Hyundai steigt mit seiner hierzulande eher unbekannten Edelmarke Genesis ab 2026 in die WEC ein und startet erstmals bei den 24 Stunden von Le Mans. 2027 folgt dann der Schritt in die US-Sportwagenmeisterschaft IMSA. In dieser Woche haben die Koreaner erste Bilder ihres künftigen Rennwagens mit der Bezeichnung GMR-001 (steht für Genesis Magma Racing) vorgestellt. Offen blieb zunächst allerdings, welcher Motor im LMDh-Prototypen sein Werk vollrichten soll.

Hyundai hat sich bei der Wahl des Antriebes aus seiner Rallye-Palette bedient. Für den 3,2-Liter-V8-Twinturbo-Motor des Prototypen haben die Ingenieure einige Komponenten aus ihrem Hyundai i20 N Rally 1 adaptiert, mit dem Thierry Neuville dieses Jahr zum ersten Mal die Rallye-Weltmeisterschaft gewonnen hat.

Genesis: Langstrecken-Motor mit Rallye-Weltmeister-Genen

"Wir können sagen, dass die Kolben, die Zylinderlaufbuchsen, die Pleuel, die Brennkammer und der gesamte Ventiltrieb eins zu eins vom Rallye-Motor auf den LMDh-V8 übertragen wurden, allerdings natürlich modifiziert", erklärte Hyundai-Technikdirektor Francois-Xavier Demaison gegenüber Autosport während der Präsentation in Dubai. "Wir werden zum Beispiel den Zylinderabstand ändern müssen. Die Hauptkomponenten des Motors werden aber sehr ähnlich sein, um mögliche Probleme zu vermeiden."

Der WRC-Motor kommt mit einem 1,6-Liter-Turbomotor samt vier Zylindern daher und leistet knapp 390 PS. Hinzu kam bisher ein einheitliches Hybridsystem von Compact Dynamics aus Starnberg, das allerdings zur Saison 2025 aus Kostengründen aus der WRC verschwindet. Für die rund 700 benötigten PS Leistung im LMDh-Auto musste der Hubraum entsprechend verdoppelt werden. Die Prototypen nutzen ebenfalls einen Einheits-Hybridantrieb, hier aus dem Hause Bosch.

Genesis steigt in WEC ein: Das sagt Hyundai-Sportchef Abiteboul (21:01 Min.)

Genesis GMR-001: Motor-Neuentwicklung wäre zu riskant gewesen

Die findigen Hyundai-Ingenieure aus Alzenau bei Frankfurt haben sich ganz bewusst an den aus dem Rallyesport bewährten Motorkomponenten orientiert. Eine komplette Neuentwicklung wäre in der relativ kurzen Zeitspanne bis zum Renndebüt in gut einem Jahr mit vielen Risiken verbunden gewesen. Demaison, früher bei Williams und VW-Motorsport angestellt: "Das wäre in dieser Zeit zu riskant gewesen. Wir haben uns schnell dafür entschieden, auf Sicherheit zu spielen."

Im Februar 2025 will Hyundai-Genesis mit Prüfstandläufen beginnen, bevor der Rollout des GMR-001 für den Sommer geplant ist. Ein aus den eigenen Reihen zusammengestelltes Einsatzteam übernimmt die Entwicklung, während man sich mit dem LMP2-Team IDEC in der European Le Mans Series 2025 auf das Langstrecken-Abenteuer vorbereitet, um die speziellen Abläufe einzustudieren.

Warum Hyundai ein LMDh- statt LMH-Auto baut

Dass sich Hyundai letztendlich für den Bau eines LMDh-Boliden anstelle eines LMH-Hypercars nach dem ACO/FIA-Reglement entschied - und damit größere technische Freiheiten bei ebenso höheren Ausgaben gehabt hätte - war ebenfalls der vorhandenen Zeit bis zum Einstieg geschuldet. Ein LMH-Auto ist deutlich aufwendiger, weil die Hersteller einen eigenen Hybridantrieb nutzen, statt mit dem LMDh-Einheitsteil zu fahren.

"Das anfängliche Interesse des Vorstands war, ein wenig mehr Freiheit und Autorität bei der Konstruktion zu haben", sagte Hyundai-Motorsportchef und Genesis-Magma-Teamboss Cyril Abiteboul. "Aber ich habe gesagt, das hängt davon ab, über welchen Zeitrahmen wir sprechen: Wenn sie uns drei Jahre geben, ja; wenn es nur ein Jahr ist, dann kommt das nicht in Frage. Wir waren sehr pragmatisch und bescheiden, und ich habe ganz klar gemacht, dass angesichts unseres Ausgangspunkts die richtige Entscheidung definitiv ein LMDh ist."