Es war eines der bizarrsten Rennen seit langer Zeit, dass die rund 75.000 Zuschauer in Le Mans und alle vor dem Fernseher miterleben durften. Bis schließlich Chris Vermeulen über seinen ersten Sieg in der MotoGP strahlen durfte, hatten sich wahre Dramen und Positionskämpfe abgespielt, die es in dieser Intensität schon lange nicht mehr gegeben hatte. Grund dafür war der Regen, den Vermeulen wie schon auf Philipp Island im Vorjahr perfekt zu seinen Gunsten nutzte.
"Wet Race!" Das hieß es ein paar Minuten bevor das Rennen in Le Mans begann. Da hatte das große Rätselraten aber schon begonnen. Denn es war nicht nur ein wenig nass, es war auch kalt. Doch zu Beginn blieben alle auf Slicks und beim Start setzte sich schnell Valentino Rossi an die Spitze vor Casey Stoner. Dahinter tummelten sich Fahrer wie Alex Barros und Sylvain Guintoli - es ging wirklich turbulent zu.
Bald darauf war Barros sogar schon Zweiter und es deutete sich bereits eine große Überraschung an. Schließlich war es Edwards, der von der Pole bereits auf Platz 18 zurückgefallen war, der als erster an die Box kam. Die Regentropfen wurden etwas dicker und der Amerikaner wechselte auf seine Regenmaschine. Doch der Rest des Feldes machte zunächst noch keine Anstalten, es ihm gleich zu tun. Ganz im Gegenteil, weiter auf Slicks drängte sich eine Gruppe von rund zehn, elf Fahrern an der Spitze.
Ganz laut wurde es dann, als sich die Lokalmatadoren Randy de Puniet und Sylvain Guintoli an Rossi vorbeiarbeiteten und es eine französische Doppelführung gab. Es wurde aber noch bizarrer, denn Guintoli übernahm die Führung und damit lag eine Tech 3 Yamaha auf Dunlop-Reifen in Führung. Weitere Fahrer drängten nach vorne und Rossi fiel etwas zurück, die Führung ging an Hopkins, de Puniet und andere. Dann erwischte es Guintoli, der direkt vor Rossi einen Highsider hatte und den Italiener weitere Zeit kostete. Auch Elias kam zu Sturz, konnte aber nicht mehr weiterfahren
Die Tropfen wurden mehr. Guintoli rettete sich noch an die Box, tauschte die Maschine. Randy de Puniet stürzte und endlich kamen auch weitere Fahrer, um ihre Maschinen zu tauschen. Vermeulen, Tamada, Hayden, Capirossi, Barros und Nakano kamen herein. Eine Runde später waren es dann auch Hopkins, Pedrosa, Melandri, Rossi und Stoner. Nach dem Boxenchaos fand sich John Hopkins an der Spitze, hinter ihm lagen Marco Melandri Chris Vermeulen, Dani Pedrosa und Valentino Rossi. Aber auch Nicky Hayden, Casey Stoner und Alex Hofmann waren noch gut dabei.
Doch Regenspezialist Vermeulen ließ sich nicht lange bitten und übernahm schnell Platz zwei und schließlich die Führung. Dort setzte er sich auch schnell etwas ab und hinter ihm machten es sich Melandri und Rossi auf den Plätzen zwei und drei bequem. Das gelang Hopkins mit dem vierten Platz nicht. Er kam kurz von der Strecke und überließ diesen Casey Stoner. Etwas weiter hinten wurde der regenscheue Dani Pedrosa etwas zurückgereicht. In Runde 14 überholte ihn auch Alex Hofmann, der damit auf Platz sechs vorgerückt war.
Stoner war nach der kampflosen Übernahme von Platz vier dann auch bald an Rossi dran und übte ordentlich Druck auf den Italiener aus. An der Spitze kam Melandri Vermeulen wieder näher und Hayden kam zusammen mit Hofmann Stoner und Rossi immer näher. Schließlich machte Rossi einen Fehler und kam etwas nach außen, was Stoner ausnutzte und vorbeiging. Mehr Positionen kostete der Fehler den siebenfachen Weltmeister erst einmal nicht. Stoner flog ihm aber auf und davon
Doch Rossi unterlief ein paar Runden später noch ein Fehler, was ihm auch den vierten Platz kostete und Hayden einen Platz weiter nach vorne brachte. Alex Hofmann konnte davon jedoch noch nicht profitieren, da er bereits etwas zurückgefallen war. An der Spitze hatte sich Vermeulen in der Zwischenzeit wieder etwas abgesetzt und eilte seinem ersten Sieg entgegen. Rossi kam dafür bald wieder unter Druck. Denn Hofmann hatte schnell wieder zu ihm aufgeschlossen und auch Dani Pedrosa hatte auf einmal so etwas wie eine Beziehung zu Regen entwickelt und kam immer besser in Fahrt.
Deswegen schnappte sich der Spanier gleich Rossi und Hofmann in einem Aufwasch und schließlich arbeitete sich auch noch Hofmann am Yamaha-Piloten vorbei. Damit war Vermeulen vorne alleine in Führung, Melandri einsamer Zweiter, Stoner Dritter, Hayden Vierter, Pedrosa Fünfter, Hofmann Sechster und Rossi Siebter. Bis zum Ziel blieb das aber nicht so, denn mit einem heftigen Sturz zerstörte Hayden sein bis dahin gutes Rennen. Dadurch rückten Pedrosa Hofmann, Rossi und alle dahinter noch einen Platz nach vorne und so ging es dann auch ins Ziel.
Die restlichen Plätze in den Top Ten holten sich John Hopkins, Loris Capirossi, Makoto Tamada und Sylvain Guintoli, der Zehnter werden konnte, obwohl er einen wilden Sturz gehabt hatte. In der Weltmeisterschaft führt Casey Stoner nun 21 Punkte vor Valentino Rossi. Dani Pedrosa ist seinerseits 19 Zähler hinter Rossi. Marco Melandri ist durch seinen zweiten Platz nahe an Pedrosa herangekommen. Ihm fehlt nur ein Punkt auf den Spanier.
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