In der MotoGP wurde der Indonesien Grand Prix am Sonntag zum waschechten Überlebenskampf. Nur 12 der 21 gestarteten Piloten - Miguel Oliveira hatte sich schon am Freitag einen komplizierten Handgelenksbruch zugezogen - schafften es im 15. Hauptrennen der Saison 2024 ins Ziel. Gleich neun Fahrer schieden also vorzeitig aus, darunter auch die beiden WM-Anwärter Enea Bastianini und Marc Marquez. Fast die Hälfte erwischte es jedoch schon beim Rennstart.
War das MotoGP-Feld zunächst noch sauber durch die erste Kurve hindurchgekommen, krachte es nämlich danach in der engen Schikane der Kurvenkombination aus Turn 2 und 3. Auslöser war dabei KTM-Pilot Jack Miller. Der Australier verlor beim Umlegen von der Rechts- in die nachfolgende Linkskurve das Vorderrad seiner RC16 und ging zu Boden. Der Beginn einer Kettenreaktion: Im Anschluss donnerten der Australier und seine Maschine nämlich in Aleix Espargaro. Auch der Aprilia-Pilot stürzte und gemeinsam räumten sie dann noch Alex Marquez und Luca Marini ab.
MotoGP-Stewards entscheiden auf Rennunfall
Alle vier Piloten landeten im Kiesbett, blieben bei der unschönen Massenkollision aber glücklicherweise allesamt unverletzt. An eine erneute Aufnahme des Rennens war jedoch für keinen Fahrer zu denken, zu schwer beschädigt waren sämtliche Motorräder. Die Rennleitung kündigte sofort eine Untersuchung des Zwischenfalls ein. Eine Strafe wurde jedoch nicht ausgesprochen, die Erklärung hielten die MotoGP-Stewards um Freddie Spencer kurz und knapp. "Nach ausgiebiger Untersuchung wurde auf Rennunfall entschieden", war im 'Stewards Panel Activity Report' zu lesen, welcher knapp zwei Stunden nach Rennende veröffentlicht wurde, mehr nicht. Die logische Folge: "No further action."
Eine Entscheidung, die sehr zur Freude von Miller getroffen wurde - auch wenn ihm diese nie persönlich kommuniziert wurde, wie er am Sonntag in seiner Medienrunde verriet. Eine Anhörung der Fahrer gab es folglich nicht, das Urteil fiel Stewards-intern. Miller selbst beschrieb den Unfallhergang später wie folgt: "Ich hatte einen ganz ordentlichen Start und habe mich gut durch Kurve eins durchgefädelt. In Turn zwei war ich dann Seite an Seite mit Aleix und wollte den Kurvenspeed mitnehmen, um in Kurve drei dann vorne zu sein. Ich war auf den Zweikampf mit ihm fokussiert und als ich beim Umlegen dann erkannt habe, wie nah ich an Vini [Maverick Vinales, Anm.] vor mir dran war, habe ich das Bike verloren, als ich die Bremse gezogen habe. Das war es dann."
"Das kann passieren", sprach auch der KTM-Pilot im Anschluss von einem Rennunfall, nahm die Startkollision aber auf seine Kappe: "Ich will mich natürlich bei den Jungs entschuldigen, denn das war nicht meine Absicht. Ich musste auf mehrere Dinge gleichzeitig achten und wurde dabei einfach überrascht. Ich habe nichts übertrieben, Vini kam mir einfach etwas näher als gedacht. Ich musste dann bremsen, um einen Kontakt zu vermeiden. Wenn es eine Strafe gegeben hätte, hätte ich das wohl akzeptieren müssen, glücklicherweise bin ich aber so davongekommen. Wir müssen uns in Zukunft einfach besser qualifizieren, um solche Situationen zu vermeiden."
Unfallgegner verteidigen Jack Miller: Ist Racing, kann passieren!
Überraschend kommt das Stewards-Urteil dennoch, wurde nur wenige Stunden zuvor im Moto2-Rennen doch Zonta van den Goorbergh mit einer doppelten Longlap-Penalty bestraft, nachdem er Jaume Masia mit einem ähnlichen Manöver in Turn 1 zu Sturz gebracht hatte. "Ich habe das auch als Rennunfall gesehen. Wieso hat er also eine doppelte Longlap bekommen und wir nicht?", fragte auch Aleix Espargaro in seiner Medienrunde dann nach der Konstanz in der Entscheidungsfindung der Stewards. Dass Miller nicht bestraft wurde, hielt er jedoch für die korrekte Entscheidung: "Ich werfe Jack nichts vor. Das ist die erste Runde, da kann viel passieren. Er hat viel riskiert, denn aus der Helikopter-Perspektive sieht man, dass er deutlich neben der Linie war. Aber das ist Racing und kann passieren."
Diesem Urteil stimmte auch Alex Marquez zu, der Gresini-Pilot erklärte: "Vielleicht war er da etwas zu optimistisch, aber das ist etwas, das passieren kann. Jeder will anfangs Positionen gutmachen, speziell auf einer Strecke wie hier. Mit den heißen Bedingungen wird es danach schwierig, noch zu überholen. Mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen, für mich war es einfach ein Wochenende zum Vergessen." Für den jüngeren Bruder von Marc Marquez war es bereits der dritte Crash im Rahmen des Indonesien GP, der damit ebenso punktlos aus Mandalika abreist wie Luca Marini. Der Honda-Pilot antwortete am Sonntag kurz und knapp: "Das war einfach Pech!"
Wie habt ihr den Zwischenfall beim Start gesehen: Findet ihr es okay, dass Jack Miller nicht bestraft wurde oder hättet ihr ihm eine Strafe abgebrummt? Und wenn ja, welche? Sagt es uns in den Kommentaren!
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