Während Porsche das vorletzte WEC-Saisonrennen in Fuji gewann und kurz vor den Triumph in der Fahrer- und Hersteller-Weltmeisterschaft steht, gelang dem deutschen Mitbewerber BMW ein gefühlter Sieg: Der Münchner Autobauer erzielte beim 6-Stunden-Rennen in Japan seinen ersten Podesterfolg seit der diesjährigen Rückkehr in die Langstrecken-WM.
Marco Wittmann, Raffaele Marciello und Dries Vanthoor führten den BMW M Hybrid V8 mit der Startnummer #15 zum zweiten Platz hinter dem #6 Porsche (Lotterer/Estre/Vanthoor) und vor dem #6 Alpine um Mick Schumacher. Die Franzosen landeten mit ihrem LMDh-Auto wie BMW erstmals auf dem Podium.
Es gibt aber einen bedeutsamen Unterschied zwischen den beiden Marken: Während Alpine mit dem A424 sein Langstrecken-Debüt gibt, engagiert sich BMW bereits seit 2023 mit einem baugleichen LMDh-Prototypen in der US-Sportwagenmeisterschaft (IMSA). Sprich: Die Bayern konnten beim diesjährigen Einstieg in die WEC bereits auf eine volle Saison an Renn-Erfahrung mit ihrem Fahrzeug zurückgreifen.
So kam es durchaus überraschend, dass sich Alpine hinter Porsche, Toyota und Ferrari sofort als vierte Kraft etablierte, während bei BMW mit seinen beiden V8-Prototypen einiges schief lief. Vor dem Fuji-Podest stand ein sechster Platz beim zweiten Saisonrennen in Imola durch den ebenfalls stark besetzten #20 BMW (Rene Rast/Robin Frijns/Sheldon van der Linde) als bestes Ergebnis zu Buche.
BMW atmet nach erstem WEC-Podium auf - Noch kein Podest in der IMSA
Der Druck in München wuchs umso mehr an, weil "Lieblingsgegner" Porsche (O-Ton von M-GmbH-Boss Franciscus van Meel) von einem Erfolg zum nächsten eilte und BMW auch in der IMSA-Serie nur wenig zu melden hatte. Nach sieben Rennen warten die beiden RLL-BMW-Crews Philipp Eng/Jesse Krohn und Connor De Phillippi/Nick Yelloly noch immer auf ihren ersten Podestplatz. Zwei Läufe in Indianapolis am kommenden Wochenende sowie beim Saisonfinale in Road Atlanta (Petit Le Mans) hat BMW noch Zeit, um diesen Malus zu beseitigen.
In der WEC ist bei BMW seit der Pleite bei den 24 Stunden von Le Mans immerhin ein deutlicher Aufwärtstrend zu erkennen. Vor allem beim #15 Wagen, der in Sao Paulo (P9), Austin (P8) und jetzt in Fuji (P2) zum dritten Mal in Folge die Punkteränge erreichte. Das nicht selten vom Pech verfolgte Schwesterauto präsentierte sich kaum langsamer, wartet aber seit fünf Rennen auf die nächsten WM-Zähler.
Rast-BMW wird Opfer der Kubica-Karambolage
In Fuji waren beide BMW von Beginn an bei der Pace und präsentierten sich erstmals wirklich konkurrenzfähig. Dries Vanthoor (#15) bestätigte die starken Trainingsleistungen mit dem dritten Startplatz, während Robin Frijns im #20 Auto die Hyperpole-Runde der Top-10 um nur drei Tausendstelsekunden verpasste und den elften Startplatz einnahm.
Wittmann übernahm den Start auf der #15 und krallte sich sofort Sebastien Buemis Toyota für Platz zwei. In der 42. Runde sicherte sich der zweifache DTM-Champion sogar die Führung, während parallel der #20 BMW von Rene Rast in die Garage geschoben werden musste, weil er sich bei der von Robert Kubica ausgelösten Start-Karambolage ein Trümmerteil eingefangen hatte.
"Irgendwann sind Teile auf mein Auto geflogen - ich glaube, sogar ein Heckflügel vom Porsche - und dabei wurden mir die Flicks vorne abgerissen. Auch unter dem Auto ist etwas kaputtgegangen", erklärte Rast. Der Reparatur-Stopp kostete den dreimaligen DTM-Meister und seine Teamkollegen Frijns sowie van der Linde zwei Runden, womit das Rennen praktisch gelaufen war. Zehn Runden vor Schluss nahm BMW das beschädigte Auto aus dem Rennen.
BMW atmet nach Fuji-Erfolg auf: "Endlich am Ziel angekommen!"
Wittmann verlor während der nachfolgenden Boxenstoppphase den Spitzenplatz an den später siegreichen Porsche, der über die Strategie sowohl den BMW als auch den Pole-Setter-Cadillac kassierte. In der Schlussphase des 6-Stunden-Rennens wechselten sich BMW-Fahrer Dries Vanthoor und Porsche-Ass Kevin Estre wegen der unterschiedlichen Boxenstopp-Sequenzen noch zweimal an der Spitze ab, bis sich die Zuffenhausener final durchsetzten und die Ziellinie mit 16 Sekunden Vorsprung überquerten.
"Nachdem wir schon zuletzt auf dem COTA (Austin; d. Red.) die Pace hatten, um ganz vorne mitzufahren, hat der BMW M Hybrid V8 hier in Fuji von der ersten Runde an gezeigt, dass er zu einem Top-Resultat fähig ist", atmete wohl nicht nur BMW-Motorsportchef Andreas Roos innerlich auf. "Dass wir diesmal den zweiten Platz und damit das Podium einfahren konnten, freut mich unglaublich für alle, die sehr viel Arbeit in dieses Projekt investiert haben." WRT-Teamchef Vincent Vosse blies ins gleiche Horn: "Endlich! Endlich sind wir dort angekommen, wo wir hinwollen."
Valentino Rossi mit WRT-BMW auf dem LMGT3-Podest
Zum Erfolg in der Hypercar-Klasse passte der Auftritt der WRT-Truppe in der LMGT3-Kategorie. Motorrad-Superstar Valentino Rossi und seine BMW-Teamkollegen Maxime Martin sowie Ahmad Al-Harthy konnten sich mit Platz drei hinter dem #54 AF-Corse-Ferrari und dem vorzeitig feststehenden Weltmeister Manthey-Porsche (#92) über das zweite Saisonpodest freuen. Rossi, der mit einem starken Mittel-Stint im #46 BMW M4 GT3 beeindruckte: "Wir sind so glücklich! Nach unserem Ausfall vor zwei Wochen in Austin fühlt sich das Podium sehr gut an."
In Fuji zählte der BMW nicht zu den schnellsten Fahrzeugen, kam aber über die Strategie zum Ziel: Der #46 Crew gelang es, das Rennen mit nur sechs statt sieben Boxenstopps zu beenden. Das #31 Schwesterauto (Leung, Gelael, Farfus) wählte eine ähnliche Taktik, wurde aber durch eine unverschuldete Kollision zurückgeworfen. Mit Platz 10 endete die theoretische Titelchance für Augusto Farfus und Co.
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