vertreter aus dem wichtigen deutschen Markt. Damit hält BMW ab 2026 als einziger Autobauer aus Deutschland die schwarz-rot-goldene Fahne in der Prototypen-Topklasse hoch.
BMW-Chef Roos: Porsche-Aus ein großer Verlust für WEC
"Es ist schade, einen so starken Wettbewerber wie Porsche zu verlieren", sagt BMW-Motorsportchef Andreas Roos zu Motorsport-Magazin.com. "Das ist definitiv ein großer Verlust für die Meisterschaft - und auch für uns bei BMW. Den einzigen anderen deutschen Hersteller in der WEC zu verlieren, ist bedauerlich. Zwischen BMW und Porsche gibt es eine sehr gesunde Rivalität - sowohl auf der Straße als auch auf der Rennstrecke. Diese basiert aber immer auf absolutem Respekt."
Porsches Ausstieg ist vorrangig auf wirtschaftliche Gründe zurückzuführen, aber auch aus sportlicher Sicht passte es nicht mehr mit der WEC. Dass mit Ferrari dreimal nacheinander ein LMH-Hersteller - Porsche und BMW starten mit LMDh-Autos - in Le Mans gewann, hinterließ tiefe Spuren. Für Porsche sei das Konzept "mit Blick auf Aufwand und Chancengleichheit der Hypercars und LMDh-Fahrzeuge nicht aufgegangen", hieß es aus dem Konzern.
BMW-Forderung: "Unser Ziel ist ein einheitliches Regelwerk"
Wie betrachtet man diese Argumentation im BMW-Lager? Schließlich gilt auch in München ein Sieg beim 24-Stunden-Klassiker - es wäre der zweite nach 1999 - als absoluter Prestige-Erfolg. "Ich habe da nie ein Blatt vor den Mund genommen - von BMW-Seite war immer klar: Unser Ziel ist ein einheitliches Regelwerk", sagt Roos. "Wir sind mit einem LMDh-Fahrzeug bewusst in die Hypercar-Klasse eingestiegen, unter dem Reglement: Es gibt eine Balance of Performance, und diese BoP muss so gestaltet sein, dass alle Konzepte die gleichen Chancen haben, um Siege mitzufahren."
Seit geraumer Zeit gibt es tatsächlich Arbeitsgruppen bestehend aus Herstellervertretern und WEC-Verantwortlichen, um ein passendes Konzept für die Zukunft auszuarbeiten. Porsche-Motorsportchef Thomas Laudenbach hatte sich schon länger öffentlich für eine einheitliche Formel in der Hypercar-Klasse ausgesprochen, damit der konzeptbedingte Nachteil der LMDh-Autos (mehr Einheitsteile, reiner Heckantrieb) gegenüber den LMH (mehr technische Freiheiten, temporärer Allradantrieb) wegfällt und nicht durch eine BoP geregelt werden muss.
Bis sich alle Parteien einig sind, dürften allerdings noch einige Jahre ins Land ziehen - auf jeden Fall zu viele für Porsche. Die verbliebenen LMDh-Vertreter BMW, Alpine und Cadillac sowie bald auch Genesis (2026), Ford und McLaren (2027) erwarten also diskussionsreiche Zeiten, wenn es der WEC nicht gelingt, eine schnelle Lösung zu finden. "Jetzt müssen die nächsten Schritte folgen, damit man wirklich sagen kann: In Le Mans kann jeder um den Sieg fahren", macht BMW-Boss Roos Druck.
WEC-Zukunft: Porsche geht - BMW bleibt
Trotz dieser Herausforderung kann man im Hause BMW erst einmal etwas ruhiger schlafen: Der Vorstand hatte Ende Juli - zwei Monate vor dem Porsche-Aus - eine mehrjährige Zukunft sowohl in der WEC als auch in der US-amerikanischen IMSA-Meisterschaft bestätigt. Ein derartiges Commitment zum Werks-Motorsport ist angesichts des Porsche-Knalls nun noch höher einzuordnen.
"Wir alle wissen, dass die Automobilindustrie derzeit vor einer harten Zeit steht", sagt Roos. "BMW meistert das insgesamt sehr gut, aber es ist und bleibt eine große Herausforderung. Umso dankbarer sind wir unserem Vorstand gegenüber, dass dieses Engagement weiterhin so klar bestätigt wird. Für uns war von Anfang an klar: Der Einsatz in der WEC und in der kompletten IMSA-Meisterschaft ist ein langfristiges Projekt. Wir wollen etwas Nachhaltiges aufbauen."
BMW mit Aero-Update für WEC und IMSA 2026
BMW arbeitet seit längerer Zeit an einem größeren Aerodynamik-Update für den BMW M Hybrid V8, das 2026 in der WEC und IMSA zum Einsatz kommen soll. Wie viele Update-Joker die Münchner dafür einsetzen müssen, wird noch verhandelt. Zweite Änderung: In der IMSA-Serie übernimmt das Top-Team WRT ab sofort die BMW-Werkseinsätze und folgt auf den US-Rennstall RLL, der mit Ausnahme von drei Siegen (Watkins Glen 2023, Indianapolis 2024, Road America 2025) nur wenige Erfolge im Prototypen-Bereich vorweisen konnte.
In der IMSA-Meisterschaft kämpfen BMW und Porsche auch künftig um Gesamtsiege, nachdem sich die Zuffenhausener für einen Verbleib "auf dem wichtigen US-Markt" entschieden haben. Beim zurückliegenden Saisonfinale in Road Atlanta verteidigte Porsche alle Titel in der GTP-Topklasse, während das BMW-Team Philipp Eng/Dries Vanthoor den Vize-Titel wegen eines Reifenschadens 10 Minuten vor Schluss verlor. BMW belegte in der Hersteller-Wertung nur den vierten Rang.



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