Die Langstrecken-Weltmeisterschaft biegt auf die Zielgerade der Saison 2024 ein: Heute hat das siebte und damit vorletzte Rennwochenende in Fuji (13.-15. September) begonnen. Zwei Wochen nach dem vorangegangenen WEC-Rennen in Austin beim Sieg des Privat-Ferrari von AF Corse, geht es jetzt nach Toyota-Land! Der frühere Formel-1-Kurs befindet sich im Besitz des japanischen Automobilgiganten - und das soll auch auf der Rennstrecke so bleiben.
Toyota hat neun der zehn WEC-Rennen seit 2012 in Fuji gewonnen. Nur 2015 funkte Porsche dazwischen und setzte sich mit dem damaligen LMP1-Trio bestehend aus Timo Bernhard, Mark Webber und Brendon Hartley beim Doppelsieg der Zuffenhausener durch. Schafft Porsche mit seinem LMDh-Auto dieses Kunststück noch einmal? Der letzte Sieg gelang vor vier Monaten in Spa-Francorchamps durch das Kundenteam Jota, das nach einer Verhandlung vor dem Internationalen Berufungsgericht nun endgültig als Sieger des dritten Saisonlaufs feststeht.
Porsche-Trio auf gutem Wege zum WM-Titel
Das Porsche-Trio Andre Lotterer/Kevin Estre/Laurens Vanthoor führt die WM-Tabelle dank vier Podestplätzen inklusive des Katar-Sieges knapp Kamui Kobayashi/Nyck de Vries (Toyota) und Ferraris Le-Mans-Siegern Miguel Molina/Antonio Fuoco/Nicklas Nielsen an. In der Hersteller-Wertung hat Toyota hingegen die Führung von Porsche übernommen, auch Ferrari ist noch im Rennen. Titelentscheidungen in der Hypercar-Klasse sind in Fuji rechnerisch nicht möglich, es bleibt also spannend bis zum Finale Anfang November in Bahrain.
Im 1. Fuji-Training am Freitagmorgen (04:00 - 05:30 Uhr deutscher Zeit) legte der gesamtführende #6 Porsche schon einmal ordentlich los und sicherte sich die Bestzeit. Vanthoor fuhr die schnellste Runde in 1:30.561 Minuten und hatte 0,010 Sekunden Vorsprung auf den #8 Toyota GR010 Hybrid (Buemi, Hartley, Hirakawa).
BMW überrascht mit Bestzeit im 2. Fuji-Training
Im darauffolgenden 2. Freien Training auf der 4,563 Kilometer langen Rennstrecke setzte sich etwas überraschend Dries Vanthoor im #15 BMW M Hybrid V8 (Vanthoor, Marciello, Wittmann) durch. Der jüngere Bruder von FP1-Spitzenreiter Laurens benötigte 1:29.577 Minuten für seinen besten Umlauf auf dem Fuji Speedway, der mit seiner 1,475 Kilometer langen Geraden eine der längsten Vollgas-Passagen der Welt aufweist.
Die Teams zogen zu Beginn der 90-minütigen Session ihre Qualifying-Runs durch und fokussierten sich im Anschluss auf Long Runs. Michelin hat für Fuji zum dritten Mal in Folge seine Medium- und Hart-Reifenmischungen nominiert. Zuletzt in Austin war der Medium die eindeutig beste Wahl fürs Rennen. In Japan werden ebenfalls Temperaturen bis zu 30 Grad erwartet. Das 2. Training ging bei 25 Grad über die Bühne, zumindest am Freitag blieb es trocken.
Hinter dem BMW sortierte sich der #5 Porsche (Campbell, Christensen, Makowiecki) mit Matt Campbell als schnellstem Mann am Steuer auf Platz zwei ein. Der Rückstand des Australiers auf Vanthoor betrug lächerliche 9 Tausendstelsekunden! Alex Lynn führte den #2 Cadillac V-Series.R mit 0,015 Sekunden Abstand zum dritten Rang, während dem Viertplatzierten Robert Kubica im #83 AF-Corse-Ferrari (Kubica, Shwartzman, Ye) mehr als drei Zehntelsekunden fehlten.
Ferrari kehrt an Ort des schwächsten Auftrittes zurück
Der bestplatzierte der beiden Toyota belegte in den Händen von Lokalmatador Ryo Hirakawa (#8 mit Buemi, Hartley, Hirakawa) Platz fünf. Auf den Positionen sechs, sieben und acht folgten der #20 BMW (Sheldon van der Linde, Rast, Frijns), der #51 Ferrari (Pier Guidi, Giovinazzi, Calado) sowie der #38 Jota-Porsche (Rasmussen, Hanson, Button), den Oliver Rasmussen zu einer 1:30.013 führte.
