Kevin Magnussen hat sich in seiner noch jungen Langstrecken-Laufbahn ein weiteres Top-Cockpit gesichert. Der Däne gehört neben seinen früheren Formel-1-Kollegen Jean-Eric Vergne und Paul Di Resta sowie Loic Duval, Gustavo Menezes, Mikkel Jensen und Testfahrer James Rossiter zum neuen Werkskader von Peugeot. Mit dem prominent besetzten Aufgebot und einem selbst entwickelten Hypercar kehrt der Autobauer aus Frankreich im Jahr 2022 zurück zu den 24 Stunden von Le Mans.

Magnussen, der dieses Jahr in der IMSA-Serie für Chip Ganassi Racing in der DPi-Kategorie antritt, kann sich berechtigte Hoffnungen auf sportliche Erfolge machen. Genau das fehlte dem Dänen während der vergangenen sieben Jahre in der Formel 1, in der nach einem Podesterfolg ausgerechnet beim ersten Grand Prix meist nur hinterherfuhr. Nach dem zweiten Platz beim Australien GP 2014 mit McLaren-Mercedes waren Mittelfeldplätze das Höchste der Gefühle.

Magnussens letzter Sieg liegt noch ein Stück weiter zurück. Vor 2.669 Tagen, beim Saisonfinale der Formel Renault 3.5 in Barcelona am 20. Oktober 2013, stand der Rennfahrersohn letztmals ganz oben auf dem Podium.

Magnussen: Konnte in Formel 1 nie gewinnen

"Um ehrlich zu sein, in meinen sieben Jahren in der Formel 1 bin ich nie zu einem Rennen gereist und habe erwartet, dass ich gewinnen kann", sagte Magnussen in einer exklusiven Medienrunde auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Ich hatte immer Autos, bei denen ich wusste, dass ein Sieg nicht möglich ist, sofern nichts Verrücktes oder ein Wunder geschieht."

Bei 119 Grands Prix trat Magnussen für McLaren-Mercedes (2014-2015), Renault (2016) und zuletzt Haas (2017-2020) an. Zusammen mit Teamkollege Romain Grosjean wurde er beim US-Rennstall durch die F1-Rookies Mick Schumacher und Nikita Mazepin ersetzt. Eine Rückkehr in die Königsklasse des Formelsports konnte sich Magnussen nur schwer vorstellen.

WEC, 24h Le Mans: Peugeot stellt Star-Fahreraufgebot vor (29:26 Min.)

Magnussen: Das werde ich nicht vermissen

KMag weiter: "Als ich aufgewachsen bin, wollte ich Rennen gewinnen, um in die Formel 1 zu kommen. Und um das zu schaffen, musste ich Rennen gewinnen. Das war die größte Motivation und das führt auf alles zurück. Nach sieben Jahren wurde es komisch, zu Rennen zu reisen in dem Wissen, dass ich nicht siegen kann. Das werde ich sicherlich nicht vermissen. Ich will um Siege, Poles und Meisterschaften kämpfen. Das finde ich am spannendsten und ich denke, dass ich bei Peugeot Teil eines Sieger-Paketes bin."

Die Chancen auf Siege und Podiumsplätze stehen nicht schlecht, wenn Peugeot ab 2022 mit seinem Hypercar auf die Langstrecke zurückkehrt. In der neu geschaffenen Top-Kategorie warten mit Toyota und Privatier Glickenhaus zunächst nur zwei Konkurrenten. Beide genießen durch den Einstieg bereits in dieser Saison allerdings den Vorteil größerer Erfahrung. Peugeot plant unterdessen, bis zum Ende dieses Jahres zum ersten Mal mit seinem noch namenlosen Auto (V6-Twin-Turbomotor mit 2,6 Litern Hubraum und Hybridantrieb an der Vorderachse) auf der Strecke zu testen.

Magnussen: Auch 650 PS eine Herausforderung

Das Hypercar bedeutet eine große Umstellung für Magnussen, der vergleichsweise leichte Autos mit rund 1.000 PS und enormer Aerodynamik gewohnt war. Die Hypercars sind per Reglement auf eine Systemleistung von 500 kW (680 PS) beschränkt und verfügen über die Abtriebswerte eines LMP2-Boliden. Die Rundenzeiten in Le Mans sollen im Vergleich zur LMP1-Ära rund zehn Sekunden langsamer sein.

"Natürlich ist es eine andere Herausforderung, ein Auto mit 650 statt 1.000 PS zu fahren", sagte Magnussen. "Sie ist aber nicht geringer, sondern einfach anders. Es gibt auch Tourenwagen-Meisterschaften mit 250 PS starken Autos, die sehr herausfordernd zu fahren sind. Bei der Technologie im Hypercar besteht die Challenge darin, das Maximum herauszuholen. Das ist ein komplexes Auto und du brauchst einen komplexen Fahrstil."

Und weiter: "Die größte Herausforderung liegt immer darin, das neue Auto kennenzulernen und in den Griff zu bekommen. Viele Fahrer träumen von der Formel 1 und sehen nichts anderes. Ich hatte dagegen immer einen weiteren Blick und eine Leidenschaft für unterschiedliche Arten des Motorsports."