Während Konkurrenten wie Valentino Rossi für das kommende Rennen in Jerez bereits den nächsten Ducati-Sieg prophezeien, ist man bei der italienischen Zweiradschmiede selbst nicht ganz so überzeugt davon, dass der Kraftvorteil von Katar in Jerez viel nutzen wird. Generell ist der Überschwang des Auftaktsieges einer eher nüchternen Betrachtung gewichen, zumindest bei Ducatis Technischem Direktor Filippo Preziosi.

"Ich musste zu viele bittere Pillen schlucken und ich bin nüchtern genug, um zu wissen, dass man die Meisterschaft nicht im ersten Rennen gewinnt. Pferdestärken sind wie Geld: man hat nie genug. Aber in Jerez werden wir nicht den gleichen Vorteil haben wie in Katar. Auf einer Geraden mit 280 km/h ist zu viel Kraft nutzlos", sagte Preziosi der Gazzetta dello Sport. So wie alle anderen Teams werde man die Kraft für das Rennen in Spanien zurückschrauben, um den Motor fahrbarer zu machen, erklärte er. "Im ersten und zweiten Gang wird die Reduktion über zehn Prozent ausmachen."

Der Grund für die viele Kraft in der Ducati geht laut Preziosi auf eine Entscheidung im Jahr 2005 zurück. Damals entschied man sich, bei der desmodronischen Distribution zu bleiben und keine pneumatischen Ventile zu verwenden. "Am Ende des Jahres haben wir uns dann noch auf einen Screamer-Motor festgelegt. All das hat uns einen Kraftvorteil verschafft", sagte Preziosi.

Was die Beobachter sehr gewundert hat war, dass es trotz der enormen Kraft keine Probleme mit dem Verbrauch gab. Denn mit den kleineren Tanks in diesem Jahr gingen viele davon aus, dass man als erstes bei der Leistung würde zurückstecken müssen. Preziosi meinte dazu: "Hier sind zwei Gründe: die Desmo hat keine Antriebsfedern, abgesehen von der höchsten Drehzahl, die man nicht oft erreicht, spart sie also Benzin. Unsere Aerodynamik ist von der Funktion extrem auf Speed ausgelegt, verliert in den Kurven aber die Agilität. Honda ist in die andere Richtung gegangen."