Die WM-Spitzenreiter Lotterer/Estre/Vanthoor sortierten sich mit einer halben Sekunde Rückstand auf P10 ein; direkt hinter dem #7 Toyota (Conway, Kobayashi, De Vries) an Kamui Kobayashis 38. Geburtstag. Der zweite Werks-Ferrari kam nicht über P15 hinaus. „2023 war Fuji das schwierigste Rennen für die 499P, aber seit letztem Jahr haben wir viel darüber gelernt, wie wir das Potenzial des Autos erschließen“, sagte Ferraris Langstrecken-Chef Ferdinando Cannizzo. „Wir respektieren die Stärken und den Speed unserer Gegner, geben uns im Vorfeld aber nicht geschlagen.“
Fuji: Fahrerwechsel bei Alpine
Mick Schumacher und seine Alpine-Teamkollegen Nicolas Lapierre sowie Matthieu Vaxiviere belegten im 1. Training den 14. und in der zweiten Session den 13. Platz. Vaxiviere (1:30.481) absolvierte den Quali-Run auf dem #36 Alpine A424.
Das #35 Schwesterauto erreichte die Positionen 8 und 11. Ferdinand Habsburg und Charles Milesi erhalten in Fuji mit Jules Gounon einen neuen Teamkollegen. Der Mercedes-AMG-Werksfahrer, der beim Saisonbeginn für den verletzten Habsburg einsprang, ersetzt planmäßig Paul-Loup Chatin, um weitere Erfahrungen zu sammeln. Der Franzose kehrt zum Saisonfinale ans Steuer zurück.
BoP: Toyota beim Fuji-Heimrennen weiter eingebremst
Toyota wurde nach dem starken Auftritt zuletzt in Austin, als die #7 mit Schlussfahrer Kobayashi den sicheren Sieg nur wegen einer späten Durchfahrtstrafe verpasste, in der Balance of Performance abermals eingebremst. Die beiden GR010 Hybrid müssen für das Heimspiel 5 Kilogramm einladen und sind mit 1.070 Kilo die mit Abstand schwersten Autos im Feld. Zudem wurde die Leistung um 4 kW auf 493 kW (670 PS) beschnitten, allerdings erhielten die Toyota Zugeständnisse bei der Leistungsabgabe oberhalb der 250 km/h. Auf der schier unendlich langen Fuji-Geraden erreichen die Hypercars über 320 Kilometer pro Stunde.
Die insgesamt fünf Porsche 963 im Starterfeld durften hingegen 4 Kilogramm ausladen (1.049 kg) und erhielten einen Leistungszuwachs von 3 kW auf 512 kW, was 696 PS entspricht. Ferrari (1.055 kg/500 kW) blieb beim Gewicht und der Power unverändert, erhielt aber wie alle weiteren Marken mit Ausnahme von Toyota eine leichte Einbremsung oberhalb der 250 km/h. Die größten Zugeständnisse erhielten die bisher nur bedingt konkurrenzfähigen Peugeot 9X8, die jetzt mit dem absoluten Mindestgewicht von 1.030 Kilo fahren und 513 kW auf die Piste bringen.
LMGT3-Klasse: Manthey-Porsche kann vorzeitig Weltmeister werden
Während der Titelkampf in der Hypercar-Kategorie offen bleibt, könnte bei den LMGT3 bereits eine Entscheidung fallen. Das bisher so dominante Porsche-Team Manthey kann in Fuji im besten Falle sogar die Fahrer- und Team-Weltmeisterschaft einsacken.
Gewinnt der #92 Porsche 911 GT3 R (Malykhin, Sturm, Bachler) das Rennen, müsste das #91 Schwesterauto um die Le-Mans-Klassensiegen Shahin/Schuring/Lietz mindestend Dritter werden, um seine Chancen aufrecht zu erhalten. Erobert die #92 zuvor die Pole Position und die damit verbundenen Extrapunkte, wäre für das Trio um WEC-Veteran Richard Lietz sogar Platz zwei nötig.
Im 2. Training belegte Manthey nur die Plätze 12 (#91) und 16 (#92). Zuvor musste der Rennstall aus Meuspath 3.500 Euro Strafe blechen, weil die Fahrer und der Teammanager zu spät zum obligatorischen Fahrer-Briefing erschienen waren. Die LMGT3-Bestzeit ging an Alessio Rovera im #55 Ferrari 296 GT3 von AF Corse (Heriau, Mann, Rovera) vor der #82 TF-Sport-Corvette (Koizumi, Baud, Juncadella) und dem #60 Lamborghini Huracan GT3 Evo2 von Iron Lynx (Schiavoni, Cressoni, Perera).
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