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Entgegen den Erwartungen bestätigten sich beim Saisonauftakt der schlechte Eindruck von Yamaha und Valentino Rossi von den Jereztests .Yamaha hatte in Jerez ernsthafte Probleme.

Das ist insofern verwunderlich, da Jerez Valentinos Lieblingsstrecke ist. Dort hat er beinahe jedes Rennen, das er gefahren ist auch gewonnen. In Jerez vollbringt er normalerweise wahre Meisterwerke. Umso unverständlicher ist es, dass er sowohl bei den Tests als auch am Rennwochenende so weit abgeschlagen war.

Richtig gefreut hat mich, dass Loris Capirossi die Gunst der Stunde nutzen und den Sieg einfahren konnte. Obwohl ich ein großer Fan des Italieners bin, muss ich zugeben, dass es für ihn sehr schwierig wird daraus eine Siegesserie zu machen.

Schließlich war Valentino an seinem Sturz unschuldig. Er hätte vielleicht nicht gewonnen, aber er hätte sicher wichtige Punkte mitnehmen können. Bei den kommenden Rennen wird sich die Situation jedoch schnell wie aus den letzten Jahren gewohnt einpegeln. Die Tests auf den anderen Rennstrecken sprechen jedenfalls dafür. Zudem hat Valentino nach den vielen Siegen und Titeln der letzten Jahre ein riesiges Selbstvertrauen im Rücken, das er nur durch einen einzigen unverschuldeten Sturz keinesfalls einbüßen wird.

Ein neuer Star

Wenn wir unseren Fokus von Yamaha zu Honda wechseln, dann müssen wir festhalten, dass Honda stärker als erwartet war. Besonders beeindruckend ist die Leistung von Dani Pedrosa, der gleich bei seinem ersten MotoGP-Rennen auf das Podium fahren konnte. Wenn er noch ein paar Rennen auf dem Buckel und seine Fitness noch weiter an die MotoGP-Klasse angepasst hat, dann wird er vielleicht schon 2006 der beständigste Herausforderer Rossi's.

Von Kawasaki hätte ich nach den Testeindrücken etwas mehr erwartet. Capirossi hat bewiesen, dass die Bridgestone-Reifen für eine vordere Platzierung gut waren. Deshalb hätte ich Shinya Nakano schon einen Podestplatz zugetraut.

Wenn Capirossi an der Spitze richtig unter Druck geraten wäre, hätte er sicherlich noch einen Zahn zulegen können. Sein Fahrstil sieht immer sehr spektakulär aus, auch wenn er noch eine knappe Sekunde unter seinem Limit fährt. Also gehe ich fest davon aus, dass er noch ein Ass im Ärmel hatte.

Beim nächsten Rennen in Doha dürfte das Kräfteverhältnis schon wieder ganz anders aussehen. Dort werden Valentino und Colin Edwards wieder vorne dabei sein. Auch bei Capirossi gehe ich davon aus, dass er weiterhin um den Sieg kämpfen kann. Bei Honda sehe ich nur Pedrosa vorne, die anderen dürften in Katar größere Probleme haben.

Was Sete Gibernau angeht, bin ich mir noch nicht sicher, ob er mit seiner Ducati bereits so umgehen kann wie Capirossi. Er ist sicherlich für eine schnelle Runde gut, aber die Ducati sieht schon am Fernseher schwierig zu fahren aus, weshalb er über die Distanz mehr Probleme haben sollte, als auf einer Honda oder Yamaha.

Ein Blick über den Tellerrand

Bei den 250ern ist das eingetreten, was alle erwartet haben: Jorge Lorenzo hat sich den ersten Saisonsieg geholt. Dahinter entstand leider eine kleine Lücke zu den ersten Verfolgern. Das Rennen war aber dennoch spektakulär.

Honda scheint noch leichte Probleme zu haben, was sich allein darin widerspiegelt, dass Sebastian Porto überhaupt nicht zu Recht kam. Ein Grund für die Probleme bei Honda dürfte im Weggang von Dani Pedrosa zu suchen sein, da ein Großteil der Energien der Honda Ingenieure für einen gelungenen MotoGP Einstand aufgewendet werden.

In der Achtelliterklasse verlief der Saisonauftakt ebenfalls wie erwartet: Aprilia ist momentan richtig stark und auch Derbi ist mit Pesek sehr gut unterwegs. Was aber nicht allzu verwunderlich ist, da sie ja zur Piaggio-Familie gehören und zu 90% Aprilia unter der Verkleidung steckt. Honda wird es also in allen drei Klassen schwer haben, die erhofften Erfolge einzufahren.