Es war ein nahezu perfekter Tag für Andre Lotterer, Kevin Estre und Laurens Vanthoor: Das Trio des #6 Porsche 963 gewann das 6-Stunden-Rennen der WEC in Fuji und hat seinen Vorsprung in der WM-Tabelle beträchtlich ausgebaut. Für Lotterer/Estre/Vanthoor war es der zweite Saisonerfolg nach dem Sieg beim Auftakt in Katar am 02. März dieses Jahres. Die drei Porsche-Werkspiloten standen in fünf der sieben Rennen auf dem Podium, nur der vierte Platz bei den 24 Stunden von Le Mans hat eine Delle in einer ansonsten überragenden Saison hinterlassen.
Die Performance des Trios um den dreifachen Le-Mans-Sieger und früheren Wahl-Japaner Andre Lotterer spiegelt sich in der Gesamtwertung wider: Der #6 Porsche hat 150 Punkte auf dem Konto und damit 35 mehr als die zweitplatzierte Crew um den in Le Mans siegreichen #50 Ferrari mit Antonio Fuoco, Miguel Molina und Niklas Nielsen. Kamui Kobayashi und Nyck de Vries (beide #7 Toyota) belegen den dritten Rang mit 37 Punkten Rückstand. Ihr Teamkollege Mike Conway verpasste das 24-Stunden-Rennen in Frankreich verletzungsbedingt und ist raus aus dem Titelrennen.
Ferrari gibt fast auf: "Game Over" im WEC-Titelkampf
Es muss schon einiges schiefgehen, damit Porsche beim Saisonfinale, dem 8-Stunden-Rennen in Bahrain am 02. November 2024, den WM-Titelgewinn verpasst. Im Wüstenstaat gibt es noch 39 Punkte zu holen; 38 für den Sieg und 1 für die Pole Position. Holt der #50 Ferrari die Pole und gewinnt das Rennen, reicht Lotterer/Estre/Vanthoor der achte Platz. Im Falle einer vollen Punkteausbeute des #7 Toyota würde sogar P10 für den Fahrer-Titel reichen.
Die Porsche-Konkurrenz hat nach der Pleite von Fuji - der beste Ferrari auf Platz 9, der bestplatzierte Toyota nur auf P10 - im Titelkampf praktisch das Handtuch geworfen. "Für mich heißt es 'Game Over'", wurde Ferraris Langstreckenchef Ferdinando Cannizzo von Autosport zitiert. "Ich sage nicht, dass wir aufgeben, aber wir brauchen ein Wunder. Wir brauchen das beste Auto, müssen alles perfekt umsetzen und mit drei Autos aufs Podium fahren. Mathematisch ist es möglich, aber die Chancen stehen schlecht."
Ferrari in Fuji: Schlechtestes Rennen seit WEC-Rückkehr
Ferrari erlebte in Fuji sein schwärzestes Wochenende seit der WEC-Rückkehr im vergangenen Jahr. Der von Position sieben gestartete #50 499P konnte die Pace der schnellen LMDh-Vertreter Porsche, BMW und Alpine über die Distanz nicht mitgehen. "Wir haben alles in unserer Macht Stehende getan, um für das Podium zu kämpfen, und es nicht zu schaffen, hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack", sagte Ferraris Sportwagenchef Antonello Coletta.
Das #51 Schwesterauto (Giovinazzi/Pier Guidi/Calado) wurde zunächst in eine durch Robert Kubica (#83 AF-Corse-Ferrari) ausgelöste Startkarambolage verwickelt, schleppte sich danach mit einem Schaden durchs Rennen und fiel später wegen eines Hybrid-Defekts aus. "Unser Schwesterauto kann mathematisch noch den Titel holen und wir werden alles tun, um sie zu unterstützen", sagte der Brite James Calado.
Strafen-Flut bei Toyota - Erste WM-Nullrunde seit 2017 droht
Im Toyota-Lager herrschte nach dem verpatzten Prestige-Heimspiel auf dem Fuji Speedway - die Strecke liegt im Besitz des Automobilgiganten - ebenso trübe Stimmung, auch wegen der neuerlichen BoP-Klatsche. "Aus dem Kampf um die Fahrer-Meisterschaft sind wir mehr oder weniger raus", attestierte Toyota-Technikdirektor David Floury. In der Schlussphase donnerte der zuletzt unglücklich agierende #7 Fahrer Kamui Kobayashi dem #5 Porsche von Matt Campbell ins Heck und sorgte für das vorzeitige Aus beider Fahrzeuge. Der japanische Ex-Formel-1-Fahrer wurde obendrein mit einer zur Bewährung ausgesetzten Durchfahrtstrafe belegt.
Während Toyota nach fünf WM-Titeln in Folge diesmal wohl leer ausgehen wird in der Fahrer-Wertung, ruhen die Hoffnungen auf dem Gewinn der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft. Die Japaner liegen nur 10 Zähler hinter Porsche (161 Punkte), wenngleich eine späte Durchfahrtstrafe für den #8 Toyota (Blaue Flaggen gegen #6 Porsche missachtet) den möglichen vierten Platz und wertvolle Punkte kostete. Dreht Toyota den Spieß wie zuletzt in Austin noch einmal herum, wäre es der sechste aufeinanderfolgende Hersteller-Titel seit 2018/19. "Wir geben Gas in Bahrain, kündigte Floury wenig überraschend an.
WEC: Porsche hat schon drei WM-Titel vorzeitig eingetütet
Toyota gelang 2023 in Bahrain ein dominanter Doppelsieg, doch Porsche hat sich über den Winter in sämtlichen Bereichen gesteigert und ist jetzt die Marke, die es in der Langstrecken-WM zu schlagen gilt. Den ersten Hypercar-Titel haben die Zuffenhausener bereits eingetütet: Im Weltcup für Privatiers setzte sich das #12 Team des Noch-Kundenteams Jota vor dem Wechsel zu Cadillac durch. Und in der neuen LMGT3-Klasse hat das Top-Kundenteam Manthey vorzeitig die Fahrer- sowie Team-WM gewonnen.
Lotterer, Estre und Vanthoor können in sechs Wochen beim großen Bahrain-Finale nachlegen - holt Porsche dieses Jahr sogar sämtliche Titel in der Langstrecken-WM? "Das war definitiv eines der besten Rennen, die wir bislang mit dem Porsche 963 gefahren sind - die Strategie hat gepasst und die Boxenstopps waren sensationell", sagte Urs Kuratle, Porsches LMDh-Leiter. "Jetzt liegen wir im Kampf um die Weltmeistertitel wieder voll im Rennen, denn wir konnten den Punktevorsprung in der Fahrerwertung ausbauen und haben die Spitze in der Herstellertabelle zurückerobert."
Wie genau schaffte Porsche den Sieg in Fuji und wie gelang Mick Schumachers Alpine trotz einer Strafe der Weg aufs Podest? Antworten auf diese und viele weitere Fragen zum WEC-Rennen in Japan findest du in diesem Artikel:
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