Willkommen in der neuen Motorradsaison auch von meiner Seite. Endlich geht es wieder los und ich freue mich schon darauf, die Fahrer wieder voll im Renneinsatz zu sehen. Wie es ausgehen wird, ist allerdings schwer zu sagen, denn bei Testfahrten weiß man nie genau, wer mit wie viel Einsatz gefahren ist und wer wie viel gezeigt hat. Gerade die Qualifying-Reifen machen einen großen Unterschied und da stellt sich dann immer die Frage, wer es darauf angelegt hat, der Konkurrenz zu zeigen, wie schnell er ist.

Ich erwarte jedenfalls ein enges Feld. Außer Roberts und Ilmor gibt es niemanden, der so richtig hinterher hängt. Kawasaki hat teilweise sehr gute Zeiten gefahren, Suzuki sowieso, Ducati sah am Anfang sehr stark aus, wird sich von den zuletzt nicht so guten Tests wieder erholen und Yamaha und Honda waren nie von der Spitze weg.

Dani Pedrosa müsste die kleinere Maschine liegen, Foto: Honda
Dani Pedrosa müsste die kleinere Maschine liegen, Foto: Honda

Auch in die Qualifying-Session in Jerez sollte man vielleicht nicht zu viel hineininterpretieren, weil so etwas immer tages- und streckenabhängig ist. Deswegen sollte man auch bei der Frage nach den Reifen nicht vorschnell Urteilen, weil da Tageszeit, Temperatur und die Wahl der richtigen Mischung immer eine Rolle spielen. Auf der nächsten Strecke kann das Kräfteverhältnis wieder anders aussehen.

Bei den neuen Regeln sehe ich beim kleineren Tank nicht wirklich ein großes Problem. Darauf werden sich die Teams schnell einstellen. Zwar lässt sich damit vielleicht etwas die Leistung eindämmen, da die Kraft schließlich aus dem Kraftstoff kommt, aber wirklich viel Sinn macht es meiner Meinung nach nicht. Die Idee mit dem begrenzten Reifenkontingent ist gut, um die Kosten zu senken, aber auch 31 Stück pro Wochenende sind immer noch eine ganz schöne Zahl.

Auch er wird vorne mitmischen, Foto: Ducati
Auch er wird vorne mitmischen, Foto: Ducati

Auch wenn Tipps vor dem ersten Saisonrennen schwierig sind, will ich versuchen, hier die Favoriten herauszupicken. Erfahrungsgemäß ist Rossi immer vorne dabei, egal was passiert. Pedrosa wird sicher auch gut sein, denn ihm müsste die kleinere Maschine mehr liegen als die 990er. Auch mit Capirossi ist zu rechnen und dann muss man sehen, wie gut sich Hayden zurecht findet. Wenn bei ihm alles passt, dann müsste er die Konstanz haben, vorne rein zu fahren.

125er und 250er: ausgewogener Aprilia-Vorteil

In der 250er treffen schnelle Erfahrene und schnelle Neulinge aufeinander, was sicher eine gute Mischung gibt. Eigentlich ist in der 250er aber niemand wirklich erfahren, da die meisten möglichst schnell in die MotoGP aufsteigen wollen und der Rest fällt früher oder später einfach heraus. Die Mischung aus Lorenzo, de Angelis, Dovizioso, Barbera und Bautista, Kallio, Lüthi und weiteren ist sicher spannend. Was sich aus den Tests ablesen lässt ist, dass Aprilia nach wie vor einen Vorsprung hat und die anderen Hersteller nach wie vor einen Rückstand haben. Also wahrscheinlich wird wieder der beste Aprilia-Fahrer gewinnen.

Die Aprilias werden in diesem Jahr wieder sehr stark sein, Foto: Team Aspar
Die Aprilias werden in diesem Jahr wieder sehr stark sein, Foto: Team Aspar

Die 125er-Klasse erwarte ich ähnlich wie im vorigen Jahr. Die Aspar-Mannschaft und Aprilia sehen wieder sehr stark aus. Die anderen werden zwar auch wieder Fortschritte machen, aber Aprilia hat einfach schon voriges Jahr einen großen Vorsprung gehabt und selbst wenn sie in diesem Jahr etwas davon einbüßen, wird es für die anderen schwer, da gleichzuziehen oder vorbei zu gehen.

IDM

Da beim Team, das ich im Vorjahr betreut habe, die Nachwuchsarbeit leider nicht ganz so gut funktioniert hat, wie ich mir das gewünscht hatte, widme ich mich in dieser Saison nur einem Fahrer. Er heißt Sebastian Kreuziger und hat mich bei seinem einzigen Einsatz für das Team im Vorjahr überzeugt. Potential ist bei ihm auf jeden Fall vorhanden und nachdem er in ein anderes Team gegangen ist, habe ich mich entschlossen, das Jahr in der IDM 125 an seiner Seite zu sein und ihm zu helfen. Im Februar waren wir in Spanien erstmals testen und es ist alles ohne größere Probleme abgelaufen. In Richtung Top Ten könnte für Sebastian schon was möglich sein.

Namenloses Projekt

Im Vorjahr hatte ich zusammen mit Fantic an der Entwicklung eines GP tauglichen 250er-Motorrades gearbeitet. Die Maschine gibt es nach wie vor, aber das Projekt ist mittlerweile namenlos. Von Fantic gab es einfach nicht genug finanziellen Rückhalt, um irgendwann einmal für den Grand Prix Sport bereit zu sein. Deswegen fehlt dem Ganzen jetzt der Name und es wird der Versuch unternommen, einen Investor zu finden, der das Projekt kauft und betreibt. Da die Kosten, um ein Team zu betreiben, natürlich recht hoch sind, scheint momentan die einzige Möglichkeit, dass ein Hersteller einsteigt, weil der noch den meisten Nutzen daraus ziehen könnte. Das Motorrad ist soweit fertig, Renneinsätze wird es in diesem Jahr aber nur sporadisch geben.