Es ist passiert! Nach 15 Rennen und fast dreieinhalb Monaten hat der Triumphzug von Marc Marquez über die MotoGP ein Ende gefunden. Am Sonntag in Barcelona musste sich der Superstar erstmals seit dem 25. Mai wieder geschlagen geben und wie könnte es anders sein, beendete natürlich ausgerechnet der jüngere Bruder die Siegesserie der Nummer 93.
Die Chance dazu hatte Alex Marquez bereits am Samstag gehabt, warf einen vermeintlich sicheren Sprintsieg da aber noch ins Kiesbett von Kurve zehn. 24 Stunden später sollte es dann aber gelingen. "Dieser Fehler schmerzt immer noch", gestand der jüngere Marquez-Bruder am Sonntagnachmittag im MotoGP-Format 'After the Flag' zunächst, erkannte dann aber: "Dieser Fehler hat mir geholfen, heute zu gewinnen. Ich bin diesmal ein perfektes Rennen gefahren. Ich habe keinen Fehler gemacht, war immer genau auf der Linie. Ich bin sehr froh, wie wir dieses Rennen verwaltet haben. Das war die bestmögliche Art, zurückzuschlagen."
Alex Marquez vertagt WM-Entscheidung nach Motegi
Dass er die nötige Pace zum Rennsieg hatte, hatte der Gresini-Pilot bereits am Freitag in den Trainings angedeutet. Einen gedeckten Tisch fand Alex Marquez am Sonntag deshalb aber wahrlich auch nicht vor, musste vielmehr hart für seinen zweiten Grand-Prix-Sieg ackern. "Es ist wirklich nicht leicht, wenn du Marc hinter dir hast", beschrieb der 28-Jährige, der nur unweit des Circuit de Barcelona-Catalunya in Cervera aufgewachsen ist. "Er ist ein Fahrer, der niemals aufgibt. Du weißt, dass er alles versuchen wird. Wenn du ihn hinter dir hast, kannst du dich nicht entspannen."
"Ich habe alles gegeben, habe alles versucht", bestätigte Marc Marquez die These seines jüngeren Bruders wenige Augenblicke später im Interview mit der MotoGP auch direkt. Der Ducati-Werkspilot wollte seine Siegesserie keinesfalls kampflos reißen lassen: "Mein Plan war es von Anfang an, ihm erstmal zu folgen, die Reifen zu schonen und eine Lücke zum Dritten aufzumachen. Dann wollte ich in der Schlussphase attackieren und das habe ich auch gemacht. Acht Runden vor dem Ende habe ich die Schlussattacke eingeläutet. Ich habe dann aber einen Fehler in Kurve sieben gemacht und einen weiteren in Kurve zehn. Dann habe ich aufgegeben."
Keine leichte Entscheidung, schließlich ging es für Marc Marquez am Sonntag nicht nur um die Fortsetzung seiner Siegesserie, sondern auch um seinen ersten Matchpoint zum Gewinn der neunten Weltmeisterschaft. Hätte er Bruder Alex noch überholt, hätte er den Titelgewinn bereits kommende Woche in Misano (12. - 14. September) fixieren können. So fällt die Entscheidung im WM-Kampf frühstens in drei Wochen in Motegi. "Ich hätte heute All-in gehen können", war sich auch der MotoGP-Superstar selbst der Lage bewusst, "aber das war heute nicht die Zeit dafür. Ich habe schon am Donnerstag gesagt, dass irgendwann der Tag kommen wird, an dem jemand anderes schneller sein wird und ich das akzeptieren muss. Heute war das mein kleiner Bruder. Ich habe alles versucht, aber er hatte einfach den besseren Rhythmus."

Erster Punktsieg für Alex Marquez gegen Marc in einem Grand Prix
Doch wo machte Alex Marquez am Sonntag eigentlich den Unterschied? "In den letzten drei Kurven, da bin ich geflogen. Da habe ich mich so gut gefühlt, hatte einen solch hohen Kurvenspeed", verriet der Gresini-Pilot und Bruder Marc brachte es noch etwas genauer auf den Punkt: "Alex hat seine Stärken genau da, wo ich meine Schwächen habe: Den langgezogenen Rechtskurven wie Turn 3, 9, 13 oder 14." In den wenigen Linkskurven des Circuit de Barcelona-Catalunya konnte Marc Marquez zwar wieder etwas Zeit gutmachen, doch nie genug für eine echte Attacke: "Das Problem ist, dass er genau in den letzten zwei Kurven so stark war. Da kam ich in der Bremszone [auf Start-Ziel, Anm.] nie nah genug heran. Und auch in Kurve neun war er sehr stark, auf die dann die zweite Überholmöglichkeit in Kurve zehn folgte. Ich war immer in der Nähe, aber eben nie nah genug dran."
Nach Duellen in Thailand, Argentinien und Mugello behielt nun also erstmals Alex Marquez im direkten Brüderduell in einem Grand Prix die Oberhand. "Jerez war schon speziell, aber mit Marc direkt hinter mir, ist das jetzt schon nochmal spezieller", freute sich die Nummer 73 daher besonders über den Erfolg in Barcelona. "Marc 24 Runden lang im Zaun zu halten, ist wirklich nicht leicht. Mir ist das aber super gelungen, das freut mich extrem."



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