Die WEC hat ihr mit Spannung erwartetes Starterfeld für die Saison 2024 präsentiert. Insgesamt 37 Rennwagen werden die acht Rennen inklusive dem Highlight, den 24 Stunden von Le Mans, bestreiten. Die Starterliste setzt sich zusammen aus 19 Hypercars sowie 18 GT3-Autos, nachdem diese Kategorie die bisherigen GTE-Fahrzeuge ersetzen wird. LMP2-Autos sind nicht mehr dabei, nur in Le Mans werden 15 dieser kleineren Prototypen zugelassen.

Angeführt wird das Hypercar-Feld von zwei Toyota GR010 Hybrid unter anderem mit Neuverpflichtung Nyck de Vries, der Jose Maria Lopez ersetzt. Die Japaner gewannen mit Ausnahme von Le Mans - hier siegte Ferrari beim Topklassen-Comeback nach 50 Jahren - alle weiteren sechs Saisonrennen und dominierten das Geschehen zuweilen nach Belieben. Sebastien Buemi/Brendon Hartley/Ryo Hirakawa gewannen die Weltmeisterschaft vor dem Schwesterauto (Kamui Kobayashi/Mike Conway/Jose Maria Lopez).

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Ferrari mit drittem 499 P und Robert Kubica

Für die größte Überraschung sorgte Ferrari. Der Le-Mans-Sieger 2023 führt mit seinem Einsatzteam AF Corse einen dritten Ferrari 499 P ins Feld. Auf diesem Kundenauto starten der frühere Formel-1-Fahrer Robert Kubica und die beiden Ferrari-Werkspiloten Robert Shwartzman sowie Yifei Ye. Der Pole tritt damit erstmals in der Topklasse der WEC an. Auf den beiden Werks-Ferrari nehmen erneut die Le-Mans-Sieger Antonio Giovinazzi/Alessandro Pier Guidi/James Calado sowie Antonio Fuoco/Miguel Molina/Nicklas Nielsen Platz.

Mick Schumacher gibt WEC-Debüt

Neu dabei sind die Marken BMW, Lamborghini und Alpine mit ihren jeweiligen LMDh-Autos, die nach dem IMSA-Reglement mit einheitlichen Hybridantrieben ausgestattet sind und auf LMP2-Chassis basieren. Der Autobauer aus München steht vor seiner zweiten Saison mit dem BMW M Hybrid V8, fokussierte sich beim Debüt 2023 aber ausschließlich auf die US-Sportwagenmeisterschaft.

Das belgische Top-Team WRT setzt die beiden Autos ein: Die DTM-Champions Rene Rast und Sheldon van der Linde teilen sich den #20 BMW M Hybrid V8 mit Robin Frijns. Der spektakuläre Neuzugang, GT3-Star und frischgebackener Macau-Sieger Raffaele Marciello, nimmt im #15-Schwesterauto zusammen mit dem zweifachen DTM-Meister Marco Wittmann sowie Dries Vanthoor Platz.

Alpine steht unterdessen vor der Rennpremiere mit zwei nagelneuen A424, den unter anderem Mick Schumacher steuern wird. Der Sohn des siebenmaligen Formel-1-Weltmeisters Michael Schumacher steht vor seinem Langstreckendebüt und teilt sich den A424 mit den erfahrenen Franzosen Nicolas Lapierre und Matthieu Vaxiviere. Parallel bleibt Schumacher Test- und Ersatzfahrer beim Formel-1-Team von Mercedes. Papa Michael startete vor seiner F1-Karriere in damaligen Mercedes-Sportwagen und fuhr 1991 bei seinem einzigen Le-Mans-Start auf Platz fünf. Zu Schumachers Alpine-Teamkollegen auf dem Schwesterauto zählt er Österreicher Ferdinand Habsburg.

Hypercar-Ärger um Isotta Fraschini

Lamborghini plant 2024 den Start mit je einem SC63-LMDh sowohl in der WEC als auch in der IMSA. Den US-Saisonauftakt in Daytona verpassten die Italiener allerdings aufgrund der knappen Entwicklungszeit. In der WEC teilen sich Mirko Bortolotti, Edoardo Mortara und Daniil Kvyat einen Lamborghini SC63, in der IMSA wechseln sich Romain Grosjean, Andrea Caldarelli und Matteo Cairoli am Steuer ab. In Le Mans werden beide LMDh-Lamborghini an den Start gehen.

Ein weiterer Neuzugang im Hypercar-Feld ist ein einzelner Entry von Isotta Fraschini. Das italienische Unternehmen testet seit geraumer Zeit ein selbstentwickeltes Hypercar. Nach Streitigkeiten mit dem eigentlichen Einsatzteam Vector Sport, hat sehr kurzfristig das aus der LMP2 bekannte Team Duqueine übernommen. Der erfahrene Franzose Jean-Karl Vernay teilt sich den Isotta mit zwei Motorsport-Neueinsteigern, die praktisch über kaum Langstrecken-Erfahrung verfügen: dem 19-jährigen Carl Bennet und Antonio Serravalle mit seinen 21 Jahren.

Porsche mit fünf 963-Autos am Start

Porsche erhält 2024 mit BMW erstmals direkte Konkurrenz aus Deutschland, kann aber auf seinem Erfahrungsschatz aus der WEC aufbauen. Der Sportwagenbauer aus Zuffenhausen war 2023 der einzige LMDh-Hersteller, der gleich zu Beginn Kundenautos an den Start brachte. 2024 gesellen sich zu den zwei Penske-Werkswagen drei weitere Kunden-Entrys von JOTA (2 Autos) mit Teamchef Dieter Gass und Proton Competition (1 Auto) aus Deutschland. In der IMSA ist Porsche mit dem Sieg bei den 24 Stunden von Daytona ein Einstieg nach Maß gelungen.

Mit Jenson Button kann JOTA auch einen F1-Weltmeister als Fahrer aufbieten. Porsche-LMDh erzielten in der abgelaufenen Saison zwei Podiumsplätze, die beiden Werksautos landeten in der Gesamtwertung auf den Rängen fünf und sechs hinter Toyota, Ferrari sowie dem einzigen Cadillac-LMDh. Im #5 Porsche wird Dane Cameron durch den Australier Matt Campbell an der Seite von Michael Christensen und Fred Makowiecki ersetzt. Das Schwesterauto teilen sich Andre Lotterer, Kevin Estre und Laurens Vanthoor.

Peugeot-Hypercar wird stark überarbeitet

Das Peugeot-Werksteam führt in seiner zweiten vollen WEC-Saison erneut zwei 9X8-Prototypen ins Feld, darunter mit Ex-Formel-1-Fahrer und Formel-E-Weltmeister Stoffel Vandoorne als neuem Teamkollegen für den Schweizer Nico Müller. Der 9X8 soll mit Hilfe sogenannter Joker für die kommende Saison grundlegend überarbeitet werden.

Geplant sind Änderungen an der Aerodynamik inklusive eines möglichen Heckflügels, auf den die Franzosen zunächst medienwirksam verzichtet hatten. Das Auto, das nur in Monza einen Podestplatz errang und der Hypercar-Konkurrenz über weite Strecken der Saison unterlegen war, soll zudem neuen Reifendimensionen erhalten und damit den Lösungen der anderen Hersteller folgen.

Glickenhaus und ByKolles 2024 nicht in WEC

Nicht mehr dabei ist der bei vielen Fans beliebte Privatier Glickenhaus. Die US-Amerikaner um Teambesitzer James Glickenhaus haben aus Kostengründen bereits angekündigt, keine Hypercars mehr einzusetzen und sich stattdessen auf den weiteren Bau von Straßensportwagen zu konzentrieren. Glickenhaus hatte im Zuge des Ausstiegs eine mangelnde Chancengleichheit kritisiert. Auch das Privatteam ByKolles um den früheren Formel-1-Teamchef Colin Kolles ist absent in der WEC-Starterliste.

LMGT3: 18 Autos in neuer WEC-Klasse - Debüt für Valentino Rossi

In der neueingeführten LMGT3-Klasse als Nachfolger der GTE-Kategorie gehen 2024 18 Autos von neun unterschiedlichen Herstellern an den Start. Für die Fahrereinteilungen gibt es strikte Vorgaben: Auf jedem Auto muss mindestens ein Pilot der FIA-Kategorie Bronze sowie ein weiterer Silber-Fahrer Platz nehmen. Damit verfolgt die WEC weiter das Prinzip des Amateur-Sports auf der Langstrecke, der reine Profi-Lineups verbietet.

