Vor dem Saisonfinale in Barcelona wartet die MotoGP gespannt auf die Krönung des neuen Weltmeisters. Jorge Martin geht mit 24 Punkten Vorsprung auf Titelverteidiger Francesco Bagnaia und damit als klarer Favorit auf den Titelgewinn in das letzte Rennwochenende. Wirkliche Spannung wird wohl nur dann nochmal aufkommen, wenn dem Pramac-Piloten ein schwerer Patzer in Form eines Sturzes in Sprint oder Grand Prix unterlaufen sollte.

Ganz anders das Duell um WM-Rang drei: Dort sind Marc Marquez (369 Punkte) und Enea Bastianini (368) vor dem Saisonfinale in Barcelona lediglich durch einen Zähler getrennt. Jeder Positionsgewinn in den beiden Rennen könnte in der Endabrechnung also den Unterschied ausmachen, das Pendel in der Weltmeisterschaft könnte in beide Richtungen schwingen. Doch während einer dabei unbedingt die Oberhand gewinnen will, ist dem anderen der dritte WM-Rang völlig egal.

Bagnaia kämpft um Titel: Schmutzige Tricks gegen Martin? (06:35 Min.)

Marc Marquez über WM-Rang drei: Interessiert doch niemanden!

"Glaubt mir, der dritte Platz ist mir zu null Prozent wichtig", überraschte Marc Marquez am Donnerstag in seiner Medienrunde dann doch etwas, nachdem er zuvor monatelang davon gesprochen hatte, das Duell mit Bastianini um WM-Rang drei gewinnen zu wollen. Die Erklärung schob der scheidende Gresini-Pilot allerdings auch gleich hinterher. "Ich habe keine Boni für den dritten Platz", lachte er.

Anschließend wurde Marquez jedoch schnell wieder ernst und begründete weiter: "Könnt ihr euch erinnern, wer 2022 Dritter geworden ist? Oder 2015? Da wurde ich Dritter, aber niemanden hat es interessiert. Der dritte Platz wird mein Leben nicht verändern. Mein Leben verändert haben die Dinge, die wir dieses Jahr erreicht haben."

Nach mehreren verletzungsgeplagten und sieglosen Jahren bei Honda hatte sich Marquez im Herbst 2023 bekanntlich schweren Herzens von seinem langjährigen Arbeitgeber HRC getrennt und stattdessen im kleinen Ducati-Kundenteam Gresini Racing angeheuert, um sich selbst zu beweisen, dass er noch das Zeug zum MotoGP-Spitzenfahrer hat. Dieser Plan ging auf, der 31-jährige Spanier sammelte 2024 bislang zwei Pole Positions, 19 Podiumsplatzierungen, einen Sprinterfolg und allen voran drei erlösende Grand-Prix-Siege in Aragon, Misano und auf Phillip Island.

Marc Marquez gewann in Aragon wieder nach mehr als 1.000 Tagen in der MotoGP, Foto: LAT Images
Marc Marquez gewann in Aragon wieder nach mehr als 1.000 Tagen in der MotoGP, Foto: LAT Images

Marc Marquez: Saisonziele mit Gresini längst erreicht

"Innerhalb von nur einer Saison ist Gresini zu einem enorm wichtigen Team in meiner Karriere geworden. Ich habe hier die perfekte Atmosphäre vorgefunden, um neugeboren zu werden", zieht Marquez nun einen Schlussstrich vor seinem Aufstieg ins Ducati-Werksteam und meint: "In den letzten zwei Rennen hatte ich den Speed, bin aber zu viel Risiko gegangen. Ich habe zwei Rennen weggeschmissen. Wir werden sehen, was diesmal möglich ist. Meine Ziele für diese Saison haben wir aber schon erreicht. Für das Team ist es wichtiger, die Saison auf eine gute Art und Weise zu beenden, als für mich."

Freudig aufgenommen haben dürfte diese Worte am Donnerstag WM-Rivale Bastianini, denn dieser machte nochmal klar: "Für Marc ist das vermutlich nicht wichtig, aber für mich ist es das." Für den scheidenden Ducati-Piloten geht es schließlich auch ums Prestige, könnte er doch seinen Nachfolger im Werksteam der Roten im direkten Duell bezwingen. "Ich habe nur einen Titel gewonnen, Marc hat acht. Es wäre schön gegen ihn zu kämpfen - auf einer Strecke, auf der er schnell ist", scheut sich die Bestie auch nicht vor einem direkten Zweikampf und schickt eine Warnung hinterher: "Ich bin bereit!"