Eine Woche ist noch Ruhe bevor die Motorrad-WM in Brünn wieder ihre Motoren dröhnen lässt. Sechs Rennen sind in diesem Jahr noch zu fahren, dabei müsste in der MotoGP und bei den 125ern aber noch einiges passieren, wenn der Meisterschaftsführende nicht auch den WM-Titel holen soll. Lediglich bei den 250ern ist alles noch offen und äußerst knapp. Die ersten zwei, Jorge Lorenzo und Andrea Dovizioso, liegen nur zwei Punkte auseinander und auch der Vierte, Alex de Angelis, ist mit einem Rückstand von 43Zählern noch nicht ganz aus dem Rennen. Ganz drinnen ist er allerdings auch nicht mehr.

MotoGP: Haydens Konstanz und Rossis Pech

Aber ganz der Reihe nach. Die MotoGP hat sich nach dem Hitzerennen in Laguna Seca bereits fast vollständig auf Nicky Hayden als zukünftigen Titelträger geeinigt. 34 Punkte ist sein Vorsprung auf Teamkollege Dani Pedrosa, 44 auf Marco Melandri und stolze 51 auf Valentino Rossi, der bis zum US-GP als gefährlichster Konkurrent Haydens galt.

Valentino Rossi klebte bislang das Pech an den Reifen, Foto: Yamaha
Valentino Rossi klebte bislang das Pech an den Reifen, Foto: Yamaha

Rossi hatte in diesem Jahr bislang die Seuche auf seinen Reifen oder sonst irgendwo kleben. Zu Beginn der Saison hatte er starke Vibrationen an der Maschine und musste hart kämpfen, um vorne mitzufahren. Dann kam ein neuer Rahmen, der das Problem halbwegs behob. Das führte zu einem überlegenen Rennen in Le Mans, bei dem dann aber die Maschine ihren Geist aufgab. Doch dann folgten Siege in Mugello und in Barcelona und alle waren sich sicher, jetzt würde Rossi den Nachbrenner zünden und keinem mehr eine Chance lassen. Doch das Pech kam ihm wieder in die Quere. Bei einem Trainingssturz in Assen zog er sich Verletzungen an seiner rechten Hand zu, was ihn natürlich beim Gasgeben und Bremsen behinderte.

Mit einer starken kämpferischen Leistung kam er aber immerhin noch auf Platz acht und hielt den Schaden in Grenzen. Kurz darauf in Donington reichte es sogar für Platz zwei und auf dem Sachsenring dann wieder für den Sieg. Rossi war wieder der Jäger Nummer eins. Doch in Laguna Seca kam dann der endgültige Rückschlag: ein weiterer Ausfall während Nicky Hayden seinen zweiten Saisonsieg holte.

Auch zwei Siege können reichen, Foto: Honda
Auch zwei Siege können reichen, Foto: Honda

Ja, Hayden hat bislang erst zwei Siege in diesem Jahr und damit zwei weniger als Valentino Rossi. Aber der Amerikaner war an Konstanz nicht zu überbieten. Neun Mal fuhr er in den bisherigen elf Rennen auf das Podium. Das gepaart mit dem Unglück anderer reichte für eine souveräne Führung in der WM. Sollte er diese Serie auch in den letzten sechs Saisonrennen fortsetzen, wird ihm keiner mehr den Titel nehmen können.

125cc: Alvaro der einsame Vierkämpfer

Der bisherhige Saisonverlauf in der Achtelliterklasse ist eigentlich mit wenigen Worten leicht zu beschreiben: Alvaro Bautista und Aprilia-Aspar. Mehr bräuchte man kaum zu wissen, um ein kurzes Resümee zu ziehen. Na gut, auch Mika Kallio, Thomas Lüthi und Lukas Pesek haben zwischenzeitlich an der Spitze mitgespielt, aber im Endeffekt hat Alvaro Bautista alles fest im Griff. 64 Punkte beträgt sein Vorsprung auf Mika Kallio, der sich als einziger Fahrer in der WM-Wertung in die Phalanx der Aspar-Piloten kämpfen konnte. Hinter dem Finnen liegen nämlich gleich Bautistas Teamkollegen Mattia Pasini, Hector Faubel und Sergio Gadea.

Mika Kallio war zu unkonstant, Foto: KTM/Milagro
Mika Kallio war zu unkonstant, Foto: KTM/Milagro

Mit Bautistas Riesenvorsprung scheint dann auch der Kampf um den Titel gelaufen. Der Spanier war einfach zu stark in diesem Jahr, um noch irgendwas anbrennen zu lassen. Und Mika Kallio fehlte einfach die nötige Konstanz, um auch nur annähernd mithalten zu können. Zu oft kam ihm ein Ausfall, schlechter Reifen oder schlechter Tag dazwischen.

250cc: Hier wird´s noch spannend

Ein wirkliches heißes Duell um den Titel darf man sich in der 250er noch erhoffen, schließlich liegen die beiden Führenden ja nur zwei Punkte auseinander. Wer aber die letzten Rennen vor der Sommerpause genauer beobachtet hat, wird nicht umhin kommen, zuzugeben, dass Jorge Lorenzo dort seinem Konkurrenten Andrea Dovizioso immer ein wenig überlegen wirkte. Zwar hatte Lorenzo auf dem Sachsenring generell kein überragendes Rennen, aber das lag wohl eher an der Maschine, als an ihm. Diese Probleme werden nicht in jedem der restlichen Saisonrennen auftreten, weswegen Lorenzo schon zu favorisieren ist. Vor allem auch deswegen, weil Dovizioso auf dem Sachsenring hinter Lorenzo ins Ziel kam.

Jorge Lorenzo könnte allen enteilen, Foto: Fortuna
Jorge Lorenzo könnte allen enteilen, Foto: Fortuna

Bleibt natürlich noch die Frage, ob noch ein Dritter oder gar Vierter in den Titelkampf eingreifen könnte. Theoretisch schon, denn Yuki Takahashi und Alex de Angelis sind mit 41 beziehungsweise 43 Punkten Rückstand noch nicht ganz aus dem WM-Rennen. Für diese zwei Herren gibt es nur jeweils ein Problem. Takahashi fehlt es an Konstanz und De Angelis hat offensichtlich Angst vor dem Gewinnen. Zumindest konnte man nach dem Rennen auf dem Sachsenring diesen Eindruck gewinnen, als er bis zur letzten Kurve führte und dann die Tür offen ließ.

Was zum eigentlich Wichtigen führt. Die Titelkämpfe mögen zwar abschätzbar sein, die Rennen sind es in keinem Fall. Auch bei den letzten sechs (oder eigentlich 18) Saisonrennen wird auch wieder bis zur letzten Kurve gekämpft und darauf können sich die Zweiradfreunde auf jeden Fall freuen.