Das Rennen von Loris Capirossi in Motegi war wieder eine dominante und beeindruckende Vorstellung. Es war ja vorher nicht wirklich abzusehen, dass er so weit voraus sein würde. Erst im dritten Training und im Qualifying hat er wirklich schnelle Zeiten gefahren. Vor allem im Qualifying war er richtig stark, eine perfekte Runde, über die er sich sehr gefreut hat. Aber davon auf das Rennen zu schließen war wirklich schwierig. Die Vorstellung, die er dann abgeliefert hat, war beeindruckend.

Was ich so klasse an der Sache fand, war dass er das mit einem europäischen Motorrad in Japan gemacht hat. Da haben sich die japanischen Motorrad Industriegiganten sicher alle unglaublich geärgert. Aus Fahrersicht haben sie in diesem Jahr nur Shinya Nakano in Reichweite des Podiums und der ist auch nicht auf dem siegfähigsten Motorrad. In der Richtung waren die Erwartungshaltungen also nicht so groß. Aber Honda; Suzuki und Yamaha haben sicher mit dem Sieg spekuliert.

Nakano: Das Zünglein an der WM-Waage?

Nakano hatte aber doch eine ziemliche wichtige Rolle im Rennen. Denn sein Ausfall kurz vor Schluss, war wieder eine jener Kleinigkeiten, die während eines Titelkampfes entscheidend sein können. Denn im Moment ist jeder Punkt wertvoll. Nicky Hayden hat noch zwölf Punkte Vorsprung, ohne den Sturz von Nakano wären es nur noch elf gewesen. Und in dieser Situation kann wirklich jeder Punkt entscheidend sein. Denn jetzt hat Rossi neun Zähler aufgeholt, davor waren es fünf. Es sind also immer 5 bis 9 Punkte, die Rossi in einem normal verlaufenden Rennen aufholen kann. Bei zwei noch zu fahrenden Rennen und 12 Punkten Vorsprung für Hayden kann es also so oder so ausgehen.

Richtig gut zu sehen waren diesmal die Kupplungsprobleme von Hayden. Mir sind sie jetzt seit drei Rennen aufgefallen und speziell bei diesem Rennen war er auch wirklich ziemlich sauer darüber. Wann das Problem aber wirklich genau aufgetaucht ist, lässt sich jetzt nur noch schwer feststellen. Anfang der Saison war Nicky bei den Starts jedenfalls öfter vorne mit dabei. Irgendwann hat Honda dann wohl eine neue Kupplung mitgebracht, die gutes vollbringen hätte sollen, sich aber jetzt nicht so bewährt. Ich kann nur nicht nachvollziehen, warum man jetzt nicht auf ein altes, bewährtes System zurückgreifen kann. Gerade in so einer heißen Phase, in der es um die WM geht, ist mir das völlig unverständlich. In so einem großen Werk wie Honda steckt allerdings auch sehr viel Politik dahinter, was wo entwickelt und eingebaut wird. Da muss man sich dann auch entsprechend durchsetzen können, um den Leuten auch zu erklären, was man benötigt und was nicht. Es ist also nicht so einfach wie man es sich vorstellt, die Teile zu bekommen und zu fahren, die man gerne hätte.

Trotzdem war es eine weise Entscheidung von Hayden, bei Honda zu bleiben. Bei Yamaha hätte er neben Valentino sicher von vornherein den Nummer-Zwei-Status aufgedrückt bekommen und bei Ducati wäre es auch nicht viel anders gewesen. Ich wüsste keinen Grund, warum man sich als WM-Führender bei irgendeinem Team als Nummer zwei bewerben sollte. Deswegen finde ich es nur logisch, dass er bei Honda bleibt, weil er da gleich wie die anderen behandelt wird. Natürlich kann es sein, dass ihm Dani Pedrosa im nächsten Jahr ein bisschen den Rang abläuft, trotzdem war es wahrscheinlich das Cleverste, dort zu bleiben.

