Nach Tests in Barcelona hat die FIA die Technische Direktive TD015 überarbeitet. Demnach kommen die Skid Blocks aus Stahl in der restlichen Formel-1-Saison 2025 nur im Notfall zum Einsatz. Standardmäßig werden weiterhin - wie seit 2015 in der Formel 1 Pflicht - Titan-Plättchen an die Unterbodenplatte geschraubt.

Am Freitag in Spanien mussten alle Teams an mindestens einem Auto mit Stahl-Skid-Blocks fahren. Nachdem es beim Japan GP in Suzuka über das Wochenende hinweg wiederholt zu Bränden in den Auslaufzonen gekommen war, machte die FIA die Funken der Autos für das Entzünden der Rasenflächen verantwortlich.

Streckenposten löschen brennendes Gras
In Japan entzündete sich das Gras in der Auslaufzone mehrfach, Foto: IMAGO / PsnewZ

In Ungarn und Singapur sollen erneut Tests mit Stahl-Skid-Blocks durchgeführt werden. Bis auf weiteres bleiben die Titan-Plättchen aber im Einsatz, allerdings müssen alle Teams Stahl-Ersatzteile mit an die Strecke bringen. Sollte es - wie in Japan - zu Feuer in einer Auslaufzone kommen, wird ihr Einsatz kurzfristig vorgeschrieben.

Wofür sind Skid Blocks an den Formel-1-Autos?

Am tiefsten Punkt des Unterbodens sitzt eine ein Zentimeter dicke Planke, die an bestimmten Stellen von den Skid Blocks vor übermäßigem Verschleiß geschützt wird. Die Planke darf über die gesamte Renndistanz hinweg nicht mehr als einen Millimeter an Dicke verlieren. Bei den Skid Blocks handelt es sich um kleine Metallteile, deren Größe und Positionen vom Reglement genau definiert werden.

Setzen Formel-1-Autos auf, schleifen die Metallplättchen am Asphalt. Durch die Reibung zwischen Titan und Asphalt entsteht der bei den Fans so beliebte Funkenflug. Durch den Wechsel von Titan auf Stahl soll es weniger und auch etwas kühlere Funken geben.

Regeländerung Nachteil für bestimmte Formel-1-Teams?

Allerdings ist noch unklar, inwiefern sich der Verschleiß der Stahl-Legierung 17-4PH im Vergleich zur bisherigen Titan-Legierung verhält. Die FIA geht davon aus, dass der Verschleiß mit Stahl sogar geringer ist, auf Team-Seite ist man sich da nicht so sicher. Bei Sauber geht man fest davon aus, dass der Verschleiß höher ist.

Das hätte gravierende Auswirkungen auf das Setup der Autos. Je stärker die Skid Blocks verschleißen, desto mehr Bodenfreiheit müssen die Ingenieure wählen, damit die Planke nicht übermäßig abgenutzt wird. Mehr Bodenfreiheit geht mit einem Verlust an Abtrieb einher.

Die aktuelle Fahrzeuggeneration reagiert extrem sensibel auf Änderungen der Bodenfreiheit. Durch unterschiedliche aerodynamische Charakteristika der Unterböden würden die Teams dadurch unterschiedlich stark Performance einbüßen oder gewinnen.

Aus diesem Grund geht die FIA bei dem Thema sehr behutsam vor. Aus Sicherheitsgründen darf der Automobilweltverband Regeländerungen zu jedem Zeitpunkt im Alleingang vornehmen. Man will aber niemanden benachteiligen. Der ursprüngliche Plan sah vor, die Stahl-Plättchen nur auf Strecken vorzuschrieben, auf denen auch eine reelle Brandgefahr besteht. Auf Stadtkursen hätten auch weiterhin Titan-Skid-Blocks eingesetzt werden sollen.

Weil die Datenlage nach dem Test in Barcelona nicht ausreichend ist, weicht man vom ursprünglichen Plan ab, um kein Team unnötig zu benachteiligen. Deshalb ist die Stahl-Variante vorerst nur Backup, sollte es tatsächlich gefährlich werden. In der nächsten Saison dürfte Stahl dann permanent zum Einsatz kommen, schließlich können die Teams von Anfang an damit planen und ihre Autos entsprechend entwickeln.

Der ursprüngliche Plan sah die folgende Verwendung von Stahl und Titan vor:

RennenMaterial
AustralienStahl
ChinaStahl
JapanStahl
Saudi-ArabienTitan
BahrainTitan
MiamiTitan
ImolaTitan
MonacoTitan
SpanienStahl/Titan
KanadaStahl
ÖsterreichStahl
GroßbritannienStahl
UngarnStahl
BelgienStahl
NiederlandeStahl
ItalienStahl
AserbaidschanTitan
SingapurTitan
AustinStahl
MexikoStahl
BrasilienStahl
Las VegasTitan
KatarTitan
Abu DhabiTitan

Apropos Stahl: Nerven aus Stahl kann man Max Verstappen nicht unbedingt nachsagen. Der Niederländer verhält sich eher wie trockenes Gras in der Auslaufzone: Leicht entzündlich - in seinem Fall aber nicht von Funken, sondern von George Russell. Christian Danners Meinung zu Verstappens Ausraster in Barcelona gibt es im Video:

Verstappen disqualifizieren? Danner: Sicherung durchgebrannt! (34:52 Min.)