Der große Star in der GT3-Meute ist zweifelsohne Valentino Rossi. Die lebende MotoGP-Legende tritt auf einem von zwei BMW M4 GT3 an, natürlich mit 'seiner' Startnummer #46. Rossis Teamkollegen sind Bronze-Fahrer Ahmad Al Harthy und Werkspilot Maxime Martin. Der Italiener startete 2023 bereits im Rahmenprogramm der 24 Stunden von Le Mans und feierte im BMW einen Klassensieg. Für den zweiten M4 GT3 wurden Werksfahrer Augusto Farfus, Darren Leung und Sean Gelael bestätigt.

"Ich freue mich sehr darauf, in der FIA WEC den Start zu gehen", sagt Rossi, der mit BMW auch einen LMDh-Test bestreiten soll. "Es ist für mich der nächste Schritt, in einer Weltmeisterschaft anzutreten, und nicht mehr nur in Europa, sondern wieder weltweit Rennen zu bestreiten. Das Fahrzeug kenne ich nach dieser Saison bereits gut, aber das Format mit drei Fahrern aus drei verschiedenen Leistungs-Kategorien wird neu für mich sein."

GT3-Klasse ohne Mercedes und Audi

Je zwei Aston Martin Vantage, BMW M4 GT3, Corvette Z06, Ferrari 296, Ford Mustang, Lexus RC F, Lamborghini Huracan, McLaren 720 S und Porsche 911 GT3 R machen die Klassensiege unter sich aus. Nicht berücksichtigt wurden unterdessen die beiden deutschen Marken Mercedes-AMG und Audi trotz ihres internationalen Standings und vor allem in Falle von Audi einer großen Le-Mans-Historie.

Das DTM-Meisterteam Manthey kehrt nach vielen Jahren in der GTE-Kategorie mit GT3-Autos zurück in die WEC und setzt zwei Porsche in Zusammenarbeit mit EMA sowie Purerxing ein. Das Österreicher WEC-Urgestein Richard Lietz, sein Landsmann Klaus Bachler sowie der Deutsche Joel Sturm wurden unter anderem als Fahrer genannt. Sein WEC-Debüt gibt unterdessen Kelvin van der Linde, der einen der beiden Lexus RC F GT3 von Akkodis ASP steuern wird. Weitere namhafte Piloten in der Starterliste sind Daniel Juncadella (Corvette), Jose Maria Lopez (Lexus) und Dennis Olsen (Ford).

Le Mans 2024 mit größerem Starterfeld

Bei den 24 Stunden von Le Mans wird mit rund 60 Fahrzeugen ein größeres Starterfeld als in der regulären WEC-Saison erwartet. Einige Hersteller wollen zusätzliche Hypercars an den Start bringen. 2023 setzte etwa Porsche einen dritten 963 aus der IMSA ein, während Cadillac mit drei Hypercars vertreten war.

Lamborghini hofft auf einen zweiten Entry aus der IMSA. Dazu gesellen sich 15 LMP2-Autos, die nach dem Abschied aus der WEC weiterhin in der European Le Mans Series fahren. Von einem Garage-56-Entry ist nach dem letztjährigen Start des NASCAR-Camaro noch nichts zu hören.

WEC-Starterliste 2024: Hypercar-Klasse

TeamFahrer 1Fahrer 2Fahrer 3
#2 CadillacEarl BamberAlex LynnSebastien Bourdais
#5 Porsche-PenskeMatt CampbellMichael ChristensenFrederic Makowiecki
#6 Porsche-PenskeKevin EstreAndre LottererLaurens Vanthoor
#7 ToyotaMike ConwayKamui KobayashiNyck de Vries
#8 ToyotaSebastien BuemiBrendon HartleyRyo Hirakawa
#11 Isotta FraschiniAntonio SerravalleCarl Wattana BennetJean-Karl Vernay
#12 JOTA-PorscheWill StevensCallum IlottNorman Nato
#15 BMW-WRTDries VanthoorRaffaele MarcielloMarco Wittmann
#20 BMW-WRTSheldon van der LindeRene RastRobin Frijns
#35 AlpineMick SchumacherNicolas LapierreMatthieu Vaxiviere
#36 AlpineFerdinand HabsburgCharles MilesiPaul-Loup Chatin
#38 JOTA-PorscheOliver RasmussenPhil HansonJenson Button
#50 FerrariAntonio FuocoMiguel MolinaNicklas Nielsen
#51 FerrariAlessandro Pier GuidiAntonio GiovinazziJames Calado
#63 Lamborghini-Iron-LynxMirko BortolottiDaniil KvyatEdoardo Mortara
#83 AF Corse-FerrariRobert KubicaRobert ShwartzmanYifei Ye
#93 PeugeotMikkel JensenNico MüllerJean-Eric Vergne
#94 PeugeotPaul Di RestaLoic DuvalStoffel Vandoorne
#99 Proton-PorscheHarry TincknellNeel JaniJulien Andlauer

