Francesco Bagnaia hat beim MotoGP-Finale in Barcelona die Chance, sich mit dem dritten Weltmeistertitel in Serie in die Riege der ganz Großen des Motorradsportes zu fahren. Doch besonders gut sind seine Aussichten angesichts von 24 Punkten Rückstand auf Dauerrivale Jorge Martin nicht. Aus eigener Kraft geht da nichts. Der Italiener braucht Hilfe von anderen, denn er selbst will sich weiter an seine Prinzipien halten.

Francesco Bagnaia will fair fahren, doch wer soll Martin nach hinten verdrängen?

"Ich werde nichts unternehmen, um das Resultat anderer Fahrer zu beeinflussen. Ich will einfach alles geben und es genießen. Ich will beide Rennen gewinnen und dann werden wir sehen, was passiert", stellte der Titelverteidiger am Donnerstag noch einmal unmissverständlich klar, dass er zu keinen schmutzigen Tricks greifen wird. Daher schätzt er seine Lage aber auch realistisch ein: "Ich weiß, dass unsere beiden Niveaus momentan genug sind, um Jorge den Titel zu garantieren. Selbst wenn ich ihn ein bisschen einbremsen würde, wäre es schwer zu bewerkstelligen, dass er außerhalb des Podiums ins Ziel kommt. So sieht die Realität momentan aus."

Anlass zu dieser Einschätzung bietet auch das erste Barcelona-Rennen, welches noch im Mai ausgetragen wurde: "Ich muss zugeben, dass wir im Mai Erster und Zweiter wurden mit 11 Sekunden Vorsprung auf den Dritten [Marc Marquez]. Da haben wir gesehen, dass wir in einer anderen Liga waren." Wird Martin einfach Zweiter hinter Bagnaia, so hat er den Titel locker im Sack. Bagnaia braucht Hilfe von außen: "Ich muss trotzdem wirklich hoffen, dass sich da noch irgendwer reinschiebt."

Marquez und Bastianini kämpfen selbst: Wer sind die Verbündeten der Titelrivalen?

Doch wer soll das sein? Die wahrscheinlichsten Kandidaten heißen angesichts der bisherigen Leistungsfähigkeit der Saison 2024 Marc Marquez und Enea Bastianini. Doch diese beiden kämpfen um WM-Rang Drei und haben bereits klargestellt, für sich selbst zu fahren, auch wenn es Marquez dabei um das Rennresultat und nicht die WM-Position geht. Dabei könnten sie sich natürlich trotzdem zwischen die WM-Rivalen schieben.

Doch auch mit Jorge Martin auf Rang Vier in den beiden Rennen reicht es nicht, zumal auch der Spanier einen Verbündeten hat. Bagnaia weiß genau Bescheid, wer zu wem halten wird: "Er wird von ein paar anderen Fahrern Hilfe bekommen, wie Aleix. Ich werde das von den [VR46-]Academy-Fahrern bekommen. Wir sind in einer ähnlichen Situation, aber er hat 24 Punkte Vorsprung." Marco Bezzecchi würde 'Pecco' sicher helfen, so er denn schnell genug ist. Franco Morbidelli hat die letzte Ducati GP24 im Feld, doch ist er auch Martins Teamkollege bei Pramac. Er ist daher in einer verzwickten Lage.

Aleix Espargaro mit 100% für Jorge Martin beim Abschiedsrennen

Auf Martins Seite hingegen gibt es einen, der Feuer und Flamme ist, seinem Freund zu helfen. Aleix Espargaro hat bei seinem Abschiedsrennen auf seiner Lieblingsstrecke eigentlich eigene Siegambitionen, doch für den 'Martinator' stellt er alles hinten an: "Das ist zu 100% meine Priorität. Ich liebe Jorge wie meinen eigenen Sohn. Für mich hat es Vorrang, dass er es schafft." Wenn er zugunsten seines Kumpels zurückstecken muss, so wird er das tun: "Wenn ich am Sonntag um den Sieg kämpfen könnte, wäre das unglaublich. Aber wenn ich weiß, dass er noch um den Titel kämpft, dann wird es anders sein. Ich müsste mich anders verhalten."

Im Gesamtbild betrachtet sind Bagnaias Hoffnungen auf Schützenhilfe wohl wirklich so gering, wie er sie selbst einschätzt. Vielmehr scheint der potenteste Verbündete im anderen Lager zu sitzen, gewann doch Aprilia-Pilot Espargaro im Mai immerhin den Sprint und stand auf Pole-Position. Es läuft wohl alles darauf hinaus, dass erst Martin selbst durch einen Fehler wie einen Sturz dem Titelverteidiger die Türe öffnen muss.

Interessant könnte das Wochenende aber aufgrund der kühleren Bedingungen und eines anderen Reifenkontingents als im Mai werden. Entsteht so vielleicht doch die Hilfe, die Bagnaia benötigt? Hier könnt ihr lesen, wie die Fahrer die Lage einschätzen: