Liberty Media ist nun an der Spitze der MotoGP und wird aus der neuesten Erwerbung eine profitable Show machen wollen. Auf technischer Seite wurde dafür bereits vor der Übernahme das neue Reglement für 2027 verabschiedet. Dann werden Ride-Height-Devices verboten und die Aerodynamik stark beschränkt. Doch könnte das nicht auch während eines Regelzyklus wie in der Formel 1 geschehen? Die Hersteller wehren sich gegen solche Gedanken.

Technische Regeländerungen und Verbote in der Formel 1 Usus

In der Formel 1 ist es ein regelmäßiger Vorgang. Ein oder mehrere Teams erfinden etwas Neues und schon im nächsten Jahr ist es verboten. Manchmal gibt es solche Vorgänge sogar noch während der Saison. Zuletzt ging es etwa um strengere Tests bei sich verbiegenden Flügeln. Nach 2020 durfte Mercedes sein DAS (Dual-Axis-Steering) sofort wieder ausbauen. Zwei Ziele werden damit verfolgt: Das Feld soll eng zusammengehalten und Regelschlupflöcher geschlossen werden.

In der MotoGP sieht das anders aus. Vor allem Ducati war federführend bei der technischen Entwicklung und dominiert seit einigen Jahren den Sport. Dabei sind Erfindungen wie die Ride-Height-Devices den Fans aber ein Dorn im Auge. Sie wollen die Fahrkunst sehen und keine Fahrhilfen. Erst mit den neuen Regeln von 2027 geht es ihnen an den Kragen. Könnte mit Liberty nun ein anderer Wind nach dem Motto 'Was stört, muss sofort weg' wehen?

MotoGP-Bosse warnen: Was kostet das?

Den Herstellern gefällt diese Vorstellung nicht wirklich. "Natürlich wird Liberty Media ein Mitspracherecht haben, wie das gehandhabt wird. Wir alle, auch bei Ducati, haben starkes Interesse daran, wie wir den Sport im Allgemeinen verbessern können", beginnt Ducati-Geschäftsführer Claudio Domenicali noch zurückhaltend. Aber dann wird doch klar, woher der Wind weht: "Wir haben in Technologie investiert, da geht es um die Nachhaltigkeit. Wenn wir also gemeinsam etwas entscheiden, dann sollten wir auch auf die Nachhaltigkeit blicken. Wie sehr würden wir profitieren und wie hoch wären, falls vorhanden, die Extra-Kosten?"

Ducati-Geschäftsführer Claudio Domenicali am Sachsenring
Claudio Domenicali will ein stabiles Reglement, Foto: IMAGO / Alexander Trienitz

Damit trifft er auf volle Zustimmung bei Yamaha-Kollege Paolo Pavesio. "Wenn du dir alle Beteiligten dieser Show ansiehst, dann investieren die Hersteller am meisten. Stabile Regeln sind eine nötige Basis, um weiter investieren zu können. Natürlich haben wir in der MSMA [der Herstellervereinigung, Anm. d. Red.] bereits Möglichkeiten geschaffen, um bei den Regeln etwas zu justieren. Aber eine Fünfjahresperiode ist für Yamaha eine Minimal-Bedingung für ein nachhaltiges Investment", meint der Italiener. Und er ergänzt: "Auf der Strecke sind wir Rivalen, aber wenn es um den Sport als ganzes geht, sind wir Kollegen."

Marc Marquez verletzt: Seine irre MotoGP-Verletzungsliste (07:17 Min.)

Yamaha-Boss stellt klar: Budgets der MotoGP nicht mit Formel 1 vergelichbar

Sich ständig an neue Technik-Regeln anpassen zu müssen, wie es von den Teams der Formel 1 verlangt wird, ist für die Hersteller also keine Option. Pavesio warnt: "Ich hoffe sehr, dass wir nicht in einen zu schnellen Zyklus der Veränderungen geraten. Sicher gibt es viele Ähnlichkeiten mit der Formel 1, aber wir sollten uns bewusst sein, dass die Budgets im Automobilsport und im Motorradsport sehr verschieden sind." Geld für kurzfristige Änderungen wollen die Hersteller also kaum ausgeben, selbst wenn Liberty Media sich davon eine Verbesserung der Show erwarten sollte. Bleibt also zu hoffen, dass die neuen Regeln von 2027 eine gute Grundlage bieten und kein großer Veränderungsbedarf besteht.

Was meint ihr? Sollte Liberty Media die technische Regulierung der MotoGP mehr nach dem Modell der Formel 1 ausrichten? Sagt es uns in den Kommentaren.