Das Rennen in Istanbul war wieder einmal eine sehr spannend. Die Fahrer mit Bridgetone-Bereifung sahen diesmal leider nicht so gut aus. Spätestens ab Mitte des Rennens war das deutlich erkenntlich.

Marco Melandri hat am Ende sicher sein Triumph des Vorjahres noch einen zusätzlichen Motivationsschub verpasst, um auch dieses Jahr die Nase vorn zu haben. Er wusste genau wie und wo er damals Pluspunkte in Technik und Taktik gefunden hatte und das spielt im Kopf eines Fahrers eine große Rolle. Er wusste, hier kann ich gewinnen, hier bin ich stark, und deswegen hatte er auch das richtige Gefühl gehabt, das Motorrad für das Rennen herzurichten, auch wenn es im Training nicht so gut gelaufen ist.

Bei Dani Pedrosa hatte ich lange Zeit das Gefühl, dass er schon in Istanbul um den Sieg mitfahren könnte. Nach einem kleinen Problem eingangs der letzten Runde war er aber bereits etwas abgeschlagen bevor er stürzte. Auch ohne den Sturz glaube ich nicht, dass er noch einmal hätte angreifen können, um sich den ersten Sieg zu holen.

Casey Stoner ist ein Phänomen wenn es darum geht, Neues schnell umzusetzen. Das hat er bisher in den anderen Klassen gezeigt, egal auf welchem Fabrikat. Seine Leistungen sind umso höher zu bewerten, wenn man bedenkt, dass er in einem Satellitenteam sicher nicht die gleiche Betreuung wie ein Dani Pedrosa erhält. Man kann also auch jederzeit mit seinem ersten Sieg rechnen.

Im Falle von Valentino Rossi bin ich mir nicht so sicher, ob er um den Sieg hätte mitfahren können, auch wenn er den Fehler zu Beginn nicht gemacht hätte. Am Ende hat er doch in jeder Runde etwas an Zeit verloren auch wenn er viele Plätze gut gemacht hat. Was man ganz klar erkennen konnte, ist dass die Yamahas dieses Jahr abgesehen von Rossi doch größere Probleme haben. Colin Edwards war weit hinten und es schien schon schwierig zu sein, das Motorrad für das Rennen abzustimmen. Man sieht auch, dass Rossi dieses Jahr näher am Limit ist als in den letzten Jahren und dass ihm dadurch auch einige Fehler passieren, die ihm früher nicht passiert sind, als er sein Können nicht derartig ausreizen musste.

Ich denke die Leistung der Yamahas wird in diesem Jahr weiterhin variieren. Es werden Strecken kommen wo die Fahrwerksprobleme nicht so eine Rolle spielen und auf anderen werden sie wieder Probleme haben. Genauso wird es auch den Bridgestone bereiften Motorrädern gehen. Das Feld ist in diesem Jahr einfach so ausgeglichen, da kommt es wirklich auf die Tagesform und die Strecke an.

Das Reifenproblem ist vor allem bei Suzuki und Ducati sehr deutlich geworden. Sete Gibernau hätte ich schon zugetraut, das Rennen vorne zu beenden. Der alte Fuchs Loris Capirossi schien von Beginn an reifenschonender zu fahren. Deswegen war er zwar nie ganz an der Spitze, aber dafür konnte er das Rennen gut ins Ziel bringen. Loris hat seine Erfahrung auf dem Motorrad einfach gut ausgespielt.

Die 250er

Hiroshi Aoyama hatte ja bereits gezeigt, dass man auf der KTM sehr schnell fahren kann. Der Sieg in Istanbul muss ja keine Ausnahme bleiben, wobei sich das Motorrad noch in der

Entwicklungsphase befindet. Generell war die ganze Klasse ja sehr nahe zusammen, also Honda, Aprilia und KTM, was bei den vergangenen Rennen nicht so war. Speziell in Jerez fuhren die Aprilia allen auf und davon in Doha war nur Dovizioso auf der Honda mit vorne dabei.

Alex de Angelis hat in der letzten Runde ein Riesenglück gehabt. Wenn er gestürzt wäre, hätte das böse ausgehen können. Man kann aber niemandem wirklich die Schuld zuschieben. Alex hat sicher zuerst den direkt neben ihm Fahrenden gesehen, aber Barbera, der von ganz rechts kam nicht. Barbera hat umgekehrt de Angelis nicht gesehen, es war also ein normaler Rennunfall. Für Alex tut es mir leid, denn er wartet jetzt schon seit fünf Jahren auf seinen ersten Sieg und der will ihm einfach nicht gelingen. In der Türkei wäre er in der besten Ausgangsposition dafür gewesen.

Die 125er

In der Achtelliterklasse ist im Moment alles ziemlich eindeutig verteilt. Die einzigen, die mit Aprilia mithalten können sind KTM mit Mika Kallio. Kallio hätte ich auch zugetraut, dass er das Rennen gewinnt. Leider hatte er dann den technischen Defekt.

Überrascht hat mich, dass Hector Faubel Alvaro Bautista besiegt hat. Bautista hat zwei Rennsiege im Rücken, die ihn eigentlich stärken müssten. Deswegen hatte ich auch gedacht, dass er der clevere Fahrer wäre und das Rennen für sich entscheidet. Aber so ist das eben in der 125er-Klasse, da kann man die Dinge nie voraussehen.

Honda hat bereits einen größeren Rückstand und wenn man nicht schnell eine Verbesserung findet, dann kommen höchstens ein oder zwei Strecken wo einmal einer vorne mitfahren kann. Wenn da keine neue Entwicklung kommt, die den Fahrern hilft, dann sehen die dieses Jahr nicht sehr gut aus. In Istanbul war Gabor Talmacsi auf Platz sechs der einzige positive Ausreißer bei Honda.

IDM

Für meine Mannschaft beim Team Sachsenring Motorrad Unger laufen die letzten Vorbereitungen für die Saison. Leider hat sich Patrick Unger bei den letzten Tests in Brünn das Schlüsselbein gebrochen. Er ist aber bereits operiert und beginnt diese Woche mit der Physiotherapie. Die zwei Wochen bis zum Saisonstart muss er jetzt optimal nutzen und dann sollte er für das erste Rennen wieder fit sein.

Unsere stärksten Konkurrenten werden dabei sicher Georg Fröhlich und die Fahrer des KTM Junior Teams sein, die schon ein paar Rennen gefahren sind und dabei gezeigt haben, dass sie in guter Form sind. Da mit Patrick unser stärkster Fahrer ja leider verletzt ist, wird das erste Rennen vielleicht noch nicht so aussagekräftig, aber ich denke, dass wir über die Saison doch einige starke Ergebnisse holen können.