Im Kampf um die WM-Krone ist Nicky jetzt trotzdem in der psychologisch schlechteren Position. Er hat das ganze Jahr geführt und kann eigentlich nur mehr verlieren. Valentino hingegen fährt auf Sieg. Ein zweiter oder dritter Platz ist ihm egal, für ihn zählt nur der Platz ganz oben. Er kann eigentlich nur noch gewinnen und ist dadurch in der besseren Ausgangsposition, auch wenn ihm 12 Punkte auf Hayden fehlen. Der muss diesen Vorsprung jetzt halten und über die Runden bringen, denn sonst wäre das ein ganz trauriges Ende für ihn.

Für Sete Gibernau läuft es seit seiner Rückkehr dafür wieder ganz erfreulich. Zwar war die Ducati mit den Bridgestones in Motegi jetzt richtig schnell, aber Sete war auch wirklich gut unterwegs. Die mögliche Verlängerung bei Ducati spielt dabei, meiner Meinung nach, allerdings weniger eine Rolle. Er ist Profi genug, dass er das erste Rennen genauso ehrgeizig angeht wie das letzte. Bei Sete läuft es im Moment einfach gut und das freut mich.

Das Traumwochenende für KTM

In den kleinen Klassen kann man das zurückliegende Wochenende schon fast als KTM-Festspiele bezeichnen. Es war richtig gut, was die Mannschaft dort abgeliefert hat. Und sie schafften das auch in Japan, im Hondaland. Und das ist schon wirklich beeindruckend.

Bei den 125ern lag es sicher auch etwas daran, dass Alvaro Bautista nicht mehr den Druck im Nacken hatte, Weltmeister zu werden. Er hätte dem Ganzen noch einen Sieg hinzufügen können, aber das ändert für ihn im Endeffekt nicht viel. Das ist alles nur mehr für die Statistik. Kallio wollte hingegen wirklich hundertprozentig beweisen, dass er gewinnen kann. Von daher war er für dieses Rennen einfach in der besseren Ausgangslage.

Bei den 250ern hatte es KTM ein wenig Alex de Angelis zu verdanken, dass Hiroshi Aoyama das Rennen gewonnen hat. Denn der Alex hatte in der letzten Runde leider wieder einen Fehler drin, der ihm die Chance auf einen letzten Angriff genommen hat. Für Alex war es damit wieder so ein unschönes Rennen, mit noch einem zweiten Platz. Damit hat er jetzt sicher 20 Podiumsresultate aber noch immer keinen Sieg.

Aoyama hatte natürlich auch Heimvorteil auf der Strecke. In der Japanischen Meisterschaft wird dort wirklich sehr oft gefahren. Man hat ja bei den vergangenen Rennen in Motegi schon gesehen, dass dort sehr viele Wildcard-Fahrer auf dem Podest gestanden haben und Aoyama war als Wildcard-Pilot auch einmal Fünfter. Die Europäer kommen dort kaum zum Testen. Die sind einmal im Jahr dort und müssen in den zwei Tagen ihre Motorräder abstimmen, egal wie die Bedingungen sind. In der 125er ist zwar das Material nicht da, damit die Gastfahrer vorne mitfahren können. Aber die 250er sind Konkurrenzfähig und von daher haben es gerade dort in den letzten Jahren auch viele Wildcard-Fahrer auf das Podest geschafft. Aoyama hat mittlerweile Top-Material und die Streckenkenntnis und das hat ihn zum Sieg geführt.

Von Andrea Dovizioso hatte ich erwartet, dass er in Motegi seine Chance findet. Ich hatte nämlich schon gedacht, dass die Strecke den KTMs und vor allem auch den Hondas entgegenkommt im Vergleich zur Aprilia. Dass es Dovizioso dann doch nicht geschafft hat, zeigt meiner Meinung nach, dass das Material noch weiter hinter den Aprilias zurück ist, als ich das geschätzt hatte. Denn in der Vergangenheit war es doch immer so, dass man mit den Hondas auf so winkeligen Kursen wie in Motegi doch noch etwas herausholen konnte. Damit dürfte Doviziosos Chance, den Titel doch noch zu holen, um ein großes Stück gesunken sein. In Estoril und Valencia steht es von der Eignung des Materials her vielleicht noch 50:50. Also eigentlich läuft alles für Lorenzo.