"Ich muss angreifen. Ich muss versuchen, viele Rennen zu gewinnen, wenn ich um die Meisterschaft kämpfen möchte. Jetzt ist es Zeit zu pushen, denn ich muss viele Punkte aufholen!" Mit dieser Ansage war Enea Bastianini am Donnerstag nach seinem kontroversen Sieg im Emilia-Romagna GP in das Rennwochenende der MotoGP in Mandalika gestartet. Und die 'Bestie' ließ auch Taten folgen, fuhr im Training die Bestzeit und verpasste den Sprintsieg am Samstag lediglich um 0,107 Sekunden. Im Indonesien Grand Prix dann jedoch der Rückschlag: Bastianinis volles Risiko wurde nicht mehr belohnt.

In Runde 21 von 27 verlor der WM-Dritte in Kurve eins nämlich die Kontrolle über seine Ducati Desmosedici GP24 und crashte über das Vorderrad. Im Kiesbett zum Liegen gekommen versuchte Bastianini nochmal, seine Maschine neu zu starten, musste letztlich aber erfolglos aufgeben. "Ich war deutlich schneller als in der Runde zuvor. Ich habe sehr hart gepusht, um die Lücke zu Pedro [Acosta] zu schließen", beschrieb die Startnummer 23 den Unfallhergang nach Rennende und machte anschließend auch keinen Hehl daraus, es schlicht übertrieben zu haben: "Ich war einfach über dem Limit."

Enea Bastianinis beschädigte Ducati bei der Rückkehr ins MotoGP-Paddock, Foto: LAT Images
Enea Bastianinis beschädigte Ducati bei der Rückkehr ins MotoGP-Paddock, Foto: LAT Images

Michelin und Morbidelli kosten Enea Bastianini im Indonesien GP

Erst wenige Augenblicke zuvor hatte Bastianini in Mandalika noch die schnellste Rennrunde in den Asphalt gedonnert. Zum Zeitpunkt des Sturzes auf Platz drei liegend, hatte er den erhofften Rennsieg durchaus noch im Blick. Zu Pedro Acosta fehlten nur anderthalb Sekunden, zum Führenden Jorge Martin knapp zweieinhalb Sekunden. Mit Blick auf die verbliebene Renndistanz von sieben Runden eine scheinbar unlösbare Aufgabe, aber nicht unmöglich. Denn Bastianini war deutlich schneller als seine beiden Vordermänner, hatte in den drei Umläufen zuvor bereits eine Sekunde Rückstand aufgeholt.

Ob der Ducati-Pilot also noch an den Sieg glaubte? "Ich weiß nicht, ob ich das Rennen noch gewonnen hätte. Platz zwei wäre aber sicher möglich gewesen", kommentiert der Italiener auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Es wäre hart gewesen, weil Pedro sehr schnell war. Ich denke aber, dass ich ihn mit meiner Pace zwei bis drei Runden vor Schluss noch eingeholt und ihn hätte angreifen können. Mein eigentliches Ziel war aber natürlich der Sieg."

Dass es damit nicht klappte, lag wohl hauptsächlich an zwei Faktoren: Dem Medium-Hinterreifen von Michelin und Pramac-Pilot Franco Morbidelli. Bastianini hatte mit einem Raketenstart vom fünften Startplatz nämlich eigentlich schon die Grundlage für ein erfolgreiches Rennen gelegt gehabt, kam er doch als Zweiter aus der ersten Kurve heraus. Doch anstatt Martin angreifen zu können, viel 'La Bestia' in weiterer Folge wieder hinter Acosta, Morbidelli und Marco Bezzecchi auf P5 zurück. "Ich habe zu Beginn zu sehr unter meinem Hinterreifen gelitten. Erst ab Runde zehn hat sich die Situation verbessert und ich konnte aggressiver ans Gas gehen", erklärt Bastianini die ungewöhnlich schwache Startphase.

Enea Bastianini steckte lange im MotoGP-Verfolgerfeld fest, Foto: LAT Images
Enea Bastianini steckte lange im MotoGP-Verfolgerfeld fest, Foto: LAT Images

MotoGP-Titeltraum für Enea Bastianini ausgeträumt?

Als der Hinterreifen dann endlich auf Betriebstemperatur angelangt war, schnappte sich der scheidende Ducati-Pilot schnell P4 von Bezzecchi, hing dann allerdings sechs Runden lang hinter GP24-Kollege Morbidelli fest. "Ich habe versucht, nicht zu viel Zeit zu verlieren. Letztlich haben wir durch den Kontakt in Turn 2-3 aber sehr viel Zeit verloren", beschreibt er. Erst zum Ende von Runde 17 - anderthalb Umläufe nach dem gescheiterten ersten Versuch - kam er dann endlich am Pramac-Piloten vorbei, zum Führenden Martin fehlten da aber schon 3,5 Sekunden. "Ich habe es dann noch geschafft, aber viel zu spät. Da war das Rennen schon gelaufen", kommentiert Bastianini sichtlich enttäuscht.

Krieg der Worte zwischen Bagnaia und Martin? War doch nur Spaß! (07:30 Min.)

Der 26-jährige Mann aus Rimini warf trotzdem nochmal alles in den Ring und landete damit auf der Nase. Sein Ausfall im Indonesien GP gleicht einem heftigen Rückschlag im Titelkampf. Denn in der Fahrer-WM fehlen nun happige 75 Punkte auf WM-Leader Martin. Gänzlich abschreiben will Bastianini den WM-Titel aber noch nicht, gibt es vielmehr kämpferisch: "Ich bin noch nicht raus aus dem Rennen, aber er [der Titel, Anm.] ist sicherlich in weiter Ferne. Ich bin trotzdem zufrieden, denn ich habe es versucht. Ich wollte Punkte aufholen und habe alles gegeben. Leider war ich über dem Limit und habe es nicht geschafft."

Dennoch sieht fünf Grand-Prix-Wochenenden und zehn Rennen vor Schluss jetzt alles nach einem Zweikampf um den MotoGP-Titel 2024 zwischen Martin und Francesco Bagnaia aus, da am Sonntag auch Marc Marquez nach einem Technik-Defekt ohne Punkte blieb. Ob sich dabei Martin oder Bagnaia im Vorteil befindet, erfahrt ihr im nachfolgenden Artikel: