Liebe motorsport-magazin.com Leserinnen & Leser,

Lange Zeit herrschte bei mir Ungewissheit: Erst im Januar fiel die endgültige Entscheidung, dass ich nicht mehr fahren und meinen Helm an den Nagel hängen würde. Seitdem das klar ist, habe ich mich darum bemüht dem Sport in einer anderen Funktion erhalten zu bleiben.

Ich wollte schon immer stärker in die Nachwuchsförderung einsteigen und die Jungs unterstützen, die zahlreich bei den Pocket- und Mini-Bikes sowie im Juniorcup aktiv sind. In den letzten Jahren haben es nur wenige dieser jungen Talente in den GP-Sport geschafft. Das möchten wir in Zukunft ändern.

Vor diesem Hintergrund kam das Engagement beim Team Sachsenring Motorrad Unger wie gerufen. Dort übernahm ich die Position des Sportlichen Leiters und betreue unsere drei Fahrer Patrick Unger, Eric Hübsch und Mateusz Stoklosa.

Leider liegt momentan noch ein halber Meter Schnee, weswegen wir noch nicht viel trainieren konnten. Bislang waren wir erst einmal Off-Road fahren und haben uns ansonsten hauptsächlich auf Fitnesstraining konzentriert. Es wäre natürlich schön, wenn wir schon bald auf die Strecke könnten.

Bei den anstehenden IDM-Läufen sowie einem möglichen Wildcard-Einsatz am Sachsenring, werde ich die Jungs an der Rennstrecke betreuen und versuchen ihnen ein paar Tipps zu geben. Außerdem werde ich beim Eröffnungstraining des ADAC Juniorcups als Instruktor fungieren.

Saisonvorschau 2006

Kommen wir nun zu jenen, die bereits den Sprung in die Motorrad Weltmeisterschaft geschafft haben. Unseren kleinen Ausblick auf die anstehende Saison beginnen wir in der Königsklasse.

Dort wurde Valentino Rossi zuletzt eine kleine Formschwäche angedichtet. Im Großen und Ganzen sehe ich weder die letzten Rennen des Vorjahres noch die angebliche Testschlappe beim letzten Wintertest in Jerez als besonders aussagekräftig an. So etwas konnte man bei ihm schon in den letzten Jahren beobachten, weswegen ich nicht daran glaube, dass irgendjemand Valentino in diesem Jahr gefährlich werden kann.

Obwohl momentan Hoffnungen geschürt werden, dass der Italiener vielleicht wieder öfter besiegt werden könnte, gehe ich davon aus, dass sich das sehr schnell wieder ändern wird. Letztlich wird es so ähnlich wie in den letzten Jahren ablaufen: Rossi wird eine Vielzahl der Rennen gewinnen.

Daran werden ihn auch seine Ausflüge auf vier Räder in der Formel 1 nicht hindern. Er ist Profi genug, um sich davon nicht ablenken zu lassen.

Gefährlich werden könnten ihm im Kampf um Rennsiege Loris Capirossi, Marco Melandri und Shinya Nakano. Über Dani Pedrosa schwebt noch ein Fragezeichen, wie stark er in seiner ersten MotoGP-Saison sein wird. Letztlich wird aber keiner dieser Herausforderer Valentino den Titel entreißen können.

Bei Honda sehe ich derzeit keinen Fahrer der die Zügel in der Hand hält und das Motorrad richtig weiterentwickelt. Seit Valentino Honda verlassen hat, geht die Entwicklung bei Honda in die verschiedensten Richtungen und keiner der Fahrer erhält genau das Motorrad, das er gerne hätte.

Bei den 250ern wird in diesem Jahr endgültig der Generationswechsel vollzogen. Was im letzten Jahr von Stoner ansatzweise angedeutet wurde, wird in diesem Jahr von den Jungen wie Barbera oder Lorenzo fortgesetzt. Für mich steht somit fest, dass niemand der wie Sebastian Porto schon länger in der Klasse aktiv ist, den Titel holen wird. Dieses Privileg gehört der Jugend.

In der 125er Klasse wäre es aus deutschsprachiger Sicht natürlich toll, wenn Tom seinen Titel verteidigen könnte. Dieses Unterfangen dürfte allerdings etwas schwieriger als im letzten Jahr werden. Denn bei Aprilia scheint wieder eine gute Entwicklungs-Linie vorhanden zu sein und die Fahrer sind mit ihren Testzeiten ebenfalls zufrieden. Hinderlich ist auch Toms Verletzung, die ihm gerade zu Saisonbeginn sicherlich keinen Vorteil verschaffen wird.