WEC-Starterliste 2024: GT3-Klasse

TeamAutoFahrer 1 (Bronze)Fahrer 2 (Silber)Fahrer 3 (Gold/Platin)
#27 Heart of RacingAston MartinIan JamesDaniel MancinelliAlex Riberas
#31 WRTBMWDarren LeungSean GelaelAugusto Farfus
#46 WRTBMWAhmad Al-HarthyValentino RossiMaxime Martin
#54 AF CorseFerrariThomas FlohrFrancesco CastellacciDavide Rigon
#55 AF CorseFerrariFrancois HeriauSimon MannAlessio Rovera
#59 United AutosportsMcLarenJames CottinghamNicolas CostaGregoire Saucy
#60 Iron LynxLamborghiniClaudio SchiavoniMatteo CressoniFranck Perera
#77 Proton CompetitionFord MustangRyan HardwickZacharie RobichonBen Barker
#78 Akkodis ASPLexus Arnold RobinTimur BoguslavskiyKelvin van der Linde
#81 TF SportCorvetteTom Van RompuyRui AndradeCharlie Eastwood
#82 TF SportCorvetteHiroshi KoizumiSebastien BaudDaniel Juncadella
#85 Iron DamesLamborghiniSarah BovyDoriane PinMichelle Gatting
#87 Akkodis ASPLexus Takeshi KimuraEsteban MassonJose Maria Lopez
#88 Proton CompetitionFord MustangGiorgio RodaMikkel PedersenDennis Olsen
#91 Manthey PorscheYasser ShahinMorris SchuringRichard Lietz
#92 Manthey PorscheAliaksandr MalykhinJoel SturmKlaus Bachler
#95 United AutosportsMcLarenJoshua CaygillNico PinoMarino Sato
#777 D-Station RacingAston MartinClement MateuErwan BastardMarco Sorensen

WEC-Rennkalender 2024: Acht Rennen warten

Der WEC-Kalender 2024 umfasst acht Rennwochenenden. Das Saisonhighlight, die 24 Stunden von Le Mans, sind auf den 15.-16. Juni datiert. Das Jahr beginnt mit dem sogenannten Prolog, den offiziellen Vorsaison-Testfahrten, in Katar am 24. und 25. März 2024. Eine Woche später beginnt die WEC-Saison an gleicher Stelle im Wüstenstaat, wo die Sportwagen-Weltmeisterschaft erstmals zu Gast ist.

Im Anschluss folgt die Europa-Tournee mit einem neuen Rennen im italienischen Imola, dem 6-Stunden-Lauf in Spa-Francorchamps sowie dem wichtigsten Rennen des Jahres in Le Mans. Nach dem 24-Stunden-Klassiker warten weitere Rennen bei der Rückkehr nach Sao Paulo und ins texanische Austin, dazu Fuji sowie das Saisonfinale in Bahrain am 02. November.

Neu in der Saison 2024 ist der Ablauf des Qualifyings. Analog zu Le Mans bestreiten die Teams bei jedem Rennen ein Hyperpole-Zeittraining. Nach einer 12-minütigen Session aller Autos folgt für die Top-10 der Hypercars und GT3-Klasse eine weitere Session mit der Dauer von 10 Minuten, um die vorderen Plätze in der Startaufstellung zu verteilen.

WEC-Kalender 2024: Alle Termine

RennenAustragungsortDatum
1Katar02. März 2024
2Imola21. April 2024
3Spa-Francorchamps11. Mai 2024
424h Le Mans15.-16. Juni 2024
5Sao Paulo14. Juli 2024
6Austin01. September 2024
7Fuji15. September 2024
8Bahrain02. November 2024