Der nächste Hersteller bei den 24 Stunden von Le Mans: Hyundais Edelmarke Genesis hat am heutigen Mittwoch in Dubai weitere Details zu seinem künftigen Langstrecken-Werksprojekt vorgestellt. Die Koreaner steigen erwartungsgemäß zur Saison 2026 in die WEC ein und planen zudem Einsätze in der US-Sportwagenmeisterschaft IMSA ab 2027.

Hyundai bzw. Genesis hat sich für die Entwicklung eines Prototypen nach dem LMDh-Reglement entschieden, also mit einem einheitlichen Hybridsystem von Bosch und einem vorgegebenen Chassis, in diesem Falle von Oreca. Auch Porsche, BMW oder Alpine starten mit LMDh-Boliden, während Weltmeister Toyota, Ferrari, Peugeot und Aston Martin auf LMH-Autos mit größeren technischen Freiheiten setzen.

Start im Langstrecken-Rennsport für Genesis Magma Racing mit Unterstützung von Hyundai Motorsport
Der Gensis GMR-001, Foto: Genesis Magma Racing

Der Rennwagen trägt die Bezeichnung GMR-001 (Genesis Magma Racing). Über die Wahl des Verbrennungsmotors machte Genesis noch keine Angaben. "Der Einstieg in den Motorsport ist für Genesis eine natürliche Entwicklung", sagt Luc Donckerwolke, Chief Creative Officer von Genesis. "Wir wollen die Grenzen unserer Marke erweitern. Der Motorsport ermöglicht es uns, den Geist von Hyperspeed - der unsere Arbeit vorantreibt - auf eine Art und Weise zu vermitteln, die perfekt mit unseren Kernwerten übereinstimmt: kühn, fortschrittlich und unverwechselbar koreanisch."

Hypercar-Boom: Hyundai bei den 24 Stunden von Le Mans

Hyundai, das sich werksseitig ebenso in der Rallye-Weltmeisterschaft engagiert und mit Thierry Neuville dieses Jahr erstmals die Fahrer-WM gewann, setzt den Hypercar-Boom auf der Langstrecke konsequent fort: 2026 gehen nach aktuellem Stand knapp ein Dutzend Autobauer bei den 24 Stunden von Le Mans an den Start! Aston Martin steigt zur kommenden Saison als einziger Hersteller neu ein, während sich Lamborghini vorerst verabschiedet hat.

Hyundai, dessen Motorsport-Abteilung seit 2012 in Alzenau bei Frankfurt sitzt, hat sich für sein LMDh-Projekt mit Sitz nahe Paul Ricard in Südfrankreich mit erfahrenen Kräften verstärkt. Der dreifache Le-Mans-Sieger Andre Lotterer wurde als erster Fahrer vorgestellt und soll eine zentrale Rolle in der Entwicklung des Autos und beim Aufbau des Teams einnehmen. Lotterer kommt von Porsche, für die er dieses Jahr zusammen mit Kevin Estre und Laurens Vanthoor die WEC-Weltmeisterschaft gewann.

Start im Langstrecken-Rennsport für Genesis Magma Racing mit Unterstützung von Hyundai Motorsport
Der Gensis GMR-001, Foto: Genesis Magma Racing

Hyundai-Neuzugang Lotterer: "Mir hätte nichts Besseres passieren können"

"Genesis hat einen erfahrenen Piloten wie mich gesucht, um ein Fundament für das neue Hypercar-Projekt zu errichten", sagt der 43-jährige Lotterer zu Motorsport-Magazin.com. "Ich habe bei Porsche gesehen, wie enorm sich ein Auto selbst ohne große Hardware-Updates innerhalb von zwei Saisons entwickeln kann. Deshalb denke ich, dass ich Genesis gut weiterhelfen kann. Jetzt mit einem großen und international agierenden Hersteller noch einmal eine neue Herausforderung zu starten - zu diesem Zeitpunkt meiner Karriere hätte mir eigentlich nichts Besseres passieren können!"

Neben Lotterer stößt Pipo Derani als zweiter bestätigter Fahrer zu Hyundai. Der Brasilianer startete achtmal bei den 24 Stunden von Le Mans, unter anderem für Glickenhaus und Cadillac. 2023 gewann er mit der US-Marke die GTP-Topklasse in der IMSA. Weitere Fahrer für das in zwei Jahren anvisierte Renndebüt sind noch nicht bekannt.

Logan Sargeant schon 2025 an Bord

Vor dem Debüt in der WEC im Jahr 2026 arbeitet das neu gegründete Team zusammen mit IDEC Sport daran, in der kommenden Saison mit einem LMP-Fahrzeug in der European Le Mans Series (ELMS) anzutreten. Dabei setzt das Team auf den früheren Formel-1-Piloten Logan Sargeant, die mehrfache W-Series-Meisterin Jamie Chadwick und Nachwuchspilot Mathys Jaubert aus.

Zum neuen Langstrecken-Projekt von Hyundai passend: Konzerntochter Genesis erhält für die Serienfertigung eine eigene Performance-Abteilung, die auf den Namen 'Magma' lautet. Quasi das koreanische Pendant zur M GmbH von BMW oder AMG bei Mercedes-Benz. Um den sportlichen Anspruch zu unterstreichen, wurde für dieses Projekt der Belgier Jackie Ickx als Markenbotschafter auserwählt - Motorsport-Ikone und sechsmaliger Sieger der 24 Stunden von Le Mans.

Start im Langstrecken-Rennsport für Genesis Magma Racing mit Unterstützung von Hyundai Motorsport
Der Gensis GMR-001, Foto: Genesis Magma Racing

Schon länger Gerüchte um WEC-Einstieg von Hyundai

Die Verantwortung des LMDh-Projekts obliegt Hyundai-Motorsportchef Cyril Abiteboul, dem früheren Formel-1-Teamchef von Caterham (2013-2014) und Renault (2016-2020). Der Franzose wurde in der Vergangenheit bereits im Fahrerlager von Le Mans gesichtet. Gerüchte über ein Hyundai-Engagement in der WEC gab es seit längerer Zeit, zuletzt angefeuert im Jahr 2023 mit der Verpflichtung von Francois-Xavier Demaison als neuem Technikdirektor. 'FX' hatte zuvor die gleiche Rolle beim Formel-1-Rennstall Williams sowie bei Volkswagen Motorsport inne, als die Wolfsburger viermal in Folge die Rallye-WM gewannen.

"Der offizielle Start von Genesis Magma Racing ist ein bedeutendes Ereignis für uns", sagt Abiteboul. "Als Rückgrat der weltweiten Motorsportaktivitäten der Hyundai Motor Group spielt Hyundai Motorsport eine zentrale Rolle in diesem neuen ehrgeizigen Programm. Gleichzeitig erweitern wir mit Genesis Magma Racing und dem Einsatz in einigen der anspruchsvollsten Rennserien unser Know-how im Rennstrecken-Motorsport."