Ein Leclerc im Ferrari, das kennt man aus der Formel 1. Vor Kurzem war es auch in der WEC soweit: Arthur Leclerc, der jüngere Bruder von F1-Star Charles, durfte beim Rookie-Test in Bahrain zum ersten Mal das LMH-Hypercar der Italiener testen.

Und der 23-Jährige hinterließ ordentlich Eindruck im Wüstenstaat: Den Tag beendete Leclerc als schnellster aller 21 Rookie-Piloten auf dem fünften Gesamtplatz. Der Monegasse war in der Nachmittags-Session nur acht Hundertstelsekunden langsamer als Ferrari-Stammfahrer und Le-Mans-Sieger Nicklas Nielsen, der seine beste Rundenzeit am Morgen gesetzt hatte.

Leclerc hatte beim offiziellen Rookie-Test direkt nach dem Saisonfinale 61 Runden Zeit, sich an den 680 PS starken Ferrari 499 P zu gewöhnen. Am Ende des Tages setzte er sich im 'Kampf der Neulinge' auch gegen Superstar Valentino Rossi durch, der erstmals das BMW-Hypercar fuhr nur eine Zehntelsekunde langsamer war als der exakt halb so alte Leclerc.

"Ferrari war mein Traum-Team seit ich ein Kind war", schwärmte Leclerc. "Jetzt das Auto zu fahren, das die 24 Stunden von Le Mans gewonnen hat, war sogar noch besser! Ich musste mich erst dran gewöhnen, weil es natürlich komplett anders ist als der LMP2, den ich kenne. Es ist schwerer und hat mehr Leistung. Man fühlt direkt, dass es ein sehr schnelles Auto ist."

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Arthur Leclerc testete das Ferrari-Hypercar in Bahrain, Foto: DPPI/WEC

Arthur Leclerc: Langstrecke statt Formelsport

Leclerc startete dieses Jahr zum ersten Mal in der European Le Mans Series, nachdem er zuvor ausschließlich Formelwagen pilotiert hatte. Nach seiner Debütsaison in der FIA Formel 2 2023 (Platz 15 mit DAMS), wechselte er auf die kostengünstigere Langstrecke. In der ELMS teilte er sich einen von Panis Racing eingesetzten LMP2 zusammen mit Alpine-Fahrer Charles Milesi und Manuel Maldonado, dem Cousin des früheren F1-Piloten Pastor.

Das Trio belegte in der Gesamtwertung den vierten Platz hinter den Meistern Robert Kubica, Louis Deletraz und Jonny Edgar. Zudem schnupperte Leclerc dieses Jahr GT3-Luft mit seinem Engagement in der Italienischen GT-Meisterschaft. Mit seinen Teamkollegen Giancarlo Fisichella und Tommaso Mosca gewann er sogar die Endurance-Wertung der nationalen GT3-Meisterschaft - natürlich in einem Ferrari 296 GT3.

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Leclerc wusste beim Bahrain-Test zu überzeugen, Foto: DPPI/WEC

Leclerc schwärmt: "Bei Ferrari gibt es keine Grenzen"

Leclerc könnte sich einen Wechsel in die Hypercar-Kategorie der WEC durchaus vorstellen, wenngleich beim Ferrari-Werksteam die Cockpits für 2025 bereits vergeben sind. Das Team AF Corse führt aber noch einen weiteren Privat-499 P ins Feld, womit sich für die Zukunft zusätzliche Einsatzmöglichkeiten ergeben könnten. Leclerc fuhr bereits F1-Autos und begleitet die Scuderia in der Königsklasse immerhin als Entwicklungsfahrer.

"Im Vergleich zu einem Formel-1-Auto fühlt sich alles komplett anders an, aber auch das Hypercar ist absolutes Top-Level im Motorsport", sagte Leclerc. "Das Auto verlangt nach hoher Präzision, mehr als im LMP2. Schon ein kleiner Fehler kostet viel Rundenzeit. Das Team hat beim 499 P tolle Arbeit geleistet. Das Auto gibt dir viel Vertrauen, zu pushen. Bei Ferrari hat man das Gefühl, dass es einfach gar keine Grenzen gibt. Deshalb arbeite ich so gerne mit ihnen."

Wie es für Leclerc nächstes Jahr weitergeht, ist nicht bekannt. Der Formel-Zug dürfte nach zwei Saisons in der Formel 3 und dem letztjährigen F2-Debüt abgefahren sein. Die WEC würde eine Alternative zum Formelsport auf höchstem Niveau bieten. "Ich weiß noch nicht, was ich nächstes Jahr mache", so Leclerc gegenüber der WEC-Webseite. "Aber ich hoffe, eines Tages ein Hypercar zu fahren. Und die 24 Stunden von Le Mans zu gewinnen, wäre ein Traum - am liebsten mit Ferrari."

Das Starterfeld für die WEC-Saison 2025 kommt immer mehr zusammen. Jetzt hat auch Cadillac mit seinem neuen Team Jota die sechs Fahrer für den doppelten Angriff vorgestellt. Hier liest du alle Infos zu Jenson Buttons neuen Teamkollegen: